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Als "Spirit of Ecstasy" losfuhr Rolls-Royce Silver Shadow und Camargue - pompöse Palast-Revolutionäre

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Mehr Prestige und Noblesse geht nicht: "Spirit of Ecstasy" krönt den Kühlergrill des 1965 lancierten Rolls-Royce Silver Shadow.

Mehr Prestige und Noblesse geht nicht: "Spirit of Ecstasy" krönt den Kühlergrill des 1965 lancierten Rolls-Royce Silver Shadow.

(Foto: Autodrom)

Das britische Empire bröckelte und erstmals standen deutsche V8-Karossen vor englischen Adelssitzen und Konzernzentralen: ein Skandal, den Rolls-Royce 1965 mit dem Silver Shadow konterte. Dieser revolutionär fortschrittliche Rolls ging als erstes Modell aus Crewe in Großserie - für Kleinserienfans kam 1975 der Camargue.

"Britain is back", freuten sich die Traditionalisten in den elitären englischen Clubs, als Rolls-Royce im Oktober 1965 einen neuen Luxusliner enthüllte, der das Markencredo "the best car in the world" gegen Attacken moderner Mercedes-Benz und Cadillac verteidigen sollte. Tatsächlich: Die V8-Limousine "Silver Shadow" ging als erstes Modell mit der berühmten Kühlerfigur "Spirit of Ecstasy" in Großserie und eroberte innerhalb kurzer Zeit die Prachtboulevards von Los Angeles über London und Berlin bis Tokio.

Das britische Empire bröckelte, fast alle englischen Autobauer fuhren im Krisenmodus, aber Rolls-Royce gelang mit dem Silver Shadow unmöglich geglaubtes: Der in unaufdringlicher Eleganz gezeichnete, 5,17 Meter lange Viertürer und die 1966 ergänzten Coupé- und Cabrio-Varianten avancierten zu neuen Statussymbolen nicht nur bei Königshäusern und politischen Machthabern, sondern erstmals auch bei Geldadel und Popstars, die im Rausch schon mal einen Rolls skandalös im Pool versenkten.

Dank Silver Shadow verdiente Rolls-Royce-Autosparte erstmals Geld

Mit dem Anspruch des besten Autos der Welt: Der Rolls-Royce Silver Shadow konterte 1965 den Mercedes 600, aber auch Cadillac und Lincoln.

Mit dem Anspruch des besten Autos der Welt: Der Rolls-Royce Silver Shadow konterte 1965 den Mercedes 600, aber auch Cadillac und Lincoln.

(Foto: Rolls-Royce)

In Crewe hatten sie verstanden, wie Profitabilität im Autogeschäft der Swinging Sixties ging: Weg von den bei unabhängigen Karossiers gefertigten Kleinserien der 1950er Jahre, als Queen Elizabeth II. Rolls-Royce endlich das begehrte Signet des Hoflieferanten verlieh, sondern fortschrittliche Typen, die in großer Auflage gebaut wurden, Selbstfahrer ohne Chauffeur überzeugten und so finanzielle Gewinne sicherten. Dank des Silver Shadow verdiente die Autosparte bei Rolls-Royce erstmals seit Jahrzehnten Geld, während die Flugmotorendivision Verluste produzierte, bis der Konzern 1971 Konkurs anmelden musste.

Britischer Luxus trifft italienische Alta Moda: Vor 50 Jahren debübierte der Rolls-Royce Camargue in von Pininfarina kreierten Formen.

Britischer Luxus trifft italienische Alta Moda: Vor 50 Jahren debübierte der Rolls-Royce Camargue in von Pininfarina kreierten Formen.

(Foto: Rolls-Royce)

Aber auch diese Krise meisterte Rolls-Royce - und lancierte 1975 den pompösen Camargue, ein von Pininfarina eingekleidetes Coupé.

1965 - "most shocking year in history"

Für konservative Briten war 1965 das "most shocking year in history", wie Journalisten kommentierten. Ein Annus Horribilis, das mit dem Tod von Winston Churchill - bedeutendster britischer Staatsmann des 20. Jahrhunderts - begann.

Ein Jahr, in dem Fastfood-Ketten wie PizzaExpress und KFC die englische Pub-Kultur aus Mushroom und Ale-Pie bedrohten (nach Deutschland kam KFC 1969), Mary Quants Minirock die Mode revolutionierte, das verpönte Wort "fuck" die TV-Bildschirme eroberte, die Beatles, die Rolling Stones und The Who die Musikszene rockten, ein Tempolimit von 70 mph (113 km/h) Speedikonen wie den Jaguar E-Type auf den neuen Motorways ausbremste, kriselnde britische Autobauer unter dem Dach des BMC-Konzerns Zuflucht suchten - und Queen Elizabeth II. bei ihrer sommerlichen Deutschlandtour in einem offenen Mercedes 600 Landaulet von Millionen Menschen bejubelt wurde.

Anspruch, die besten Autos der Welt zu bauen

Bis auf den Kühlergrill fast baugleich: Die Bentley T Series startete 1965 als Understatement-Alternative zum Silver Shadow und fand auch in Deutschland Fans.

Bis auf den Kühlergrill fast baugleich: Die Bentley T Series startete 1965 als Understatement-Alternative zum Silver Shadow und fand auch in Deutschland Fans.

(Foto: Bentley)

Zwar sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis ein Mitglied des Königshauses (Diana) mit einem Mercedes durch London cruiste, aber seit 1963 wechselten viele Gutverdienende im Vereinigten Königreich von Bentley und Rolls-Royce in antiquiertem Design auf moderne Benz-Modelle. Höchste Zeit für einen Paukenschlag, mit dem Rolls-Royce seinen Anspruch erneuerte, die besten Autos der Welt zu bauen: Als Preview zum Pariser Autosalon präsentierte die Manufaktur im Oktober 1965 zwei Modelle, wie sie die Stammklientel der 1906 gegründeten Marke nicht erwartet hatte.

Britischer Luxus vom Feinsten für Promis, Präsidenten und Majestäten in der Bentley T-Series und im baugleichen Rolls-Royce Silver Shadow.

Britischer Luxus vom Feinsten für Promis, Präsidenten und Majestäten in der Bentley T-Series und im baugleichen Rolls-Royce Silver Shadow.

(Foto: Bentley)

Der Rolls-Royce Silver Shadow und sein bis auf den Kühlergrill identisches Schwestermodell Bentley T-Series konterten Mercedes und Cadillac mit einer selbsttragenden Karosserie und fahrdynamischen Qualitäten, wie sie Selbstfahrer schätzten - und überzeugten zugleich die Upper-Class-Klientel, die sich chauffieren lassen wollte.

Zwei Jahre Lieferzeit für ersten in Großserie gebauten Rolls-Royce

Elf Jahre Entwicklungszeit waren in die neue Nobelklasse investiert worden, und der von Chefdesigner John Blatchley in zeitlose Formen verpackte Viertürer - Vorgabe war eine Produktionszeit von zehn Jahren - übte eine Magie aus, die selbst Crewe überraschte: Zwei Jahre Lieferzeit für den ersten in Großserie gebauten Rolls-Royce, damit hatte niemand gerechnet.

Der 165 kW/225 PS starke (offiziell nannte Rolls-Royce keine Leistungswerte) 6,25-Liter-V8-Motor wurde zuerst im 1959 lancierten Vorgänger Silver Cloud II eingeführt: Zu dieser Zeit erreichte der Motor mit 1,2 Kilo pro PS das beste Leistungsgewicht aller Serienfahrzeuge weltweit, wie die Briten stolz kommunizierten. Der Motor galt als überdimensioniert, aber seine Laufruhe, Zuverlässigkeit - für den Silver Shadow gab es drei Jahre Garantie, während Mercedes nur sechs Monate gewährte - und sein Entwicklungspotenzial führten dazu, dass er für die nächsten 50 Jahre zum Hauptmotor bei Rolls-Royce und Bentley wurde.

"Silberner Schatten"

Freie Bahn auf der Überholspur, dafür sorgte der strenge Blick aus den Doppelscheinwerfern des laut Fachpresse 190 km/h schnellen "silbernen Schattens". Cadillac Fleetwood und Mercedes 300 SEL waren nicht flotter, das Datenblatt des Mercedes 600 wies zwar 205 km/h aus, aber letztlich ging es Rolls-Royce um lautlose, entspannte Reisen.

Ein Silver Shadow Coupé als Star bei der Rallye Paris-Dakar 1981: Das fand Rolls-Royce gar nicht lustig, zumal das Privatteam für seinen Racer Toyota-Teile und Fiberglas verwendete.

Ein Silver Shadow Coupé als Star bei der Rallye Paris-Dakar 1981: Das fand Rolls-Royce gar nicht lustig, zumal das Privatteam für seinen Racer Toyota-Teile und Fiberglas verwendete.

(Foto: Autodrom)

Aktionen wie spektakuläre Motorsporteinsätze eines durch Toyota-Teile verstärkten Silver Shadow bei der Paris-Dakar 1981, lehnte die Rolls-Royce-Rechtsabteilung ab. Gegen Aufreger wie einen angeblich von Keith Moon, Drummer bei The Who, im Swimmingpool versenkten Rolls und das von der Band Oasis als Plattencover genutzte Bild eines Silver Shadow im Pool waren sie in Crewe jedoch machtlos.

Roadtrip im Silver Shadow

Dafür zitierte Rolls-Royce in Pressemitteilungen gerne den Le-Mans-Sieger und Motorjournalisten Paul Frère, der einen Roadtrip im Silver Shadow beschrieb. "Ich bin an einem Tag von Brüssel nach Monaco gefahren. Es war ein seltsames Gefühl, mit 175 km/h über die Autobahn zu rasen, ohne dass Geräusche vom Motor oder von der Straße zu hören waren. Als ich Monte Carlo erreichte … war ich frisch, entspannt und überhaupt nicht müde."

Exklusives Cabriovergnügen: Das Rolls-Royce Silver Shadow Drophead Coupé debütierte 1966 als teuerstes Seriencabrio der Welt.

Exklusives Cabriovergnügen: Das Rolls-Royce Silver Shadow Drophead Coupé debütierte 1966 als teuerstes Seriencabrio der Welt.

(Foto: Autodrom)

Gleichwohl legte Rolls-Royce noch zwei sportiv angehauchte Modelle für Selbstfahrer auf: Ab 1966 ergänzten ein Coupé und ein Cabriolet ("Drophead Coupé") das Silver-Shadow-Portfolio. Nach einer Modellpflege im Jahr 1971 trugen die Zweitürer den Modellnamen Corniche - und als Corniche überlebte das Cabrio bis 1995 alle damaligen Krisen des Open-Air-Markts.

Teuerster Luftikus der Welt

Spektakulärer als dieser teuerste Luftikus der Welt - 1974 kostete er so viel wie fünf Mercedes SL (R107) - war nur der Camargue, für den Rolls-Royce den doppelten Preis des Silver Shadow berechnete. Ein Auto für Superreiche, von Paolo Martin bei Pininfarina in Szene gesetzt, die Linien waren von glatten Flächen und Kanten geprägt, ähnlich wie bei dem grazileren Fiat 130 Coupé.

Exklusive Eleganz in gigantischen Konturen: Der pompöse Rolls-Royce Camargue gefiel besonders der amerikanischen High Society.

Exklusive Eleganz in gigantischen Konturen: Der pompöse Rolls-Royce Camargue gefiel besonders der amerikanischen High Society.

(Foto: Rolls-Royce)

Crewe bewarb sein V8-Coupé als "schönsten jemals gebauten Rolls-Royce", Kritiker verglichen den 5,17 Meter langen Zweitürer mit exaltierten Luxuskreuzern aus Vorkriegstagen. Viel Aufmerksamkeit war den Camargue-Käufern also sicher. Allerdings war es in den 1970ern fast nur noch in den USA möglich, Reichtum zu zeigen, im von Sozialneid, Ölkrisen und Terrorismus gezeichneten Kontinental-Europa versteckten die Reichen nun ihre Prestigekarossen. So wurden nur 529 Camargue verkauft, die meisten nach Amerika. Tempora Mutantur: Heute ist es diese Seltenheit, die den Kultstatus des leise laufenden Riesen steigert.

Unternehmenschronik

1863: Frederick Henry Royce wird geboren

1877: Charles Stewart Rolls wird geboren

1902: C.S. Rolls gründet in London das Automobilvertriebsunternehmen C.S. Rolls and Co.

Nicht ohne Chauffeur: Luxushotels setzten den Silver Shadow als Shuttle ein.

Nicht ohne Chauffeur: Luxushotels setzten den Silver Shadow als Shuttle ein.

(Foto: Rolls-Royce)

1904: F.H. Royce unternimmt am 1. April die erste erfolgreich verlaufende 15-Meilen-Probefahrt mit dem ersten selbstgebauten Auto. Am 4. Mai treffen sich C.S. Rolls und F.H. Royce im Midland Hotel in Manchester, und am 23. Dezember unterzeichnet Rolls eine Abnahmeverpflichtung für alle Royce-Fahrzeuge

1906: Rolls-Royce Limited wird am 15. März gegründet. Ende des Jahres wird der 40/50 HP Silver Ghost vorgestellt

1907: Das Rolls-Royce-Werk erhält in Derby einen neuen Standort, nachdem die ursprüngliche Manufaktur in Manchester nicht mehr genug Raum bot

1911: Die legendäre Kühlerfigur wird eingeführt, das Design stammt von Charles Sykes

1922: Der Rolls-Royce "Twenty" (20 HP) für Selbstfahrer wird vorgestellt

1925: Verkaufsstart für den Phantom I

1931: Bentley wird insolvent und Ende des Jahres von Rolls-Royce übernommen

1936: Mit V12-Motor nimmt es der neue Rolls-Royce Phantom III (25/30 HP) mit den stärksten Hochleistungslimousinen seiner Ära auf

1946: Die Automobilproduktion wird nach Crewe verlagert. Dort erfolgt auch die Fertigung des ersten Nachkriegsmodells, des Rolls-Royce Silver Wraith

1949: Der Silver Dawn wird als erster Rolls-Royce werksseitig mit einer Stahlkarosserie ausgeliefert. Bis 1945 wurden die Karosserien für alle Rolls-Royce von unabhängigen Coachbuilders gebaut

1950: Als neue Repräsentationslimousine wird der Phantom IV vorgestellt, von dem insgesamt nur 18 Fahrzeuge gebaut werden

1954: Noch vor der Finalisierung des Rolls-Royce Silver Cloud beginnt die Entwicklung des Silver Shadow. Der Silver Shadow soll äußerlich kompakter als der Silver Cloud ausfallen, aber im Interieur mehr Platz bieten, und deshalb verabschiedet sich Rolls-Royce von der seit 1906 verfolgten Tradition, Karosserien und Fahrgestelle getrennt zu fertigen. Unabhängige Karossiers setzten bis dahin die Kabinen auf von Rolls-Royce gefertigte Fahrgestelle, mit dem Silver Shadow soll ein Monocoque eingeführt werden, bei dem Karosserie und Chassis verbunden sind ("Unibody"-Bauweise)

1955: Der Silver Cloud geht in Produktion mit 4,9-Liter-Sechszylindermotor und wird bis 1959 in 2.359 Einheiten gebaut. Rolls-Royce wird als offizieller Hoflieferant des britischen Königshauses anerkannt

1958: Drei Prototypen-Modelle für den Silver Shadow entstehen mit 317,5-Zentimeter-Radstand und ein Prototyp mit um 16,51 Zentimeter verkürztem Radstand, letzter wird unter dem Codenamen "SY" finalisiert. Chefdesigner für den Silver Shadow ist John Blatchley, der vor seinem Wechsel zu Rolls-Royce im Jahr 1949 für den Karossier Gurney Nutting arbeitete. Blatchley sollte eine Design kreieren, das mindestens zehn Jahre aktuell blieb, damit sich die Werkzeugkosten amortisierten

1959: Der Silver Cloud II erhält eine V8-Maschine anstelle der bisher verwendeten Sechszylinder. Neues Rolls-Royce-Flaggschiff wird der Phantom V

1962: Kennzeichen des Silver Cloud III sind die Doppelscheinwerfer

1964: Der im Vorjahr vorgestellte Mercedes-Benz 600 wird in Großbritannien erfolgreicher Rolls-Royce-Rivale

1965: Als erster Rolls-Royce basiert der neue Silver Shadow auf einem Monocoque. Mit dem erfolgreichen Silver Shadow weist Rolls-Royce neue Konkurrenten wie Mercedes in die Schranken. Gleichzeitig mit dem Silver Shadow wird am 5. Oktober bei einer Preview zum Pariser Automobilsalon das baugleiche Schwestermodell Bentley T-Series vorgestellt. Der Bentley T-Series differenziert sich nur durch Markenembleme und Kühlergrill vom Silver Shadow

Silver Shadow für Selbstfahrer: Das Coupé debütierte 1966 und wurde 1971 zum Corniche weiterentwickelt.

Silver Shadow für Selbstfahrer: Das Coupé debütierte 1966 und wurde 1971 zum Corniche weiterentwickelt.

(Foto: Rolls-Royce)

1966: Rolls-Royce präsentiert zwei zweitürige Versionen (Coupé und Cabriolet) des Silver Shadow, die beim konzerneigenen Karossier Mulliner Park Ward gebaut werden

1968: Bei den Silver-Shadow-Modellen wird die Viergang-Hydramatic-Automatik von einer Dreigang-GM400-Automatik mit Drehmomentwandler abgelöst. Außerdem wird das Fahrwerk straffer abgestimmt, um europäische Vorlieben zu treffen. Der Phantom VI wird als neue Repräsentationslimousine vorgestellt

1969: Der Silver Shadow wird optional mit langem Radstand angeboten (plus 11,43 Zentimeter zugunsten der Beinfreiheit im Fond). Prinzessin Margaret, Countess of Snowdon, die jüngere Schwester der Königin Elisabeth II. kauft mehrere Silver Shadow mit langem Radstand. Rolls-Royce beginnt mit der Entwicklung eines Nachfolgers für den zweitürigen Silver Shadow. Das neue Modell (der spätere Camargue) soll "dramatically different" sein, wie die Unternehmensführung kommuniziert, deshalb schickt Rolls-Royce einen Mulliner Park Ward Saloon zu Pininfarina nach Turin. Der Managing Director bei Rolls-Royce erklärt diesen Schritt damit, dass der italienische Karossier "die Rolls-Royce Kultur verstand". Sergio Pininfarina beauftragt seinen Chefstilisten Paolo Martin mit der Designfindung für das Coupé, das auf der Bodengruppe und Technik des Silver Shadow aufbaut, aber als erster Rolls-Royce auf metrische Maße ausgelegt wird statt des bisher angewandten britischen "Imperial"-Maßsystems

Langlebigste Legende unter den Sonnenkönigen: 1971 mutierte das offene Silver Shadow Drophead Coupé zum Corniche und wurde bis 1995 gebaut.

Langlebigste Legende unter den Sonnenkönigen: 1971 mutierte das offene Silver Shadow Drophead Coupé zum Corniche und wurde bis 1995 gebaut.

(Foto: Rolls-Royce)

1971: Der Corniche ersetzt das zweitürige Silver Shadow Coupé und Cabriolet. Im Februar wird Rolls-Royce insolvent und aufgeteilt in die Aero Company und Motor Car Company. Die Markenrechte verbleiben beim Flugmotorenhersteller, der verstaatlicht wird, aber 1987 reprivatisiert wird

1972: Unter dem Codenamen Delta geht der erste Prototyp des kommenden Camargue im Juli in die Fahrerprobung. Bei der Wahl des Modellnamens steht neben Camargue auch Corinthian zur Wahl, den Zuschlag erhält Camargue, weil Henry Royce in dieser französischen Region von 1917 bis zu seinem Tod im Jahr 1933 jeden Winter verbrachte

1973: Im Mai wird das Unternehmen Rolls-Royce Motors gegründet, Bentley gehört weiter zu Rolls-Royce Motors

1975: Der Rolls-Royce Camargue mit 6,75-Liter-Leichtmetall-V8 feiert seine Weltpremiere im März, das Pressedebüt erfolgt mit neun Fahrzeugen im italienischen Catania (Sizilien). Der Camargue beeindruckt mit großen, weit öffnenden Türen, die branchenweit Komfortmaßstäbe setzen, zumal sich die Vordersitzlehnen zum bequemen Einsteigen elektrisch entriegeln. Neu ist außerdem das ultra-weiche Leder "Nuella", eine Rolls-Royce-Kreation. Das Cockpit des Camargue hat Pininfarina im Stil eines Flugzeugcockpits gestaltet ("Aircraft Cockpit Concept"), denn der Camargue sollte selbstfahrende Kunden überzeugen

Safety first: An den Stoßstangen für US-Sicherheitsvorschriften gibt sich das 1977 lancierte Faceliftmodell Silver Shadow II zu erkennen.

Safety first: An den Stoßstangen für US-Sicherheitsvorschriften gibt sich das 1977 lancierte Faceliftmodell Silver Shadow II zu erkennen.

(Foto: Autodrom)

1977: Als Faceliftmodell geht der Silver Shadow II an den Start, erkennbar an neuen Stoßstangen, die US-Normen genügen und an der Zahnstangenlenkung sowie einer "sportiveren" Fahrwerksabstimmung für Selbstfahrerkunden, die sonst Mercedes 450 SEL 6.9 oder Maserati Quattroporte goutieren. Die Varianten mit langem Radstand laufen nun unter der Bezeichnung Silver Wraith II

1978: Die Produktion des Camargue wird von Mulliner Park Ward im Norden Londons zum Rolls-Royce-Werk nach Crewe verlegt

1980: Neu sind Silver Spirit und mit langem Radstand der Silver Spur als Nachfolger des Silver Shadow II

Nach nur 529 Einheiten endete 1987 die Produktion des Camargue – dagegen setzte der Silver Shadow eine erste Rekordmarke in der Unternehmensgeschichte mit über 34.000 Einheiten.

Nach nur 529 Einheiten endete 1987 die Produktion des Camargue – dagegen setzte der Silver Shadow eine erste Rekordmarke in der Unternehmensgeschichte mit über 34.000 Einheiten.

(Foto: Rolls-Royce)

1987: Die Produktion des Camargue läuft nach nur 529 Einheiten aus, mehr als 75 Prozent der Fahrzeuge wurden in die USA exportiert

1990: Rolls-Royce Motor Cars fusioniert mit dem britischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Vickers

1995: Produktionsende für den Corniche IV, die finale Entwicklungsstufe des Rolls-Royce Silver Shadow

1998: Der Silver Seraph wird mit BMW-V12-Motoren ausgeliefert. Am 28. Juli erwirbt BMW die Namensrechte an Rolls-Royce für die Automobilproduktion vom Flugmotorenhersteller Rolls-Royce plc., mit denen die Bayern eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Bis Ende 2002 verbleibt Rolls-Royce jedoch komplett bei Volkswagen. Dann übernimmt BMW Rolls-Royce Automobile, während Bentley und der Standort Crewe von Volkswagen übernommen werden. Im südenglischen Goodwood werden ein neues Rolls-Royce-Werk und eine neue Unternehmenszentrale errichtet

2003: Am 1. Januar wird das neue Unternehmen Rolls-Royce Motor Cars Limited eingetragen und dies als Bestandteil der BMW Group. Nach 71 gemeinsamen Jahren gehen die Marken Rolls-Royce und Bentley wieder getrennte Wege. Der erste Phantom wird am 1. Januar an seinen britischen Käufer übergeben. Das neue Werk Goodwood wird am 3. Januar offiziell eröffnet

2025: Die Rolls-Royce-Community feiert die zwei Jubiläen "60 Jahre Silver Shadow" und "50 Jahre Camargue" bei OIdtimermessen und mit Clubtreffen

2026: Rolls-Royce wird offiziell 120 Jahre alt, allerdings feiert das Unternehmen traditionell die erste Begegnung von C.S. Rolls und F.H. Royce im Midland Hotel im Jahr 1904

Motorsierungen und Produktionszahlen

  • Vorgänger des Silver-Shadow: Rolls-Royce Silver Cloud (1955-1959), mit 4,9-Liter-Sechszylindermotor, gebaut in 2.359 Einheiten; Rolls-Royce Silver Cloud II (1959-1962), mit 6,25-Liter-V8-Motor, gebaut in 2.116 Einheiten;
  • Rolls-Royce Silver Cloud III (1962-1966), mit 6,25-Liter-V8-Motor, gebaut in 2.376 Einheiten.
  • Rolls-Royce Silver Shadow I (1965-1976), mit 6,25-Liter- bzw. 6,75-Liter-V8-Motor, und Rolls-Royce Silver Shadow II (1976-1981) mit 6,75-Liter-V8-Motor, Gesamtstückzahl 34.611 Einheiten;
  • Rolls-Royce Corniche I (1971-1987), basiert auf Silver Shadow, mit 6,75-Liter-V8-Motor, gebaut in 1.306 Einheiten;
  • Rolls-Royce Corniche II (1987-1989), mit 6,75-Liter-V8-Motor, gebaut in 1.226 Einheiten;
  • Rolls-Royce Corniche III (1989-1991), mit 6,75-Liter-V8-Motor, gebaut in 451 Einheiten;
  • Rolls-Royce Corniche IV (1992-1995), mit 6,75-Liter-V8-Motor, gebaut in 219 Einheiten;
  • Rolls-Royce Camargue (1975-1987), mit 6,75-Liter-V8-Motor, gebaut in 529 Einheiten.

Quelle: ntv.de, Wolfram Nickel, sp-x

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