Viel Platz, variabler Innenraum Nissan X-Trail 1.5 VC-T Mild-Hybrid - anders, aber gut
15.11.2023, 19:38 Uhr Artikel anhören
Der Nissan X-Trail hat eine kantig und kraftvoll gestylte Außenhaut.
(Foto: Nissan)
Nissan hat seinem kompakten Qashqai als geräumige Alternative den X-Trail zur Seite gestellt. Der fast 4,70 Meter lange Japaner bietet deutlich mehr als nur eine gestreckte Karosserie.
Ist Nissans neuer X-Trail nur ein verlängerter Qashqai? Mitnichten. Vielmehr entführt das große SUV mit kraftvoll-kantigem Styling seine Gäste in eine etwas andere Nissan-Welt mit viel Raum, Komfort und Technik sowie einem exotischen Antrieb. Wer bereit ist, sich auf ein paar eigenwillige, jedoch nicht zwingend schlechte Lösungen einzulassen, erlebt einen vielseitigen und entspannenden Alltagshelden der Mittelklasse, der vor allem auf die Bedürfnisse von Familien gut zugeschnitten ist.
Ein großer Trumpf des X-Trail ist seine Größe. 4,68 Meter ist der tatsächlich auch in Japan gebaute Japaner lang, sein Innenraum entsprechend luftig. In der von uns getesteten Fünfsitzer-Version - optional gibt es eine dritte Reihe mit zwei Notsitzen - passen 585 bis 1424 Liter in den Kofferraum. In mehreren Stufen lässt der sich auf den Bedarf anpassen. Die Rückbank ist in Längsrichtung verschiebbar, die Lehne ist im Verhältnis 60:40 umklappbar.
Außerdem gibt es einen Flexi-Board genannten, zweiteiligen Kofferraum-Zwischenboden, mit dem sich das Gepäckabteil zusätzlich den unterschiedlichen Transportaufgaben anpassen lässt. Praktische Seitenfächer und Verzurrösen für ein Gepäcknetz erleichtern den Transport von Kleinkram. Etwas dürftig ist allerdings die Zuladung mit ausstattungsabhängig 356 bis 436 Kilogramm.
Fußraum hinten fast so luftig wie in E-Auto

Mit einer Länge von 4,68 Meter geht der X-Trail deutlich über das Kompaktformat hinaus.
(Foto: Nissan)
Neben dem Gepäck haben auch die Gäste viel Entfaltungsspielraum, die über weit öffnende Türen den Innenraum entern. Dank flachem Kardantunnel ist der Fußraum hinten fast so luftig wie in einem E-Auto. Der Fondsitze bieten sogar Sitzheizungen. Hinzu kommt ein wohnliches Ambiente mit qualitativ ansprechenden Materialien und guter Verarbeitung. Unser Exemplar mit N-Connecta-Ausstattung setzt auf schwarze und braune sowie stellenweise haptisch angenehm weiche Kunststoffe und Lederoberflächen. Hinzu kommen Hochglanzflächen, ein wenig Chromschmuck und Einleger in entfremdeter Holzoptik. Dem Ensemble wohnt ein gewisser Retro-Charme inne, denn einige Oberflächen erinnern an Nissan-Interieurs der 80er- und 90er-Jahre.

