Top-Ökonomin kritisiert Abkehr vom Verbrenner-Aus scharf
Die absehbare Abkehr vom europäischen Verbrenner-Aus 2035 sorgt für heftige Kritik unter Ökonomen. Es löse weder die aktuellen Probleme der Hersteller noch sichere es Industrie-Jobs in Deutschland, wenn nun doch noch länger Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren neu zugelassen werden, sagte etwa die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, die Münchner Volkswirtin Monika Schnitzer, der "Süddeutschen Zeitung". "Würde man diese Arbeitsplätze retten, wenn man das Verbrenner-Aus jetzt verschiebt? Ich fürchte, das Gegenteil ist der Fall."
Voraussichtlich morgen sollen in Brüssel die Pläne vorgestellt werden, welche Autos künftig noch in der EU zugelassen werden können. Dass das Komplettverbot für Verbrenner fallen dürfte, ist schon seit Monaten absehbar, auch die Bundesregierung hatte sich dafür eingesetzt. Schnitzer sieht es nun überaus skeptisch, dass die Industrie widersprüchliche Signale erhalte, zumal viele Unternehmen längst investiert hätten. "Wenn es jetzt also heißt, die Deutschen hätten bei den Verbrennern einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, kann ich nur sagen: kurzfristig vielleicht", so Schnitzer. "Aber heute nutzt auch niemand mehr ein Tastenhandy."
Wanke blitzt bei Gläubigern ab
China Vanke kann eine heute fällige Anleihezahlung nicht wie geplant um ein Jahr aufschieben. Die Gläubiger lehnten einen entsprechenden Antrag ab, wie der chinesische Immobilienriese mitteilte. Dem Konzern bleibt nun eine Frist von fünf Werktagen, um die Summe von zwei Milliarden Yuan (rund 283 Millionen Dollar) zu begleichen. Vanke entschuldigte sich in einer Erklärung "für die Folgen für die Betroffenen" und kündigte an, innerhalb dieses Zeitraums eine zweite Versammlung abhalten zu wollen, um "weiter nach Lösungen zu suchen".
Der Rückschlag für den staatlich gestützten Konzern erneuert die Sorgen über den chinesischen Immobiliensektor, in dem in den vergangenen Jahren einige der bekanntesten Bauträger des Landes zahlungsunfähig wurden. Der Druck auf Vanke dürfte anhalten, da der Konzern auch die Rückzahlung einer am 28. Dezember fälligen Anleihe im Wert von 3,7 Milliarden Yuan um ein Jahr verlängern will. Ein Treffen der Anleihegläubiger dazu ist für den 22. Dezember geplant.
"Letzte Woche, bevor viele ihre Bücher schließen"
In Asien geben die Kurse zu Beginn der letzten vollen Börsenwoche des Jahres nach. Die Anleger halten sich vor mehreren Zinsentscheidungen wichtiger Notenbanken und der Veröffentlichung von Konjunkturdaten zurück. "Wir starten in die letzte Handelswoche des Jahres 2025, bevor viele ihre Bücher schließen", sagt Chris Weston, Analysechef bei der Pepperstone Group. Er erwarte für diese Woche eine geringere Liquidität an den Märkten. So wird von der Bank von Japan eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent erwartet. Die Bank von England könnte ihren Leitzins hingegen um den gleichen Betrag auf 3,75 Prozent senken. Die Europäische Zentralbank dürfte die Zinsen ebenso unverändert lassen wie die Notenbanken in Schweden und Norwegen.
So gibt in Tokio der Nikkei-Index 1,7 Prozent auf 49.993,17 Punkte nach. Vor allem die Aktien des auf KI-Startups spezialisierten Investors SoftBank Group und des Chiptestgeräte-Herstellers Advantest belasten den Index. Advantest ist ein Zulieferer des US-Chipkonzerns Nvidia. Unter den 225 Werten des Nikkei halten sich Gewinner und Verlierer mit jeweils 110 die Waage, fünf Aktien notierten unverändert. Es handele sich nicht um eine breit angelegte, branchenübergreifende Schwäche, sagt die Strategin Fumika Shimizu von Nomura Securities. Vielmehr deute dies auf eine Sektorrotation hin, weg von den großen Technologiewerten, die in diesem Jahr so stark zugelegt hätten.
Der breiter gefasste Topix notiert 0,3 Prozent niedriger bei 3414,28 Zählern. Der Shanghai Composite verlierr 0,1 Prozent auf 3884,93 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fällt 0,2 Prozent auf 4573,30 Punkte.
Milliardenschwere Übernahme winkt für US-Cybersicherheits-Startup
ServiceNow steht offenbar kurz vor der Übernahme des Cybersicherheits-Startups Armis für bis zu sieben Milliarden Dollar. Der US-Softwarekonzern befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf mehrere Insider. Eine Einigung könne in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden. Die Gespräche könnten jedoch noch scheitern oder ein anderer Bieter auftauchen, hieß es in dem Bericht weiter.
Armis hatte eigentlich einen Börsengang im kommenden Jahr ins Auge gefasst. Bei einer Finanzierungsrunde im November wurde das US-israelische Unternehmen mit 6,1 Milliarden Dollar bewertet. Das 2016 gegründete Unternehmen sichert vernetzte Geräte in Echtzeit gegen Cyber-Bedrohungen ab. Zu den Kunden gehören nach eigenen Angaben mehr als 40 Prozent der Fortune-100-Unternehmen.
