Auto

Die Chinesen haben noch viel vor Nio kommt bald mit ganzer Modellfamilie

Einen Hauch Futurismus kann sich der ET5 nicht verkneifen.

Einen Hauch Futurismus kann sich der ET5 nicht verkneifen.

(Foto: Nio)

Der ET7 gibt den Deutschland-Auftakt, doch Nio hat noch mehr Offerten in der Pipeline. Mit der Limousine ET5 sowie dem SUV EL7 gründet die chinesische Nobelmarke gleich eine ganze Modellfamilie. Und das ziemlich zügig.

Ganz unverhofft kommt die Ankündigung freilich nicht, das Modellprogramm auszubauen. Schon beim offiziellen Deutschland-Debüt des Nio ET7 vor wenigen Wochen brachten die Chinesen bereits ihre kleinere Limousine ET5 mit. Inzwischen liegen auch Daten vor - der 4,79 Meter lange Businessklässler mit 489 PS dürfte dem größeren ET7 in puncto Reisetauglichkeit kaum unterlegen sein. Schließlich kommen die gleichen Akkus mit 75 respektive 100 kWh zum Einsatz, um respektable Reichweiten darzustellen.

Nio ET5: Die neue Fließhecklimousine mutet elegant an.

Nio ET5: Die neue Fließhecklimousine mutet elegant an.

(Foto: Nio)

Beim Antrieb hingegen muss der kleinere Bruder aus Hierarchiegründen ein bisschen Federn lassen. Dennoch pumpen die beiden E-Maschinen gemeinsam noch immer 489 PS in den Strang - aber eben keine 653. Die Power reicht jedoch, um den 2,2-Tonner binnen vier Sekunden auf Landstraßentempo zu wuchten - die Topspeed ist analog zum ET7 auf 200 km/h begrenzt. Bereits im März 2023 startet die durchaus schicke Limousine.

Apropos Reichweite. Hier hat Nio ja noch einen Kniff parat, den ntv.de inzwischen sogar selbst erleben durfte. Also, schnell hinter das Steuer eines ET7 gehüpft (die werden in diesen Tagen übrigens schon an die Kundschaft ausgegeben). Dann kurzerhand von München aus auf die A8 und Richtung Augsburg Kurs genommen. Und in Zusmarshausen abgebogen. Dort steht ein kleiner Bau, der an eine TÜV-Prüfhalle erinnert. Ein freundlicher Mensch winkt den 5,10 Meter langen ET7 in den markierten Bereich vor der Einfahrt. Jetzt kann der Assistent übernehmen und die große Limousine gemächlich auf die metallene Rampe bugsieren - der Fahrer macht nichts, außer zu staunen. Die Anlage sieht aus wie eine Mischung aus Bremsenprüfstand und Hebebühne.

In wenigen Minuten ist leerer gegen vollen Akku getauscht

Auf Wunsch lassen sich bei Nio leere gegen volle Akkus tauschen - die entsprechenden Stationen sind noch rar in Deutschland.

Auf Wunsch lassen sich bei Nio leere gegen volle Akkus tauschen - die entsprechenden Stationen sind noch rar in Deutschland.

(Foto: Patrick Broich)

Doch was soll diese Konstruktion? Ah, jetzt fährt von unten eine Plattform hoch, nimmt den schweren ET7 huckepack. Ein Blick unter den Wagenboden deckt das Rätsel auf: Eine massive Vorrichtung wechselt den leeren Akku binnen weniger Minuten gegen ein auf 90 Prozent Ladestand gebrachtes Exemplar. Der Techniker erklärt, man habe dort unter dem Boden zwölf Akkus in den jeweiligen Größen 75 sowie 100 kWh gelagert, die immer schonend geladen werden, sobald ein leeres Exemplar eintrudelt.

Das ist ja eine gute Idee, aber ob dieses Prinzip Schule macht, bleibt abzuwarten. Zumal die Batterietechnologie sich derart rasant entwickelt, dass bereits in wenigen Jahren im Vergleich zu heute deutlich kürzere Ladezeiten zu erwarten sind. Wie dem auch sei - aktuell gibt es neben dem schwäbischen Standort Zusmarshausen nur noch einen weiteren in Hilden bei Düsseldorf zum Tauschen der Nio-Stromspeicher. Gut zu wissen.

