Wirtschaft

Exporte brechen ein Warum Deutschlands Exporteure Chinas Aufschwung verpassen

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Chinas Regierung will die heimische Wirtschaft weniger abhängig von westlicher Technologie, also auch von Importen aus Deutschland machen.

Chinas Regierung will die heimische Wirtschaft weniger abhängig von westlicher Technologie, also auch von Importen aus Deutschland machen.

(Foto: imago/VCG)

Harte Corona-Lockdowns lassen 2022 Chinas Wirtschaft und damit auch deutsche Ausfuhren in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zurückgehen. Inzwischen gewinnt Chinas Konjunktur wieder an Fahrt. Doch die deutschen Exporteure profitieren nicht - im Gegenteil.

Hoffnungen der deutschen Exporteure auf ein Comeback ihres China-Geschäfts nach der Abkehr von der dortigen Null-Covid-Politik haben sich bislang nicht erfüllt. Im Gegenteil: Im ersten Quartal brachen die Ausfuhren in die Volksrepublik um 12,0 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 24,1 Milliarden Euro ein. Das geht aus vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. Die gesamten deutschen Exporte wuchsen dagegen von Januar bis März um 7,4 Prozent auf mehr als 398 Milliarden Euro.

Dabei ist die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im zurückliegenden ersten Quartal überraschend kräftig gewachsen: Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis März um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - der stärkste Quartalszuwachs seit einem Jahr. "Chinas Wirtschaft mag sich erholen, aber die Auswirkungen auf die deutschen Exporte werden ganz anders sein als bei der Überwindung der globalen Finanzkrise im Jahr 2009", sagte der Chefvolkswirt des Mercator Institute for China Studies (Merics), Max Zenglein. "Die wirtschaftliche Erholung wird diesmal hauptsächlich von Verbrauchern und Dienstleistungen abhängen und dürfte an vielen deutschen Exporteuren vorbeigehen."

Nachdem die Führung in Peking Ende 2022 überraschend das Ende der strengen Corona-Politik mit wiederkehrenden Lockdowns ganzer Metropolen verkündet hat, reisen die Chinesen wieder vermehrt, gehen aus und kleiden sich neu ein. "Das Post-Corona-Wachstum wird vom Konsum befeuert", sagte Zenglein. "Das geht also an Deutschland vorbei." Hinzu kommen noch Bestrebungen der Regierung nach mehr Autarkie, also einer geringeren Abhängigkeit von westlicher Hochtechnologie durch eigene Produktion. "Damit besteht die Gefahr, dass die deutschen Exporte nach China vielleicht ihren Zenit erreicht haben", sagte Zenglein.

China nur noch viertwichtigster Abnehmer deutscher Waren

Der Anteil der Ausfuhren in die Volksrepublik an den deutschen Gesamtexporten dürfte sich "auf einem niedrigeren Niveau einpendeln". Schon jetzt liege er nur noch bei rund sechs Prozent, nachdem er zeitweise bei etwa acht Prozent gelegen habe, sagte Merics-Chefvolkswirt Zenglein. Bereits 2022 lief das China-Geschäft schleppend: Die Ausfuhren legten lediglich um 3,1 Prozent zu, während etwa das US-Geschäft um 27,9 Prozent zunahm. Damit rutschte die Volksrepublik vom zweiten auf den vierten Platz der wichtigsten Abnehmer von Waren "Made in Germany" ab - hinter den USA, Frankreich und den Niederlanden.

Auch vor Ort läuft es nicht rund: Ihre Geschäftslage bewerten 29 Prozent der in China aktiven deutschen Unternehmen als gut und 22 Prozent als schlecht, ergab eine Umfrage unter Mitgliedern der Auslandshandelskammer. Das ist unter dem Strich eine pessimistischere Lagebeurteilung als im vergangenen Herbst.

"Unwägbarkeiten um die zukünftigen Handelsbeziehungen zu China belasten auch unsere Unternehmen vor Ort", sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. "Die Diskussion über De-coupling, also das Loslösen vom chinesischen Markt, liegt wie Mehltau über dem China-Geschäft der dort aktiven Betriebe."

Quelle: ntv.de, mbo/rts

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