Dudenhöffer: Deutsche Autobauer verlieren auch 2026
Die deutsche Autoproduktion wird nach Einschätzung eines Experten auch im kommenden Jahr schrumpfen. Als Reaktion auf die Trump-Zölle verschieben die Hersteller einen Teil der Produktion in die USA, erwartet Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des privaten Centers Automotive Research (CAR) in Bochum. Die Zahl der Beschäftigten in den deutschen Autofabriken könnte von derzeit rund 720.000 Menschen auf deutlich weniger als 700.000 zurückgehen. Für 2027 gehe er von 650.000 Beschäftigten aus.
Im internationalen Vergleich spielten die Deutschen und mit ihnen ganz Europa eine immer kleinere Rolle. "Das Wachstum findet in Asien statt und die asiatischen Autobauer (Japan, Korea, China) dominieren immer stärker das Autogeschäft", so Dudenhöffer in seiner Marktprognose. Auf sie entfallen im laufenden Jahr rund 60 Prozent des Weltmarkts, den CAR mit 81,3 Millionen Verkäufen auf dem höchsten Stand seit acht Jahren sieht (2017: 84,4 Mio). Bei einem weiteren starken Wachstum in China sollte der Weltmarkt 2027 den Rekord von 85,4 Millionen Autos erreichen.
Das ist los im frühen Devisengeschäft
Im asiatischen Devisenhandel verliert der Dollar 0,3 Prozent auf 155,34 Yen und legt leicht auf 7,0499 Yuan zu. Er bewegt sich damit in der Nähe seines höchsten Standes seit mehr als einem Jahr. Im weiteren Tagesverlauf werden Daten zu den Hauspreisen und zur Wirtschaftsaktivität im November erwartet. Zur Schweizer Währung rückt der Dollar etwas auf 0,7958 Franken vor. Parallel dazu bleibt der Euro fast unverändert bei 1,1736 Dollar und zieht leicht auf 0,9340 Franken an.
76-Prozent-Einbruch: Deutsche Autobauer in der Ergebniskrise
Die deutschen Autobauer standen von Juli bis September so stark unter Druck wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Gemeinsam betrachtet blieben Absatz und Umsatz von Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz zwar weitgehend stabil. Der operative Gewinn (Ebit) der Hersteller brach aber um knapp 76 Prozent ein. Mit zusammen gut 1,7 Milliarden Euro erreichten sie den niedrigsten Wert seit dem dritten Quartal 2009, wie aus einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht.
Kein anderes großes Autoland schnitt den Angaben nach bei der Entwicklung von Umsatz und Gewinn so schwach ab wie Deutschland. Die Branche steckt aber auch insgesamt in einer Profitabilitätskrise. Die 19 größten Autokonzerne der Welt, deren Finanzkennzahlen EY ausgewertet hat, steigerten ihren Umsatz im dritten Quartal zwar leicht auf rund 531 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern schrumpfte aber um 37 Prozent auf rund 18,9 Milliarden Euro. Das ist der niedrigste Wert seit 2018.
Und dann war da noch … die EZB
In dieser Börsenwoche richten Anleger ihren Blick auf verzögerte US-Konjunkturdaten und den EZB-Zinsentscheid. Die Zinssenkung der US-Notenbank Fed sorgte in der alten Woche für Kauflaune. "Zwei der zwölf Notenbanker stimmten zwar dagegen, und die Zinssenkung war von den Finanzmärkten weitgehend vorhergesehen. Dennoch unterstützte die Entscheidung die Aktienmärkte", so die Experten der Helaba. Ins Wochenende hatte sich der Dax mit einem Stand von 4.186 Punkten verabschiedet. Damit erreichte der deutsche Börsenleitindex zwar erneut ein Wochenplus, allerdings hätte es deutlicher ausfallen können: Im Freitagsgeschäft hatte der Dax ein Minus von 0,4 Prozent verbucht.
Bei der Zinsentscheidung in Europa am 18. Dezember wird hingegen keine geldpolitische Lockerung erwartet. Führende Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) erteilten zuletzt einem weiteren Schritt nach unten eine Abfuhr. Die Währungshüter verwiesen auf die noch nicht gänzlich besiegte Inflation. "Die EZB bleibt on hold und sollte für lange Zeit eher als Beobachter und weniger als Akteur in der Geldpolitik auftreten", kommentiert Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender des Vermögensverwalters MainSky. Die EZB halbierte ihren Leitzins von Mitte 2024 bis Mitte 2025 von vier auf zwei Prozent, weil der Teuerungsdruck nachgelassen hatte. Seither blieb der Zinssatz unverändert.
Im Mittelpunkt der neuen Konjunkturdatenwoche stehen Daten aus den USA. Am Dienstag und Donnerstag warten Anleger auf Zahlen zum Arbeitsmarkt und zur Inflation in den USA, die wegen des teilweisen Stillstands der US-Verwaltung verschoben wurden. Daher stehen bei beiden Berichten sowohl die Zahlen für Oktober als auch die für November an. Experten mahnen jedoch zur Vorsicht. "Wegen des Shutdowns wurden viele Oktober-Daten nicht erfasst", so die Commerzbank-Ökonomen. "Daher werden die Berichte erhebliche Lücken aufweisen." Zum Wochenstart gibt es den Tankan-Bericht aus Japan, Einzelhandelsumsatzdaten aus China und Zahlen zur Industrieproduktion aus der EU.