
Im Jahr 2019 beschwerte sich seine Mitarbeiter darüber, von Suleyman schikaniert worden zu sein. Er musste darauf in seinen Führungsposten abgeben.
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Microsoft profitiert dank seiner frühen Investitionen in OpenAI mehr als andere Tech-Konzerne vom KI-Boom. Um seinen Vorsprung weiter auszubauen, wirbt der Softwarekonzern jetzt einen renommierten Experten ab. Doch Mustafa Suleyman ist keine unumstrittene Figur.
Die großen Tech-Rivalen wetteifern um die Vormachtstellung bei künstlicher Intelligenz. Auf dem internationalen Markt ist der Software-Konzern Microsoft einer der führenden Akteure. Das Unternehmen aus Redmond hat die Bedeutung frühzeitig erkannt und mehrere Milliarden Dollar in die Hand genommen, um bei dem kalifornischen KI-Startup OpenAI einzusteigen. Das hat Microsoft einen Vorsprung verschafft, den sein größter Konkurrent Google nur schwer aufholen kann.
Wie wichtig Microsoft der Fokus auf künstliche Intelligenz ist, zeigt die jüngste Verpflichtung eines der renommiertesten Experten in dem Bereich. Mustafa Suleyman gibt den Chefposten beim KI-Startup Inflection AI auf und übernimmt die Führung eines neuen Microsoft-Bereichs, wie der Software-Konzern mitteilte. Unter dem Dach von Microsoft AI sollen die auf Verbraucher ausgerichteten KI-Produkte gebündelt werden. Dazu gehören die Copilot-Assistenten sowie Funktionen mit Künstlicher Intelligenz in Microsofts Suchmaschine Bing und dem Browser Edge.
Microsoft und Inflection betonen, dass es sich bei der Vereinbarung nicht um eine Übernahme handelt und Inflection ein unabhängiges Unternehmen bleibt. Das Startup ist für Microsoft kein Unbekannter. Der Cloud-Gigant führte vor weniger als einem Jahr eine Finanzierungsrunde in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar an. Das Startup wurde daraufhin mit etwa vier Milliarden Dollar bewertet und das Interesse an dem Sektor nahm nach der Kapitalbeschaffung rasant zu.
Suleyman ist keine unumstrittene Figur
"Ich kenne Mustafa seit mehreren Jahren und bewundere ihn sehr als Gründer von DeepMind und Inflection sowie als Visionär, Produktentwickler und Leiter von Pionierteams, die kühne Missionen verfolgen", begründet Konzernchef Satya Nadella die Wahl. Suleyman war einer der Mitgründer des KI-Pioniers DeepMind, der 2014 von Google für 500 Millionen US-Dollar gekauft wurde. Es war eine der ersten großen Investitionen eines Tech-Unternehmens in ein KI-Startup. Innerhalb von Google wurde DeepMind zu einem führenden Unternehmen in der KI-Forschung - und wurde für seine Arbeit unter anderem in der Fachzeitschrift Nature ausgezeichnet. Suleyman verließ den Internet-Konzern 2022 und gründete Inflection AI, das den Chatbot Pi entwickelte.
Doch Suleyman ist keine unumstrittene Figur. Schon im Jahr 2019 beschwerte sich seine Mitarbeiter darüber, von ihm schikaniert zu werden. Er entschuldigte sich bei den Betroffenen zwar und gestand ein, er könne seine Mitarbeiter zu sehr antreiben - seine Führungsaufgaben wurden ihm trotzdem entzogen.
Nicht nur für Suleyman endet jetzt die Zeit bei Inflection AI. Er nimmt auch seine Mitgründerin Karén Simonyan mit. Sie wird bei Microsoft Chefwissenschaftlerin. Darüber hinaus wechseln auch die meisten Mitarbeiter von Inflection ihren Arbeitgeber. Zu der Anzahl machte der Software-Konzern keine Angaben. Lediglich: "Zu ihnen gehören einige der versiertesten KI-Ingenieure, -Forscher und -Entwickler der Welt. Sie haben in den letzten fünf Jahren viele der wichtigsten Beiträge zur Weiterentwicklung von KI entwickelt, geleitet, gestartet und mitverfasst", schreibt Nadella.
Strategie geht für Microsoft auf
Steven Weber, Professor und Experte für Technologie und geistiges Eigentum an der University of California in Berkeley, stellte gegenüber der "Financial Times" fest, dass der Deal dem Angebot ähnelte, das Microsoft den OpenAI-Mitarbeitern gemacht hatte, nachdem Geschäftsführer Sam Altman letztes Jahr vorübergehend entlassen wurde.
Die Einstellung von zwei Gründern eines kapitalkräftigen Startups ist laut dem "Wall Street Journal" ein ungewöhnlicher Schritt im Silicon Valley. Hinzu kommt außerdem: Demis Hassabis, ein weiterer Mitbegründer von DeepMind, bleibt bei Google DeepMind und übernimmt die Leitung der KI-Abteilung. Damit arbeiten jetzt zwei Schlüsselfiguren der KI-Szene bei Tech-Giganten, die sich gegenseitig übertrumpfen wollen.
Die Strategie, im Wettlauf um die KI-Vorherrschaft auf vielversprechende Startups zu setzen, ist bisher für den Konzern ein durchschlagender Erfolg gewesen. Ende Januar hat der Konzern als zweites Unternehmen nach Apple beim Marktwert die Marke von drei Billionen Dollar geknackt. Seit der Vorstellung von ChatGPT im November 2022 hat die Microsoft-Aktie um 67 Prozent zugelegt. Der Konzern aus Redmond hat den Chatbot mittlerweile in eine ganze Reihe seiner Softwares eingebaut. Zuletzt hatte Microsoft die Zusammenarbeit mit dem französischen Softwareunternehmen Mistral AI angekündigt.
Quelle: ntv.de