Dow schließt auf RekordhochWall Street wartet nervös auf Konjunkturdaten

Der längste Shutdown der US-Geschichte nähert sich seinem Ende, doch die Euphorie darüber ist an der Wall Street schon ein wenig verflogen. Tech-Werte geraten unter Druck, allen voran das Börsenschwergewicht Nvidia.
Nach dem Aufschwung zum Wochenstart haben die US-Börsen am Dienstag keine einheitliche Richtung gefunden. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,2 Prozent im Plus bei einem Rekordhoch von 47.927,96 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 legte 0,2 Prozent auf 6846,61 Stellen zu. Gestützt wurden hier die Kurse von Fortschritten bei der Beendigung des langen Shutdowns der US-Regierung. Dagegen gab die Technologiebörse Nasdaq 0,2 Prozent auf rund 23.468 Punkte nach. Der Chip-Konzern Nvidia und andere Werte aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) gerieten wegen Sorgen über ihre hohen Bewertungen wieder unter Druck.
Am Montag hatten die US-Börsen um 0,8 bis 2,3 Prozent zugelegt, nachdem sich im Senat ein Kompromiss im Haushaltsstreit abzeichnete. Nach Börsenschluss stimmte die Kammer der Einigung dann zu. Der Übergangshaushalt soll die Finanzierung der Bundesbehörden bis zum 30. Januar sichern und den längsten Shutdown in der Geschichte der Vereinigten Staaten beenden. Nach dem Senat soll am Mittwoch auch das Repräsentantenhaus dem Kompromiss zwischen den Republikanern von Präsident Donald Trump und den Demokraten zustimmen.
"Die Erwartungen sind, dass der Shutdown vorbei ist", sagte Sam Stovall, Chef-Anlagestratege bei CFRA. "Die Leute werden wieder an die Arbeit gehen, Wirtschaftsdaten werden wieder veröffentlicht und die Unsicherheit wird hinter uns liegen." "Man muss allerdings fairerweise konstatieren, dass das Thema vorher auch nicht wirklich auf den Kursen lastete, weshalb die Anleger jetzt auch zum Tagesgeschäft übergehen", sagte Christine Romar vom Broker CMC Markets. Die Nachricht habe zwar die Angst der Anleger vor dem Platzen einer möglichen Blase im US-Technologiesektor vorerst verdrängt. "Was damit aber auch heißt, dass diese im Hintergrund durchaus weiter schwelt und jeder noch so kleine Impuls ausreichen könnte, eine nächste Verkaufswelle in Gang zu setzen."
Für die weiteren Entwicklungen am Aktienmarkt ist laut Experten entscheidend, dass in den kommenden Wochen US-Konjunkturdaten veröffentlicht werden, deren Veröffentlichung der teilweise Stillstand der Verwaltung verzögert hat. "Die anstehende Datenflut wird ein wichtiges Ereignis sein", sagte Philip Shaw, Chefökonom beim Finanzdienstleister Investec. "Eine Frage ist, ob die Daten und der Blick der US-Notenbank Fed auf die Konjunktur miteinander übereinstimmen." Die Währungshüter versuchen, mit erhöhten Zinsen die Inflation auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken, ohne die Konjunktur abzuwürgen.
"Wir gehen davon aus, dass sich die Wirtschaft gut hält und die Inflation sich in einem recht moderaten Rahmen entwickelt", sagte Isabelle Mateos y Lago, Chefökonomin der BNP-Paribas-Gruppe. Dieses Szenario ermögliche es der Fed, die Zinsen im Dezember um 25 Basispunkte zu senken und danach vorsichtiger vorzugehen, konstatierte die Expertin. Blerina Uruci, Chefökonomin bei T.Rowe Price, mahnte zur Vorsicht. Der US-Beschäftigungsbericht für September dürfte ihrzufolge zwar bereits einige Tage nach der Wiederaufnahme der Regierungsgeschäfte veröffentlicht werden, da die Zahlen vor dem Shutdown erhoben worden waren. Die Berichte für Oktober und November könnten sich jedoch weiter verzögern. Dabei sei es Anlegern "vor allem wichtig, dass es endlich wieder einen regelmäßigen Flow an Konjunkturdaten gibt, um daraus Rückschlüsse für Anlageentscheidungen zu ziehen", sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Gewinnmitnahmen bei Nvidia
Bei den Einzelwerten geriet Nvidia mit einem Minus von rund drei Prozent unter Druck. Der japanische Technologieinvestor Softbank hatte sich schon im vergangenen Monat von sämtlichen Anteilen an dem Chipkonzern getrennt, was jetzt bekannt wurde. Dessen Aktien eilen seit Jahren von Rekord zu Rekord. Dadurch übersprang der Börsenwert des Weltmarktführers bei KI-Hochleistungsprozessoren zuletzt die Schwelle von fünf Billionen Dollar.
Aus den Depots flogen auch die Aktien des Quantencomputer-Spezialisten Rigetti und des Fleischersatzproduzenten Beyond Meat, die nach negativ aufgenommenen Bilanzen um rund fünf beziehungsweise gut neun Prozent abrutschten. Gefragt waren hingegen unter anderem die Aktien des Unterhaltungskonzerns Paramount Skydance und des Raumfahrtunternehmens Rocket Lab. Die Titel legten um fast zehn beziehungsweise rund 1,3 Prozent zu.
Alles Weitere zum heutigen Börsengeschehen können Sie hier nachlesen.