Viele Funktionen gruppieren sich ums Lenkrad herum. Insgesamt findet man sich schnell in Bediensystem des X-Trails zurecht.
(Foto: Nissan)
Im großen Display hinterm Lenkrad werden dem Fahrer vornehmlich fahrrelevante Inhalte angezeigt, die parallel außerdem per Head-up-Display in die Windschutzscheibe projiziert werden. Flankiert wird die digitale Anzeigelandschaft von einem breiten Touchscreen mit einem per Kabelanschluss auch Android Auto einbindendes Infotainmentsystem. Der X-Trail verzichtet auf die ganz große Displaylösung für alle Funktionen. Entsprechend bietet er noch eine Bedieninsel für die 3-Zonen-Klimaautomatik mit echten physischen Knöpfen. Auch dieser Umstand hilft, dass man sich hier schnell zurechtfindet.
Mildhybrid hilft beim Spritsparen
In der Mittelkonsole befindet sich zudem der Motorstartknopf sowie ein flacher Fahrstufenwahlhebel, den der Fahrer mit seiner rechten Hand umschließt, um durch Schieben oder Ziehen zwischen D, R und P zu wechseln. In unserem Fall sorgt ein technisch eigenwilliger, aber durchaus angenehmer und recht genügsamer Dreizylinder-Benziner für Vortrieb. Wie heute üblich, handelt es sich um einen Mildhybriden, den ein Startergenerator leicht unterstützt und beim Spritsparen hilft. Kurios ist der Blick auf das Datenblatt, denn hier wird ein Hubraum von 1477 bis 1497 Kubikzentimeter aufgeführt. Der Clou: Das turbogeladene Zylinder-Trio kann die Verdichtung variieren. Verantwortlich dafür sind Aktuatoren an den Kolben, mit denen sich der Hub verändern lässt.
In der Praxis erlebt man bei gelassener Fahrweise den 120 kW/163 PS starken Antrieb als gemütliches Motörchen, dass an sich gut mit dem stufenlosen CVT-Getriebe harmoniert. Wird per Gasfuß viel Leistung gefordert, wird der Ton rauer. Doch erst mit spürbarer Vorzögerung und zudem mit leichtem Gummibandeffekt der CVT setzen anschließend die maximal 300 Newtonmeter Drehmoment die Vorderräder unter Druck.
Die Leistung ist natürlich für jede Lebenslage mehr als ausreichend, wirkt aber nur moderat temperamentvoll. Immerhin kann der X-Trail auf Wunsch in 9,6 Sekunden auf Tempo 100 sprinten und maximal 200 km/h erreichen. Manchmal als störend erlebt man ein eigentümliches Ruckeln im Antrieb. Mit einem Verbrauch von 7,0 Liter bei vornehmlich mit Tempo 130 gefahrenen Autobahntouren blieb der Spritdurst moderat.
Angenehm auf Langstrecke

Speziell in der Ausstattung Tekna+ bietet der X-Trail eine Premium-Lederausstattung mit 3D-Bestickung.
(Foto: Nissan)
Vor allem im Langstreckeneinsatz haben wird den X-Tail als angenehm erlebt, zumal das Sicherheitspaket Pro-Pilot an Bord war und den Fahrer entlastet. So hält die Regeltechnik auf Wunsch Abstand zum Vordermann und passt die Geschwindigkeit ans geltende Tempolimit an. Manchmal warnt das System etwas übereifrig vor potenziellen Gefahren und ermahnt speziell unter Autopilot-Regie den Fahrer immer wieder, doch bitte wieder beide Hände ans Lenkrad zu legen.
Die strenge Gouvernante wie der Antrieb haben uns zu einer vornehmlich gemütlichen Gangart erzogen. Dazu passend macht auch das klassische Stahl-Fahrwerk ohne adaptive Dämpfer den X-Trail zum entspannten Gleiter. Im Stadtverkehr gibt sich der Unterbau hingegen etwas steifbeinig beim Überfahren von Kanaldeckel und Schlaglöchern.

Die Mittelkonsole des Nissan X-Trail bietet Startknopf, USB-Anschlüsse und eine Ladeschale, in der Smartphones kabellos Energie tanken können.
(Foto: Nissan)
Die Preisliste für den Crossover mit Mildhybrid startet bei 35.500 Euro. Für das Geld bekommt man allerdings die noch ausbaufähige Basisausstattung Visia. Speziell als Familienauto überzeugt der X-Trail in der 42.800 Euro teuren Version N-Connecta, weil dann auch die 3-Zonen-Klima und Sitzheizungen hinten an Bord sind. Sinnvolle Ergänzungen sind noch der Pro-Pilot-Assist (700 Euro) mit seinen automatisierten Fahrhilfen sowie das Head-up-Display (635 Euro). Dann landet man bei rund 44.000 Euro, was angesichts der vielen Talente ein durchaus angemessener Kurs erscheint.
Nissan X-Trail 1.5 VC-T - technische Daten
- Fünftüriger, fünf- oder siebensitziger Crossover der Mittelklasse
- Länge: 4,68 Meter, Breite 1,84 Meter (mit Außenspiegeln: 2,07 Meter), Höhe: 1,72 Meter, Radstand 2,71 Meter, Kofferraumvolumen: 585-1424 Liter
- 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner, 120 kW/163 PS, max. Drehmoment 300 Nm, Frontantrieb, CVT-Automatik
- Vmax: 200 km/h, 0-100 km/h: 9,6 s
- Verbrauch (WLPT): 7,1-7,6 Liter/100 km, Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM, CO2-Emissionen: 161-172 g/km, Testverbrauch: 7,0 Liter/100 km
- Preis: ab 35.500 Euro, Preis Testwagen: 45.325 Euro
Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x