Marktberichte

Ton in Ankara wird schärfer Dax-Anleger sehen Krisen, keine Lösungen

Präsident Erdogan weigert sich hartnäckig, Reformen anzupacken. Die türkische Börse war wegen des Opferfestes eine Woche geschlossen. Spannend wird, wie der Lira-Kurs sich weiter entwickelt.

Präsident Erdogan weigert sich hartnäckig, Reformen anzupacken. Die türkische Börse war wegen des Opferfestes eine Woche geschlossen. Spannend wird, wie der Lira-Kurs sich weiter entwickelt.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Leitindex hat diesen Monat drei Prozent verloren. Besserung ist nicht in Sicht. Weder im Handelsstreit zwischen den USA und China, noch in der Türkei-Krise gibt es Bewegung. Ankara spricht von einem gezielten "Wirtschaftskrieg" der USA.

Die Dax-Anleger werden sich in der neuen Woche voraussichtlich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Das schwierige politische Umfeld verdüstere die Stimmung, erklären Börsianer. Vor allem der seit Monaten anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China wie auch die Türkei-Krise machen viele Investoren vorsichtig.

In der ablaufenden Woche arbeitete sich der deutsche Leitindex zwar um 1,5 Prozent nach oben. Es handele sich allerdings nur um eine leichte Erholung mit sehr niedrigen Umsätzen, sagt Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Langfristig orientierte Anleger warteten lieber ab. Seit Monatsbeginn hat der Dax mehr als drei Prozent an Wert verloren.

Vor allem in puncto Zollstreit harren die Investoren noch immer auf den entscheidenden Durchbruch. In den vergangenen Tagen ließen die USA und China ihren Handelsstreit immer weiter eskalieren. Beide Regierungen verhängten zuletzt neue Sonderzölle gegen das jeweils andere Land. Eine Gesprächsrunde zwischen Delegationen der zwei Wirtschaftsgroßmächte endete ergebnislos. "Das Säbelrasseln geht ungehindert weiter", urteilt Christian Henke vom Brokerhaus IG Markets.

Wie startet die Lira in die nächste Woche?

Mit Argusaugen verfolgen die Anleger auch den amerikanisch-türkischen Konflikt. Die Fronten verhärteten sich zuletzt. Die Regierung in Ankara wirft den USA mittlerweile einen gezielten Wirtschaftskrieg gegen die Türkei vor. Amerika wiederum beharrt auf der Freilassung eines in der Türkei inhaftierten US-Predigers.

Der Streit erschüttert das ohnehin schon angeschlagene Vertrauen der Investoren in das Land am Bosporus. Anleger fürchten, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan, der seit einer Verfassungsänderung mit besonders großer Machtfülle ausgestattet ist, sich massiv in die Wirtschaft und die Währungspolitik einmischen könnte. Die Landeswährung Lira verlor seit Jahresbeginn knapp 40 Prozent zum Dollar.

In den vergangenen Tagen stabilisierte sich die Lira etwas und pendelte zur US-Währung um die sechs Lira. Allerdings waren die Umsätze feiertagsbedingt eher dünn, die türkischen Börsen hatten wegen des islamischen Opferfestes geschlossen.

Erneuter Rückgang der Ifo-Index erwartet

Auf der Konjunkturseite könnte es am Montag mit dem Ifo-Index spannend werden. Experten erwarten für August einen minimalen Rückgang. Der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts war im Juli zum siebten Mal in acht Monaten gefallen. Ein erneuter Rückgang wäre ein ernstzunehmendes Konjunktur-Frühwarnsignal, sagt Altmann von QC Partners. Ebenfalls veröffentlicht werden die Verbraucherpreise für den Euroraum (Freitag). Die Analysten der Commerzbank rechnen für August mit einer im Vergleich zum Vormonat unveränderten Kernteuerungsrate von 1,1 Prozent.

Aus den USA stehen unter anderem das Verbrauchervertrauen (Dienstag) und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex (Freitag) auf der Agenda. Von den Daten erhoffen sich die Anleger Hinweise auf die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve.

Fed-Chef Jerome Powell hat am Freitag die New Yorker Börsen mit dem Festhalten an seinem Kurs der behutsamen Zinserhöhungen trotz der Kritik von Präsident Donald Trump beruhigt. Die Wirtschaft zeige sich stark und die Inflation liege nahe beim Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank, sagte er. Der S&P-Index erklomm daraufhin ein Rekordhoch. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte auf Wochensicht 0,5 Prozent zu. Die Währungshüter haben den Leitzins bereits zwei Mal in diesem Jahr hochgesetzt. An den Märkten wird mit einem weiteren Schritt im September gerechnet.

Auf Unternehmensseite geht es eher ruhig zu. Nur noch vereinzelt legen europäische Firmen ihre Zahlen vor, darunter RTL (Mittwoch) und Fielmann (Donnerstag).

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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