Wirtschaft

Kunden sind empörtdm gerät wegen AfD-Debatte in Erklärungsnot

27.11.2025, 11:36 Uhr
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Während Rossmann sich klar positioniert, stößt eine Äußerung von dm-Chef Christoph Werner derweil vielen Kunden sauer auf. (Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Der Austritt aus dem Verband der Familienunternehmer von Rossmann setzt den Konkurrenten dm unter Druck. Eine Äußerung von dm-Chef Werner zur Einladung von AfD-Abgeordneten löst massive Kritik aus – einige Kunden kündigen Konsequenzen an.

Mit der Entscheidung, sich für Gespräche mit der AfD zu öffnen, hat der Verband der Familienunternehmer bereits den Hausgerätehersteller Vorwerk, die Drogeriekette Rossmann und den Brausehersteller Fritz-Kola verprellt. Die Unternehmen haben ihre Mitgliedschaft in der Interessengemeinschaft beendet.

Während Rossmann sich klar positioniert, stößt eine Äußerung von dm-Chef Christoph Werner in der "Süddeutschen Zeitung" derweil vielen Kunden sauer auf. Der Rossmann-Konkurrent ist Mitglied im Verband der Familienunternehmer. Anfang der Woche hatte Werner dem Blatt gesagt, er halte es für statthaft, Parlamentarier aller im Bundestag vertretenen Parteien zu einem Parlamentarischen Abend einzuladen. "Statt permanent über andere Parteien zu sprechen, sollten sich die politischen Verantwortungsträger in der Tiefe mit den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger beschäftigen und Lösungen anbieten, die überzeugen und wirksam sind", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" Werner.

Auf der Social-Media-Plattform Instagram sammeln sich seitdem zahlreiche entrüstete Kommentare, die dem Unternehmen eine fehlende Abgrenzung zur AfD vorwerfen und ankündigen, von nun an lieber bei Rossmann einzukaufen.

Als Reaktion auf die Flut an Kritik hat sich dm dazu entschlossen, unter einem Post, der sich eigentlich gegen Gewalt gegen Frauen widmet, Stellung zu beziehen. Darin macht der Rossmann-Konkurrent deutlich, es sei an der Entscheidung des Verbands nicht beteiligt gewesen. Für das Unternehmen gelte, Vielfalt sei ein Ausdruck von Diversität und die Grundlage für eine lebendige, liberale Demokratie. "Demokratie funktioniert nur über die inhaltliche Debatte", so das Unternehmen. Polarisierung bringe nichts und entspreche nicht der Haltung von dm. Das habe man zum Ausdruck gebracht. "Dass daraus jetzt abgeleitet wird, wir würden eine einzelne Partei unterstützen, entspricht nicht den Tatsachen und unterstreicht genau die Tendenz zur Polarisierung in unserer Gesellschaft."

Auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung" berichtet Werner, das Unternehmen werde inzwischen aufgefordert, Statements abzugeben, aus bestimmten Organisationen auszutreten und die Vorgehensweise anderer Unternehmen zu übernehmen. Er halte jedoch eine "Diabolisierung für wenig hilfreich", denn sie banalisiere die Situation in Deutschland. Das Unternehmen werde sich weiterhin für eine differenziert über Inhalte geführte politische Auseinandersetzung einsetzen. "Auch wenn uns manche dafür kritisieren."

Der Verband hatte im Oktober zu einem Parlamentarischen Abend in einer Niederlassung der Deutschen Bank in Berlin erstmals auch Vertreter der AfD eingeladen. Präsidentin Marie-Christine Ostermann sagte dem "Handelsblatt", das "Kontaktverbot" zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei aufgehoben worden. Nach der Ankündigung hatte die Deutsche Bank laut "Handelsblatt" einen Vertrag für künftige Veranstaltungen des Verbandes in ihrer Berliner Repräsentanz gekündigt.

AfD-Chefin Alice Weidel forderte derweil weitere Wirtschaftsverbände auf, das Gespräch mit der AfD zu suchen. Das Vorgehen der Familienunternehmer sei "auf jeden Fall der erste Schritt in die richtige Richtung", sagte sie den Sendern RTL und ntv. "Das hätte deutlich früher passieren müssen, von der Industrie im Allgemeinen." Sie selbst suche den Kontakt zu Unternehmen schon seit Jahren auf "informeller Art und Weise".

Quelle: ntv.de, jki

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