Mit 5,10 Metern ist der ET7 alles andere als kompakt.

Mit 5,10 Metern ist der ET7 alles andere als kompakt.

(Foto: Patrick Broich)

Wer die mit 653 PS (einzige Motorisierung) ziemlich starke Allradlimousine aber durch ganz Deutschland oder vielleicht sogar in Richtung der umliegenden Nachbarländer pilotieren möchte, sei beruhigt: Man kann ihre Batterie auch konventionell per CSS-Stecker und Gleichstromladesäule befüllen. Dann geht es mit 130 Kilowatt Ladeleistung mäßig zügig voran, aber damit kann man leben. Nio gibt 40 Minuten an, um den großen Akku von 10 auf 80 Prozent zu laden. Und das Schnellladenetzwerk ist ja mittlerweile gut ausgebaut - hierzulande jedenfalls.

Allerdings sollte man berücksichtigten, dass nach etwas mehr als 300 Kilometern (moderater Fahrt) wieder ein Ladestopp angesagt ist. Diese Zeit kann man nutzen, um das komplexe Bediensystem auf dem großen Zentraltouchscreen beherrschen zu lernen. Nio hingegen sollte die nächste Zeit nutzen, seinen Sprachassistenten "Nomi" in den Griff zu bekommen, der zurzeit eher weniger versteht. Da nützt es auch nicht viel, wenn theoretisch alles über ihn laufen könnte - selbst das Öffnen der Fenster. Es geht per Taste einfach reibungsloser.

So hübsch wie der EL7 sehen auch die anderen Nio-Modelle innen aus .

So hübsch wie der EL7 sehen auch die anderen Nio-Modelle innen aus .

(Foto: Nio)

Nichts auszusetzen hingegen gibt es an den Materialien und deren Verarbeitung. Auch das bei chinesischen Fabrikaten oft monierte Geruchsproblem tritt hier nicht auf. Stattdessen sitzt man auf feinen Fauteuils und blickt auf schicke Holzintarsien, die aus nachhaltigem Rattan bestehen.

Der EL7 hat Kombi-Skills

Doch zurück zum Modellfahrplan. Neben den Limousinen bringt Nio sogar schon im Januar des nächsten Jahres das SUV EL7 zu uns. Dieses ist dann in puncto Antrieb wieder auf der Höhe des ET7, bekommt also auch die bekannten 653 Pferchen unter das Blech. Damit beschleunigt der 2,4-Tonner innerhalb von 3,9 Sekunden auf 100 km/h und rennt abgeregelte 200 Sachen. Im Gegensatz zum ET7 kann der EL7 nicht nur elegant, sondern auch richtig nützlich sein: Das Gepäckabteil des praktischen Allrounders schluckt nämlich immerhin 1545 Liter - so könnte sich der EL7 also zum veritablen Kombi-Ersatz mausern.

Seine Höhe von 1,72 Metern kaschiert der flach wirkende Nio EL7 gekonnt.

Seine Höhe von 1,72 Metern kaschiert der flach wirkende Nio EL7 gekonnt.

(Foto: Nio)

Sämtliche Modelle lassen sich aktuell nur in jeweils einer Antriebsversion ordern - so richtig basic kann Nio derzeit also nicht. Über die Kaufoptionen möchte der Hersteller in Kürze genauer informieren - der ET7 ist immerhin schon mit knapp unter 70.000 Euro gelistet, allerdings ohne Batterie. Ansonsten bleibt es beim Abo, das bei 1199 Euro monatlich startet, je nach Option.

Übrigens: Den Modellbezeichnungen wohnt eine durchdachte Systematik inne. So steht das "T" für Touring und das "L" für Lifestyle. Die Tatsache, dass es mit dem exklusiven Kleinserien-Hypersportwagen EP9 ja auch noch ein "P" für Performance gibt, lässt zumindest auf weitere spannende Angebote hoffen. Vielleicht erleben wir ja auch noch Nio-Modelle unterhalb des EP9, die nicht bei 200 km/h abgeregelt sind. Wettbewerber aus Süddeutschland und den USA hat Nio jedenfalls zur Genüge.

Quelle: ntv.de

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