
Mit Wagniskapital an Bord hat man andere Ziele, sagt René Ruhland.
(Foto: Myposter, Gideon Heede)
Gründerinnen und Gründer leben von Wagniskapital. Doch seit die Zinsen hoch sind, sind auch die Investoren vorsichtiger. Vermehrt gehen Startups daher mit ihrem eigenen Geld All-In. Im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" schildert Myposter-Gründer René Ruhland die Konsequenzen.
Höher, schneller, weiter - dieses Prinzip gilt für viele Startups. Das geht besonders gut, wenn man speziell am Anfang Geld von Investoren bekommt. Doch in Zeiten hoher Zinsen sind auch Investoren knauserig geworden und achten hauptsächlich darauf, wie profitabel ein Startup ist. "Das Geld war günstig", sagt etwa Verena Pausder, die Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands. "2021 hatten wir ein Hoch von 17 Milliarden, die in die Startup-Szene geflossen sind. Dieses Jahr waren es im ersten Halbjahr 3 Milliarden. Das merkt man. Finanzierungsrunden dauern länger. Startups strecken die Zeit, bis sie wieder in die Finanzierung müssen."
Der Deutschen Startup Monitor 2023 verdeutlicht die Herausforderungen: 2022 bevorzugten 44,4 Prozent aller Startups eine Wagniskapital-Finanzierung für ihre Planung, inzwischen sind es nur noch 34,8 Prozent. Ein Grund ist die größere Zurückhaltung auf Wagniskapital-Seite, ein anderer sind höhere Anforderungen, die an die Gründerinnen, Gründer und deren Startups gestellt werden.
Wie lösen Gründer dieses Problem? Unter anderem, indem sie auf Fremdkapital verzichten und stattdessen ihr eigenes Geld in das Geschäft investieren. Myposter ist ein erfolgreiches Beispiel. Knapp zwölf Jahre nach der Gründung machen die Münchner fast 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr und wollen weiter wachsen, ohne jemals Wagniskapitalgeber an Bord gehabt zu haben. Der Preis? Die eigene Gesundheit.
"Vollgas, All-in"
"Wir hatten vor gut zehn Jahren Phasen, in denen wir mit dem Rücken zur Wand standen", sagt Gründer René Ruhland im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich". "Unser Steuerberater meinte, wir sollten Insolvenz anmelden. Das haben wir natürlich nicht gemacht, sondern Vollgas, All-in - wie man das als Unternehmer so macht. In der Zeit hat mein Körper öfter rebelliert, ich hatte Hörstürze oder Bandscheibenvorfälle. Wenn ich rückblickend schaue, wusste ich nicht, ob es weitergeht oder nicht."
Heute treibt der 43-Jährige als Ausgleich zur Belastung intensiv Sport. Doch auch zehn Jahre nach den großen Problemen gehen er und Myposter mit ihrem Geld ganz anders um als junge Unternehmen, die mit Wagniskapital finanziert sind. "Wir haben andere Ziele", sagt Ruhland. "Wir wollen profitabel sein und wachsen. Wenn du Geld von Investoren an Bord hast, hast du andere Kennzahlen: eine höhere Markenbekanntheit schaffen, mehr Leute einstellen oder in mehrere Länder schnell expandieren."
Mit René Ruhland sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.
Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.
"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed
Quelle: ntv.de