Wirtschaft

Arbeitsmarkt schwächelt massivZinshoffnungen übernehmen an der Wall Street das Ruder

03.12.2025, 22:54 Uhr
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Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung noch im Dezember wird bei 90 Prozent taxiert. (Foto: AP)

Überraschend schwache Jobdaten geben der Hoffnung auf eine Zinssenkung noch im Dezember Auftrieb. Allerdings sind die Konjunkturdaten so düster, dass bereits vereinzelt Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft aufkeimen.

Weiter gestiegene Erwartungen an eine Zinssenkung der US-Notenbank in der kommenden Woche haben die Wall Street angeschoben. Auslöser war ein schwacher ADP-Arbeitsmarktbericht. Im privaten Sektor wurden im November 32.000 Stellen abgebaut, die Prognose lag dagegen bei plus 40.000. Die schwache Lesung löste kurzzeitig auch neue Sorgen über den Zustand der US-Wirtschaft aus. Auch die Industrieproduktion überzeugte nicht. Diese ist im November zwar wie erwartet gestiegen. Allerdings ist die Oktober-Lesung deutlich nach unten revidiert worden. Auch hat die Kapazitätsauslastung im November die Erwartungen verfehlt. Zudem zeigte sich die Inflation auf Basis der Importpreise für September eingedämmt.

Der ISM-Index für den Dienstleistungssektor ist im November gegenüber dem Vormonat etwas stärker gestiegen als erwartet. Die darin enthaltene Arbeitsmarktkomponente hat sich leicht erhöht. Sie liefert das akkurateste und aktuellste Bild des US-Arbeitsmarktes. Aktuell preist der Zinsterminmarkt eine Zinssenkung um 25 Basispunkte in der kommenden Woche mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 90 Prozent ein.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,9 Prozent auf 47.883 Punkte. Der breite S&P-500 stieg um 0,3 Prozent, der Nasdaq-Composite kletterte um 0,2 Prozent. Nach ersten Zählungen gab es an der Nyse 1981 (Dienstag: 1257) Kursgewinner und 791 (1517) -verlierer. Unverändert schlossen 58 (79) Titel.

Angriffe auf russische Öldepots: Ölpreise ziehen an

Die Renditen am Rentenmarkt gaben nach, da die Erwartungen auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank zunehmen. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen fielen um 3,0 Basispunkte auf 4,06 Prozent. Der Goldpreis profitierte zwischenzeitlich von den Zinssenkungsfantasien, die Tagesgewinne wurden allerdings schließlich wieder abgegeben. Die Feinunze notierte wenig verändert bei 4207 Dollar.

Die Zinsspekulationen setzten auch dem Dollar zu: Der Dollar-Index büßte 0,5 Prozent ein und fiel auf den tiefsten Stand seit fünf Wochen. US-Präsident Donald Trump hat zudem angedeutet, dass er Kevin Hassett zum nächsten Vorsitzenden der Federal Reserve ernennen könnte. Hassett steht wie Trump für eine lockere Geldpolitik. "Eine Zinssenkung verringerte die Renditedifferenzen zu anderen großen Volkswirtschaften und die Attraktivität des Dollar für Carry-Trades", sagte Marktstratege Konstantinos Chrysikos von Kudotrade.

Die Ölpreise zogen an. Die Notierungen für Brent und WTI gewannen bis zu 0,7 Prozent. Die Verhandlungen um eine Beendigung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind im Kreml zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und den US-Gesandten Steve Witkoff und Jared Kushner nach Aussage eines hochrangigen russischen Vertreters ohne eine Einigung zu Ende gegangen. Westliche Sanktionen gegen die russische Erdölbranche haben damit Bestand. Zudem machen Berichte über ukrainische Drohnenangriffe auf Öldepots in Russland die Runde.

Autoaktien profitieren von Trump-Ankündigung

Im Einzelhandelssektor haben Macy's (-1,1%) und Dollar Tree (+3,6%) Geschäftszahlen vorgelegt. Bei Macy's wurden nach starken Geschäftszahlen und einem verbesserten Ausblick vor dem Hintergrund der jüngsten Kursaufschläge Gewinne eingestrichen. Auch Dollar Tree überzeugte im dritten Quartal. American Eagle Outfitters zogen nach einem angehobenen Ausblick im Sektor um 15,1 Prozent an.

Marvell Technology übernimmt das Startup Celestial AI in einer 3,25 Milliarden Dollar schweren Transaktion und wartet mit robusten Quartalszahlen und einem optimistischen Ausblick auf. Die Aktie verteuerte sich um 7,9 Prozent. Die US-Regulierungsbehörde Federal Trade Commission (FTC) verlangt von Boeing (-1,4%) im Zuge der Übernahme von Spirit Aerosystems (+5,2%) den Verkauf von Vermögenswerten. Die FTC teilte mit, dass man Boeing zur Ausräumung von kartellrechtlichen Bedenken auffordere, unter anderem die Geschäftsbereiche von Spirit zu veräußern, die Produkte an Airbus liefern.

Der teilweise Stillstand der Regierungsgeschäfte in den USA im Herbst wird den Gewinn der US-Fluglinie Delta Air Lines (+3,6%) im vierten Quartal um etwa 200 Millionen US-Dollar schmälern. Die Auswirkungen des Shutdowns sollten sich aber voraussichtlich nicht auf den Dezember ausweiten, sagte Delta-Chef Ed Bastian, denn die Buchungen seien inzwischen wieder auf das Niveau der früheren Erwartungen des Unternehmens zurückgekehrt und die Nachfrage für das kommende Jahr sehe stark aus. Für die Aktien von Ford und General Motors ging es um 1,2 bzw. 1,4 Prozent nach oben. Präsident Trump plant, die Vorgaben für den Kraftstoffverbrauch bei Pkw zurückzunehmen. Der Schritt der Verwaltung kommt Monate, nachdem der Kongress und die Trump-Regierung im Sommer die Vorschriften im Wesentlichen aufgehoben haben, indem sie Strafen für deren Verletzung abschafften.

Quelle: ntv.de, mau/DJ

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