Schwierigste Lage seit 50 Jahren Wirbelstürme und "Gelber Drache" - wird der O-Saft knapp?
11.08.2023, 13:45 Uhr Artikel anhören
Bald heiße Ware in den USA? Der Preis für Orangensaft-Konzentrat erreicht einen Rekordwert (Archivbild).
(Foto: Reuters)
Florida ist eines der wichtigsten Anbaugebiete für Orangen weltweit. Zwei Hurrikans und ein Bakterium, das Zitrusfrüchte befällt, bedrohen die Ernte. Der Preis für Orangensaft-Konzentrat springt auf Rekordniveau. Und in Europa könnte das beliebte Getränk knapp werden.
In den USA ist der Preis für Orangensaft auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Der Preis für ein Pfund (in den USA 450 Gramm) Tiefkühl-Orangensaftkonzentrat zur Lieferung im September stieg auf mehr als drei Dollar, Ende Juli hatte er kurzzeitig bereits 3,20 Dollar erreicht. Grund ist eine sehr schlechte Ernte. Auch in Deutschland ist der Preis für Orangensaft schon um etwa 50 Prozent geklettert.
Der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie hatte schon Ende Juli gewarnt: "Wir befinden uns in der schwierigsten Situation seit mehr als 50 Jahren." Zu den Ernteausfällen in den USA kämen "historisch niedrige Lagerbestände in Brasilien" - nach schwachen Ernten dort in den vergangenen Jahren. Die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat sei "massiv eingeschränkt".
Brasilien ist mit 90 Prozent Marktanteil der wichtigste EU-Lieferant für Orangensaftkonzentrat. Doch angesichts der schlechten Ernte in den USA "fließt der Orangensaft jetzt dorthin", sagte Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Fruchtsaftindustrieverbands. Die Transportkosten von Brasilien in die Vereinigten Staaten seien niedriger und "die USA zahlen mehr".
In Deutschland ist der Preis für Orangensaft seit dem Vorjahr schon stark gestiegen. "Verbraucher zahlen im Handel zwei Euro pro Liter und darüber", sagte Heitlinger. Er hält es für möglich, dass der Preis noch weiter ansteigen wird. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher stiegen dann aber auf andere Säfte um.
"Gelber Drache" plagt Früchte
Die angespannte Lage beim Orangensaft könnten leider auch Mexiko und Spanien nicht entlasten, erläuterte der Verband. Auch hier seien die Ernteerträge witterungsbedingt unterdurchschnittlich. In Mexiko sei die Erntemenge im Vergleich zu durchschnittlichen Jahren um mehr als ein Drittel gesunken.
In den USA waren im Herbst 2022 die beiden schweren Wirbelstürme "Ian" und "Nicole" über Florida hinweggefegt, wo die Hauptanbauregion für Orangen in den USA liegt, der sogenannte Zitrusgürtel. Die Region ist nach Brasilien der zweitgrößte Produzent von Orangensaft weltweit.
Seit rund 15 Jahren breitet sich in Florida zudem die Zitruskrankheit Huanglongbing (HLB) aus, bekannt als "Gelber Drache". Sie sorgt dafür, dass die Früchte klein und grün bleiben, deformiert und bitter sind und die Bäume binnen weniger Jahre absterben. Übertragen wird das Bakterium vom Zitrusblattfloh.
Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet damit, dass die Orangenproduktion in diesem Jahr um 25 Prozent auf 2,3 Millionen Tonnen fallen wird. Das wäre die niedrigste Menge seit 56 Jahren.
Quelle: ntv.de, als/AFP