Jahresendrally: Hat der Dax schon fertig?
Dem 180-Punkte-Abschlag vom Dienstag lässt der Dax zur Wochenmitte weitere rund 60 Zähler folgen. Das Tagestief markiert der deutsche Börsenleitindex bei einem Stand von 15.741 Stellen, aus dem Handel verabschiedet er sich dann mit 15.878 Punkten vom Tief etwas erholt. Das Kursminus beträgt 0,4 Prozent. Schlechte Ifo-Daten, Kursverluste an der Wall Street, dazu die nach wie vor sehr hohen Corona-Infektionszahlen bremsen den Markt aus. Nur ein schwacher Euro kann etwas stützen.
Der Ifo-Index ist im November gegenüber dem Vormonat auf 96 Punkte von 97,7 Punkten gefallen, dies war bereits der fünfte Rückgang in Folge. Hauptgrund waren die sich weiter eintrübenden Geschäftserwartungen. Besonders markant war der Rückgang im Dienstleistungsbereich, was angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung und den diskutierten Maßnahmen laut Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa der DWS, nicht überrascht. Demgegenüber haben sich die Geschäftserwartungen in der Industrie verbessert. Das liege zum einen daran, dass das verarbeitende Gewerbe von den Lockdowns und ähnlichen Maßnahmen im Regelfall kaum betroffen sei. Zum anderen dürfte es der Autoindustrie geschuldet sein, in der sich die Lage hinsichtlich des Halbleitermangels sichtlich aufhelle. In allen vier Sektoren wird die aktuelle Lage besser eingeschätzt als die Aussichten. Moryson ist vorsichtig optimistisch, dass die tatsächliche Industrieproduktion im vierten Quartal zulegen sollte.
"Die Anleger sind noch relative entspannt", kommentiert ntv-Börsenkorrespondent Raimund Brichta. "Sie haben auch allen Grund dazu: Trotz des jüngsten Rückgangs um etwa 400 Punkte weist der Dax in diesem Jahr bereits ein Plus von rund 15 Prozent auf. Selbst wenn man den Preisschub heraus rechnet, sind es noch um zehn Prozent Rendite", erläutert er. "Da sind ein paar Gewinnmitnahmen, Gewinnsicherungen kein großes Thema."
Bei den Einzelwerten präsentieren sich Aktien der Deutschen Bank an der Spitze der Dax-Gewinnerliste. Die Titel ziehen knapp zwei Prozent an. MTU und Munich Re legen jeweils etwa 1,5 Prozent zu. Auf der Verliererseite finden sich Covestro und Bayer mit Abschlägen von jeweils um die 2,5 Prozent wieder. An die drei Prozent verlieren VW-Papiere. Hier verunsichert der sich zuspitzende Machtkampf an der Spitze des Konzerns rund um den Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess die Anleger.