Wirtschaft

Problemzonen am Arbeitsmarkt Wo der Fachkräftemangel zuschlägt

Die Stärken und Schwächen der deutschen Wirtschaft fallen regional höchst unterschiedlich aus. Daten aus der Fläche zeigen, wie weit die Trends auseinanderlaufen. In Duisburg etwa ist mehr als jeder Zehnte ohne Job. In Teilen Bayerns herrscht dagegen Vollbeschäftigung.

Wie steht es in Deutschland um die Beschäftigung abseits der Konjunkturhochburgen? Der Blick auf die bundesweite Arbeitslosenquote hilft hier nicht viel weiter. Das wahre Ausmaß von sehr gegensätzlichen Problemen wie Arbeitslosigkeit oder Fachkräftemangel zeigt sich erst in der regionalen Aufschlüsselung der Job-Daten aus Deutschland.

Wichtigstes Ergebnis: Der von Unternehmerverbänden beklagte Mangel an geeigneten Arbeitnehmern und die regionalen Gegebenheiten führen in den Regionen zwischen Küste und Alpen zu höchst unterschiedlichen Entwicklungen.

Insgesamt zum Beispiel verharrte die Arbeitslosenquote in der offiziellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Mai auf dem im Vergleich zum April unverändert niedrigen Stand von 4,9 Prozent. Seit Jahren verzeichnen Beobachter einen regelrechten Boom am deutschen Stellenmarkt. In der Praxis liegt die regionale Quote jedoch vielerorts deutlich höher. Im Ruhrgebiet und im Nordosten Brandenburgs verzeichnen die BA-Experten trotz Frühjahrsbelebung weiterhin eine Erwerbslosenquote jenseits der 10-Prozent-Marke.

Die mit Abstand höchsten Arbeitslosenquoten sind dabei nicht etwa in Ostdeutschland zu finden. Bundesweiter Spitzenreiter im Mai ist zum Beispiel die Stadt Gelsenkirchen mit einem Erwerbslosenanteil von 12,6 Prozent. In Bremerhaven an der Nordseeküste waren zuletzt 12,3 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ohne Arbeit. Platz drei in diesem Ranking teilen sich die Stadt Duisburg - ebenfalls im Ruhrgebiet - mit der Uckermark. In diesen beiden Kreisen waren zuletzt jeweils 11,0 Prozent der Erwerbstätigen ohne Job.

Besonders bemerkenswert: Unter den ersten 20 deutschen Regionen mit der höchsten Arbeitslosenquote bleibt die Uckermark der einzige Vertreter aller ostdeutschen Städte und Landkreise. Den nächsthöchsten Wert steuern Stendal (Sachsen-Anhalt) und Schwerin, die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, mit einer örtlichen Arbeitslosenquote von 8,5 Prozent bei.

Arbeitgeber auf Zuzug neuer Bewerber angewiesen

Schlimmer als in MV oder Sachsen-Anhalt steht es den Mai-Daten der BA zufolge um die regionalen Arbeitsmärkte in Pirmasens, Wilhelmshaven, Herne, Essen, Krefeld, Dortmund, Hagen, Delmenhorst, Oberhausen, Bremen, Mansfeld-Südharz, Mönchengladbach, Salzgitter, Saarbrücken, Bochum, Offenbach am Main und Kaiserslautern. Hier liegen die regionalen Quoten in absteigender Reihenfolge zwischen 10,6 Prozent (Pirmasens) bis 8,5 Prozent in Kaiserslautern.

Sehr viel besser stellt sich die Lage dagegen in Bayern dar. Die Top 30 der niedrigsten regionalen Arbeitslosenquoten finden sich im Freistaat. Den bundesweit stärksten Stellenmarkt gibt es rein rechnerisch im Landkreis Eichstätt. Im Speckgürtel nördlich des Industrie- und Autostandorts Ingolstadt weist die lokale Arbeitsagentur eine Quote von rekordniedrigen 1,3 Prozent aus.

Von Vollbeschäftigung sprechen Ökonomen dabei schon ab Werten von 2,0 Prozent. In der Praxis heißt es für Arbeitgeber vor Ort, dass sie hier ohne Zuzug neuer Bewerber kaum noch Chancen haben, freiwerdende Stellen zu besetzen. In der Perspektive ergibt sich daraus für die strukturschwachen Regionen Deutschlands eine gefährliche Sogwirkung: Wenn die Politik in den betroffenen Kreisen keine an die lokalen Gegebenheiten angepassten Lösungen findet, dürfte sich die Abwanderung aus diesen Gebieten langfristig verstärken.

Dass der Job-Boom das Ruhrgebiet oder die Uckermark ohne unterstützende Maßnahmen von alleine erreicht, ist höchst unwahrscheinlich. "Die fetten Jahre liegen hinter uns", fasst etwa Konjunkturexperte Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe die Lage zusammen. "Jetzt kommen wir allmählich zu einem Punkt, wo es keine deutliche Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt mehr gibt - zumal die Konjunkturdynamik voraussichtlich zurückgehen wird."

Quelle: ntv.de

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