Prämie bei Vertragsabschluss Moskau lockt Kämpfer mit Zehntausenden Euro an die Front
23.07.2024, 20:13 Uhr Artikel anhören
Um mehr Kämpfer in die Ukraine zu schicken, zahlt der russische Staat viel Geld.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Die Teilmobilmachung 2022 hat in Russland eine Fluchtwelle ins Ausland ausgelöst. Damit sich dies nicht wiederholt, sollen Menschen durch großzügige Zahlungen davon überzeugt werden, in der Ukraine zu kämpfen. Die russische Hauptstadt macht jetzt ein besonders lukratives Angebot.
Die russische Hauptstadt Moskau will mehr Freiwillige für den Kriegseinsatz in der Ukraine anlocken und eine Prämie von 1,9 Millionen Rubel (rund 20.000 Euro) als Einmalzahlung bei Vertragsabschluss gewähren. Nach Darstellung von Bürgermeister Sergej Sobjanin sollen daneben alle bisherigen Sonderzahlungen für die aus der Hauptstadt an die Front entsendeten Soldaten erhalten bleiben.
Im ersten Jahr kämen dann insgesamt 5,2 Millionen Rubel (mehr als 54.000 Euro) Jahreseinkommen zusammen. Damit liegt der Jahressold für russische Vertragssoldaten aus Moskau bei mehr als dem Fünffachen des durchschnittlichen russischen Nominallohns im ersten Quartal 2024. Einige Ökonomen warnen daher vor riskanten Ungleichgewichten. So sei schon der bislang hohe Sold für die in der Ukraine dienenden Soldaten zu einem Maßstab für die übrige Wirtschaft geworden. Das habe zu einer Spirale des Lohnwachstums in allen Branchen geführt, weil die Arbeitnehmer dort ein gleiches Lohnniveau fordern.
Die russischen Regionen hoben zuletzt vielfach die Prämien für die Unterzeichnung eines Freiwilligenvertrags massiv an, um noch mehr Soldaten für den Krieg anzuwerben. Damit soll eine neue Teilmobilmachung umgangen werden. Im Herbst 2022 hatte eine von Kremlchef Wladimir Putin verfügte Zwangsrekrutierung von Reservisten Proteste und eine Fluchtwelle ins Ausland ausgelöst. Der Machtapparat versucht daher, das personelle Problem des Nachschubs für die Front mit Geld zu lösen.
190.000 Russen haben 2024 Verträge geschlossen
In Moskau wie in vielen russischen Städten werben überall Plakate für den Einsatz an der Front. Oft sind direkt auch die für viele Russen attraktiven Summen auf den Reklametafeln zu sehen. Weil vor allem in der Provinz viele Menschen wenig verdienen, ist ein Kriegseinsatz eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, schnell an für russische Verhältnisse viel Geld zu kommen.
In der Millionenmetropole Moskau haben sich nach offiziellen Angaben bisher nur etwa 45.000 Männer für den Kriegsdienst gemeldet - seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022. Bürgermeister Sergei Sobjanin dürfte mit den neuen finanziellen Anreizen nun besser dastehen wollen. Das Verteidigungsministerium teilte in diesem Monat mit, dass seit Jahresbeginn 190.000 Russen Verträge für den Kriegseinsatz geschlossen hätten. Das Ministerium zahlt selbst eine Einmalprämie von 195.000 Rubel (etwa 2000 Euro).
Quelle: ntv.de, lve/dpa/rts