Highend-Sound mit über 30 Boxen Ganz großes Kino - im Benz mittendrin statt nur dabei


Mit dem Dolby-Atmos-Standard kommt der Klang wirklich von allen Seiten.
(Foto: Mercedes)
Das Auto wird zum Multimedia-Tool, demnach werden Soundanlagen wichtiger. Mercedes bietet der Kundschaft künftig auch in Baureihen unterhalb der teuren S-Klasse ambitionierten Musikklang plus Features wie Dolby Atmos. ntv.de hat reingehört.
Wenn der Motorsound an Bedeutung verliert, und das tut er mit der um sich greifenden Elektrifizierung zwangsläufig, dann werden eben Audioanlagen wichtiger. Das wäre zumindest mal eine interessante Theorie (die nicht in allen Fällen stimmen muss). Und so darf der Kunde längst nicht mehr nur in der noblen S-Klasse Geld für sein Hobby, die Musik, ausgeben, sondern auch in einem Segment darunter - in Form von extrem wertigen Car-HiFi-Anlagen. Früher standen die edlen Stereoanlagen in den Wohnzimmern der Nation. Heute fährt man sie spazieren.
Und wer jetzt den Einwand bringt, er höre gar keine Musik, tja, derjenige ist für Mercedes dennoch kein verlorener Kunde. Schließlich sind mittlerweile auch Audio-Hörbücher auf den ambitionierten Dolby-Atmos-Standard zugeschnitten. Und der Teufel steckt im Detail. Audiophile Menschen dürfen bei Hörbüchern längst nicht mehr bloß dem gesprochenen Wort lauschen.
Ob es eine knarrende Tür in einem Gebäude ist oder Vogelgezwitscher in der Natur: Der Konsum eines modernen Hörbuchs muss dich mitnehmen zum Schauplatz. Mehr noch. Du bist mittendrin und nicht bloß dabei. Das verstehen die Marketingleute unter dem Begriff "immersiven" Erlebnis. Der kommerzielle Service "Audible" hat das Marktpotenzial längst erkannt und bietet Hunderttausende Hörbücher mit anspruchsvoller Tonkultur an, die exakt das Beschriebene hergeben.
Perfekter Klang im Auto
Um dem User ein perfektes oder jedenfalls fast perfektes Klangerlebnis zu bieten, braucht es maßgeschneiderte Hardware. Genau die bietet Mercedes, da die Entwicklung der Audioanlage bereits in einem frühen Stadium der Fahrzeugentwicklung erfolgt. Und was die Schwaben hier an Aufwand betreiben, kann sich schon sehen lassen.
Die Speerspitze ist sicherlich das System in der S-Klasse mit dem Maybach-Badge; die Rede ist von 31 (!) Lautsprecherboxen - die sind allerdings nicht alle gleich angelegt. Darunter befinden sich kleine und große Boxen, manche produzieren dreidimensionalen Klang, strahlen also in verschiedene Richtungen. Wieder andere sitzen ohrnah im Bereich der Kopfstützen. Und dann wären da ja noch Schallwandler, um gezielt Vibrationen in den Sitzen zu erzeugen, um Stimmungen auszudrücken. Je nach Modell verstecken diese sich nicht nur in den Vorder-, sondern ebenso in den Fondsesseln. Bis zu 1750 Watt leistet die Spitzenanlage.
Wem die Maybach-Ausführung aber finanziell zu hoch hängt und von seiner Firma als Dienstwagen allenfalls eine E-Klasse oder einen EQE spendiert bekommt, muss auch klanglich tiefer stapeln. Dann gibt es zum Aufpreis von 1225 Euro immerhin ein System mit 15 Lautsprechern und etwas mehr als 700 Watt.
Dolby Atmos ist aber auch hier am Start. Bei diesem Standard, den Streaming-Dienstleister wie Amazon oder Apple Music anbieten, wurde der Song von den Künstlern im Studio bereits in einer bestimmten Weise abgemischt, um den sogenannten Rundum-Sound besser zur Geltung zu bringen. So etwas funktioniert, indem der Interpret bereits vorher festlegt, welche Klangkomponente wann welcher Box entweichen soll. Wer das volle Klangerlebnis genießen möchte, muss die entsprechenden Tonstücke allerdings über die im Mercedes-System integrierten Apps abspielen.
Das ist ein bisschen umständlich manchmal. Und letztlich steht natürlich die Frage im Raum, ob der User, der für das Plus an Klangqualität zahlt, genug Unterschied merkt vor dem Hintergrund, dass auch schon die serienmäßige Anlage gute Arbeit leistet.
Für die HiFi-Industrie ist Caraudio eine Chance
Längst gehören die Audio-Optionen bei den Autoherstellern zu den essenziellen Extras. Dabei ist das durchaus eine Win-win-Situation auch für die Zulieferer aus der Musikbranche. Denn der HiFi-Markt für Wohnzimmeranlagen schrumpft. Und so haben traditionelle Firmen wie Bowers & Wilkins, Burmester oder Sonus Faber Möglichkeiten gefunden, ihre Expertise weiter gut zu vermarkten - nämlich gemeinsam mit der Automobilindustrie.

So sieht es auf dem Display aus, wenn die Experten im Tonstudio Songs gemäß Dolby Atmos am Rechner mischen.
(Foto: Mercedes)
Mercedes setzt schon lange auf Burmester, ein Unternehmen aus Berlin. Der inzwischen verstorbene Gründer Dieter Burmester, selbst Ingenieur und Musiker, startete im Jahr 2002 damit, maßgeschneiderte Audiosysteme für Kraftfahrzeuge zu entwickeln und hat sogar Hypercars wie dem Bugatti Chiron das passende Audiosystem verpasst.
Mercedes hat jedenfalls keine Mühen gescheut, um sein System erlebbar zu machen. Nach einer Hörprobe verschiedener Musikstücke im renommierten MSM-Studio München (hier wird Musik vielfältig abgemischt) geht es direkt in die Autos, um den Vergleich anzutreten.

Dank zahlreicher Einstellungen im Soundsystem lässt sich der Hörgenuss optimieren. Allerdings können die den unbedarften Bediener auch verwirren.
(Foto: Patrick Broich)
Schnell wird klar, dass sowohl die große 4D-Anlage in der Maybach-Ausführung wie auch die abgespeckte Version in der E-Klasse genug Puste haben, um jede Art von Restgeräusch um den Passagier herum zu übertönen - ob mit kräftigen Bässen, lupenreinen Kopfstimmen oder vielfältigen Naturklängen wie das Rascheln von Laub oder plätscherndes Wasser. Genug Potenzial, um den Reisenden die eine oder andere Langstrecke mit Musik respektive mit attraktiven Soundelementen angereicherten Hörbüchern zu versüßen.
Quelle: ntv.de