Rubel fällt, Kurse sinken Wagner-Aufstand zeigt Börsianern Risiken auf
26.06.2023, 14:57 Uhr Artikel anhören
Business as usual? Werbung der Söldnerfirma Wagner in Moskau am Tag nach dem Scheitern des Aufstands.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Während des Aufstands der Wagner-Söldner am Wochenende ist die Moskauer Börse geschlossen. Als der Handel weitergeht, ist die akute Gefahr gebannt. Doch die Sorge vor zunehmender Instabilität in einem der größten Öllieferländer der Welt wächst.
Der Sturm auf Moskau ist ausgeblieben. Söldnerführer Jewgeni Prigoschin und seine Kämpfer haben ihren Aufstand gegen die russische Armee abgeblasen. Auch wenn der erste Schock des abgesagten Umsturzes überwunden und die Gefahr eines Bürgerkriegs in Russland abgewendet ist, bleiben die Ereignisse vom Wochenende nicht ohne Folgen für den russischen Finanzmarkt. So stürzte der Rubel, der am Samstag und Sonntag nicht gehandelt worden war, zu Wochenbeginn auf den tiefsten Stand seit März 2022. Am frühen Morgen kostete ein Rubel zeitweise nur noch 0,0117 US-Dollar. Gegen Mittag erholte sich die russische Landeswährung etwas und stieg auf 0,0119 US-Dollar.
An der Börse in Moskau verlor der RTS-Index 1,6 Prozent. "Wäre die Eskalation um die Wagner-Truppe nicht am Wochenende passiert, wäre die Volatilität an den Märkten sehr hoch gewesen", sagte ein Marktteilnehmer der Nachrichtenagentur Dow Jones. So haben die Ereignisse weniger akute Angst am russischen Finanzmarkt ausgelöst als vielmehr Sorgen vor zunehmender Instabilität verstärkt. "Die vereitelte Revolte hat Risse im Machtapparat der russischen Regierung aufgezeigt. Die Instabilität des Riesenreichs könnte irgendwann zu einem Problem für die Finanzmärkte werden, vor allem dann, wenn sich Wladimir Putin nicht mehr im Kreml halten kann", zitiert Reuters Christian Henke, Analyst vom Broker IG.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs listet mögliche Risiken für die russische Wirtschaft auf, die die Wagner-Rebellion offengelegt habe. Dass das Zentrum des Aufstands und der Schwerpunkt der Wagner-Miliz in der Region Rostow am Asowschen Meer gelegen habe, zeige, wie gefährdet ein wichtiger Teil der russischen Ölindustrie sei. Denn von dort verläuft eine wichtige Exportroute über das Schwarze Meer. Für den russischen Staat ist der Ölexport die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle.
Auch die Präsenz von Wagner-Söldnern in anderen Ländern könne ein Risiko darstellen, heißt es in der Goldman-Sachs-Mitteilung, aus der Bloomberg zitiert. So ist die Militärfirma etwa in Libyen aktiv, einem wichtigen Öllieferanten Europas. Im Zuge des Bürgerkriegs war es in den vergangenen Jahren mehrfach zu Blockaden der libyschen Ölhäfen gekommen.
Obwohl Russland nach wie vor zu den größten Ölexporteuren der Welt gehört, löste das Chaos am Wochenende am globalen Ölmarkt keine heftigen Reaktionen aus. Zuletzt hatte sich das Ölkartell OPEC+ eher mit der Sorge vor einem Überangebot an Rohöl beschäftigt als mit Engpässen. Einschränkungen russischer Lieferungen könnten andere OPEC-Mitglieder, die ihre Förderquoten zuletzt gekürzt hatten, wahrscheinlich kompensieren.
Quelle: ntv.de, mbo/rts/DJ