Rezession vermieden Wirtschaft wächst zu Jahresbeginn kaum - Krieg bremst Erholung
29.04.2022, 10:03 Uhr
Die deutsche Wirtschaft schrammt mit dem leichten Plus knapp an einer "technischen Rezession" vorbei.
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
Die deutsche Wirtschaft kehrt zu Jahresbeginn auf den Wachstumspfad zurück. Getragen wird die Erholung vor allem von Investitionen. Mit Beginn des russischen Krieges wird ein weiterer Anstieg der Wirtschaftsleistung allerdings praktisch abgewürgt.
Die deutsche Wirtschaft tritt zu Jahresbeginn auf der Stelle. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorquartal um nur 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dabei ging das Wachstum vor allem auf höhere Investitionen zurück. Der Außenbeitrag bremste die Erholung hingegen. Mit Beginn des russischen Krieges zur Quartalsmitte stockte sie weiter.
Das befürchtete zweite Minusquartal in Folge und damit eine sogenannte technische Rezession ist nun aber ausgeblieben. Im Schlussquartal 2021 war die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,3 Prozent gesunken. Schrumpft die Wirtschaft zwei Vierteljahre in Folge, sprechen Ökonomen von einer "technischen Rezession".
Allerdings macht der Ukraine-Krieg die Hoffnung auf eine kräftige Konjunkturerholung im laufenden Jahr zunichte. Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf das Nachbarland potenzieren die Probleme, die Europas größte Volkswirtschaft schon zuvor belasteten: allen voran kräftig steigende Energiepreise sowie Lieferengpässe bei wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten.
Ökonomen uneins bei Frühlingsprognose
Angesichts der globalen Gemengelage sei das Mini-Wachstum noch freundlich ausgefallen, urteilt Ökonom Alexander Krieger. "Die exportabhängige Wirtschaft kommt aber weiter nicht vom Fleck. Besserung sei nicht in Sicht. Es sehe "stark danach aus, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Quartal sinken wird""
Jörg Krämer von der Commerzbank rechnet indes mit einer Stagnation in den kommenden Monaten. Der Krieg verunsichere Unternehmen und Konsumenten massiv und treibe die Energiepreise. Hinzu käme die Null-Corona-Politik Chinas. "Käme es sogar zu einem Stopp russischer Gaslieferungen, würde die dadurch ausgelöste Energiekrise wohl eine tiefe Rezession verursachen. Die Konjunkturrisiken sind zurzeit sehr hoch."
Dagegen erwartet Fritzi Köhler von der KfW auch im Frühling ein Wachstum. So gebe die Erholung von Omikron einen positiven Impuls. Allerdings belasteten neue Lieferkettenengpässe.
"Wirtschaft steuert durch schwieriges Fahrwasser"
Volkswirte hatten zuletzt reihenweise ihre Konjunkturprognosen für 2022 gesenkt. "Die deutsche Wirtschaft steuert durch schwieriges Fahrwasser und durchläuft die höchsten Inflationsraten seit Jahrzehnten", stellten führende Wirtschaftsforschungsinstitute fest. Sie erwarten für das Gesamtjahr nun 2,7 Prozent Wachstum. Im Herbst war noch ein Plus von 4,8 Prozent vorhergesagt worden. Die Bundesregierung senkte ihre Wachstumserwartungen für das laufende Jahr von 3,6 Prozent auf 2,2 Prozent.
Noch pessimistischer sind die "Wirtschaftsweisen". Das Beratungsgremium der Bundesregierung sagt für dieses Jahr nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,8 Prozent voraus. Bei einem Lieferstopp von Energie aus Russland droht der deutschen Wirtschaft nach Einschätzung des Sachverständigenrates sogar der Absturz in eine Rezession.
Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Wirtschaft nach dem Konjunktureinbruch im Corona-Jahr 2020 wieder Tritt gefasst und war um 2,9 Prozent gewachsen. Das Wachstum fiel allerdings geringer aus als zunächst erhofft. Lieferengpässe und Materialknappheit belasteten vor allem die Industrie.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa