Der Zwerg giftet weiter Toyota GR Yaris wieder zu haben - mit noch mehr Performance


Schon in der getarnten Variante wirkt die Front des Toyota GR Yaris angriffslustig-sportlich.
(Foto: Toyota)
In Zeiten der Autoantriebs-Vereinheitlichung ist es erfrischend, zu erfahren, dass Toyota den GR Yaris nicht nur weiterbaut, sondern gar nachschärft. ntv.de durfte den 2024er Rallyegiftzwerg in einer noch getarnten, aber seriennahen Erprobungsversion über den Circuito del Jarama jagen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Toyota eher zögerlich auf den Pfad der batterieelektrischen Mobilität einbiegt. CO2-Einsparung soll dieser Einstellung jedoch nicht im Wege stehen, Möglichkeiten hierfür gibt es schließlich viele. In diesem Kontext zeigt sich, dass Downsizing auch ein ziemlich spaßiges Unterfangen sein kann.
Kennen Sie eigentlich den Toyota GR Yaris? Ja, diese besondere Art des Yaris, der mit der - sagen wir mal - "konventionellen" Ausführung des Kleinwagens eigentlich bloß die Grundform gemein hat, darf wohl ohne Übertreibung als spaßigster Dreizylinder bezeichnet werden. Toyota hatte das gemeinsam mit der Rennsportabteilung Gazoo Racing entwickelte Homologationsfahrzeug zur World Rallye Championship im Frühjahr 2020 zur Online-Reservierung ausgegeben - zum seinerzeit bestechend günstigsten Kurs von 33.200 Euro, wenn man bedenkt, dafür einen recht aufwendig gemachten Hochperformer zu bekommen. Schnell war das Auto laut Website vergriffen. Rund 18.000 Exemplare fahren mittlerweile in ganz Europa herum.

Erkennbar ist der GR Yaris des aktuellen Jahrgangs nicht zuletzt am Rückleuchtenband, das jetzt tatsächlich auch in Gänze leuchten kann.
(Foto: Toyota)
Und nun die gute Nachricht für bisher leer ausgegangene Interessenten: Der GR Yaris geht demnächst in nachgeschärfter Version an den Start. Den Ingenieuren gelang es, dem 1,6 Liter großen (beziehungsweise eher kleinen) Motörchen 20 zusätzliche Pferdestärken zu entlocken, um insgesamt 280 PS an beide Achsen zu schicken. Verbessertes Material für die Auslassventile, höherer Einspritzdruck sowie ein verstärkter Ventiltrieb waren die Maßnahmen der Techniker, um den nun noch höher belasteten Turbobenziner standfest zu machen. Der Dreizylinder musste sich bereits in der japanischen Langstrecken-Tourenwagenserie bewähren - so viel sei vorausgeschickt, um potenzielle Käufer zu beruhigen.
Jetzt auch mit Achtgangautomatik

Jetzt neu im stärksten Yaris: Das Kombiinstrument besteht nur noch aus Displayfläche.
(Foto: Toyota)
Um allerdings die wichtigste Neuheit an der überarbeiteten Variante höchstpersönlich zu erklären, hat sich Chefingenieur Naohiko Saito zum Circuito del Jarama nahe Madrid begeben. Wahlweise nämlich bekommen GR-Yaris-Fans künftig neben dem manuellen Sechsgang-Getriebe auch eine ultrakompakt bauende Achtstufen-Wandlerautomatik. Wenngleich viele Retroliebhaber weiterhin auf die Sechsgang-Box schwören, wird es so manchen Racer geben, dem schnelle Rundenzeiten wichtiger sind als zweifelsohne freudvolle Schaltarbeit. Das Toyota-eigene Haus Aisin dürfte in das sicherlich nicht einfache Unterfangen involviert gewesen sein, den Automaten in den knapp unter vier Meter langen Zwerg zu pflanzen.
Nach den spannenden Ausführungen der Ingenieure darf ich endlich das Lenkrad des überarbeiteten GR Yaris in die Hand nehmen. Statt öffentlicher Straßen beschränkt sich der Aktionsradius hier und heute allerdings auf gut drei Kilometer Trackkurs. Und der Hersteller hat vorsorglich auch die erste Generation des rund 1,3 Tonnen schweren Allradlers mitgebracht zu Vergleichszwecken.

Aus der Dreiviertel-Front-Perspektive sieht man erst einmal, wie breit die hinteren Kotflügel des GR Yaris wirklich sind.
(Foto: Toyota)
Ob man herausfahren kann, dass bei der Karosse des neuen Jahrgangs 24 Prozent mehr Strukturkleber zum Einsatz kommt und 13 Prozent mehr Schweißpunkte gesetzt werden? Schwierig. Die atemberaubend gute Querperformance des schon früher steifen GR Yaris verkleinert den in der Praxis spürbaren Spielraum nach oben eben enorm. Aber! Auf der langen Geraden des Kurses erreicht das neue Modell mit rund 220 km/h circa 10 bis 15 Sachen mehr Speed. Und Landstraßentempo war früher bereits nach 5,5 Sekunden (Werksangabe) abgehakt.
GR Yaris kommt künftig mit Display als Kombiinstrument

Eine neu entwickelte, kompakte Achtstufen-Wandlerautomatik macht den runderneuerten GR Yaris künftig noch fixer.
(Foto: Toyota)
Und sonst? Eine bessere Übersicht gibt es durch das Absenken der Armaturentafel um fünf Zentimeter. Und statt analoger Anzeigen gibt es jetzt 12,3 Zoll Displayfläche mit zahlreichen Funktionen, auf die ich heute aber nicht weiter eingehe. Nicht eingehen kann bis auf den Hinweis, dass sogar die Automatikgetriebeöltemperatur angezeigt wird - für alle Fälle. Denn die Zeit ist knapp, das betreuende Team an der Rennstrecke treibt die Gruppenteilnehmer an, hurtig Kilometer zu machen, statt an den Knöpfchen herumzuspielen.
Also los, nächste Runde und danach Fahrzeugtausch. Es geht jetzt in den Schalter. Der erste Gang rastet präzise, die stramme Kupplung kommt ordentlich dosierbar und das feste Lenkrad fühlt sich gut an. Und was fühlt sich noch besser an? Wenn der kreischende Dreizylinder - übrigens unmöglich akustisch als solcher zu identifizieren - ab exakt 3250 Touren in den 390 Newtonmeter hohen Drehmomentpeak kommt und einfach nur brachial schiebt bis zum Drehzahlende. Dann haben die beiden Torsen-Differenziale vorn und hinten plus die Lamellenkupplung in der Mitte verdammt viel zu tun, um das Traktionslevel im Optimum zu halten.
Neben der überarbeiteten Aero hat das Entwicklungsteam den schnellsten Yaris belastbarer gemacht. Beispielsweise mit zusätzlichen Schrauben zur Befestigung der vorderen Stoßdämpfer. Bei höchster Belastung scheinen sich wohl auch mal Buchsen verformt zu haben - dem ist jetzt ein Riegel vorgeschoben. Bleibt die Frage, ob der jetzt schon zur Legende gewordene Rallye-Champion auch weiterhin so wohlfeil zu haben sein wird wie früher. Wohl eher nicht. Gut möglich, dass der Preis künftig mit einer 4 beginnt. Bald wird man es erfahren.
Quelle: ntv.de