Großer Individualist mit Fahrspaß Mini Cooper Clubman - der kann einpacken
10.06.2016, 11:01 Uhr
Mit Zierstreifen für 120 Euro und dem John-Cooper-Works-Paket macht der Mini Cooper Clubman optisch richtig was her.
(Foto: Holger Preiss)
Wer bis dato einen Mini kaufte war nicht von Vernunft getrieben. Er suchte Individualität und Sportlichkeit. Das gilt auch für den neuen Clubman. Dennoch gibt er den oben genannten Werten ein gerütteltes Maß Zweckmäßigkeit an die Hand.

Die Split Doors bleiben auch das Merkmal des neuen Mini Clubman. Nur das jetzt die Proportionen ausgewogener sind.
(Foto: Holger Preiss)
Wenn von den neuen Mini-Modellen die Rede ist, dann wird gerne der Umstand erwähnt, dass die Fahrzeuge wieder etwas erwachsener geworden sind. Bezogen auf Größe und Ausstattung mag das stimmen, gerade beim Mini Clubman. Mit einer Länge von 4,25 Meter und einem Radstand von 2,67 Metern ist das fast schon ein ausgewachsener Mittelklässler. Aber abseits der Maße halten die Briten an der charmanten Verspieltheit in Optik und Ausstattung fest.
Mini setzt nach wie vor auf das große Rundinstrument in der Mittelkonsole und die an ein Flugzeug erinnernden Kippschalter. Dennoch wirkt der Innenraum im Clubman gereifter, hochwertiger und die verwendeten Materialien fassen sich besser an. Auch die Bedienung ist intuitiver, die Fensterheber finden sich zum Beispiel jetzt in den Türen und nicht mehr in der Mitte. Dennoch bleibt der kleine Engländer auch als Kombi eine echte Alternative zum Mainstream.
Für Zuladung aufgeschlossen

Mit 360 Liter Kofferraumvolumen wird auch der Mini Cooper Clubman nicht zum Lademeister, steckt aber im Konkurrenzvergleich gut weg.
(Foto: Holger Preiss)
Nein mit einem Ladevolumen von 360 Litern macht auch der Mini Clubman nicht den ganz Großen, aber zwei Koffer und ein paar kleinere Taschen schluckt das Gepäckabteil locker. Wer zu zweit reist, kann die Lehne der Rückbank umklappen und erhöht das Platzangebot auf 1250 Liter. Das sind 300 Liter mehr, als der etwas disproportionierte Vorgänger zu bieten hat. Hinzu kommt, dass der Brite so zu seinen weniger avantgardistischen Mitbewerbern wie dem Seat Ibiza ST oder dem Renault Clio Kombi aufschließt.
Beladen wird der Kofferraum wie gehabt über die sogenannten Split Dors, die nach außen aufschwingen. Das ist witzig und schick, hat aber den Nachteil, dass man beim Befüllen des Gepäckabteils immer um sie herumtanzen muss. In den Türen selbst sind zwei Staufächer, genau wie an den Seitenwänden des Laderaums. Für Ordnung sorgt auch ein doppelter Boden, der mit einer Höhe von knapp 15 Zentimetern einiges schluckt. Insgesamt hat Mini sich bemüht, reichlich Ablageflächen in den Clubman zu basteln. Dass die zum Teil extra bezahlt werden müssen ist ein Übel, an dem nicht nur der Brite krankt.

Die neu geformten Sportsitze im Clubman machen nicht nur eine gute Figur, sondern taugen auch für die Langstrecke.
(Foto: Holger Preiss)
So muss zum Beispiel die Mittelarmlehne mit Staufach extra bezahlt werden. Die Türinnenverkleidungen, in denen sich Halbliterflaschen gut unterbringen lassen, die Ablage für das Smartphone oder die Sonnenbrille vor dem Gangwahlhebel und die zwei Cupholdern sind hingegen im Grundpreis inbegriffen. In der zweiten Reihe lässt sich ebenfalls eine Armlehne mit zwei Becherhaltern und einem kleinen Fach ausklappen. Wobei das nur ein angenehmes Zubrot ist, denn die Hauptannehmlichkeit im Fond ist der Platz für die Reisenden. Ob der zwei separaten Türen lässt sich die Bank leicht erklimmen und Dank des üppigen Radstands, gibt es auch mit den Knien kaum Probleme. Ebenso bleibt der Kopf von Berührungen mit dem Himmel verschont, weil die Bank recht tief sitzt.
Es bleibt sportlich
Anders als bei den schon erwähnten Mitbewerbern steigt man in einen Mini sportlich ein. Dieses Gefühl wird noch potenziert, wenn sich der Käufer für die im Angebot befindlichen Sportsitze entscheidet. Das Gestühl wurde komplett neu entwickelt und offeriert jetzt auch eine verlängerbare Oberschenkelauflage. Hinzu kommen ausgezeichnet ausgeformte Seitenwangen, die einen förmlich in das Polster saugen. Auf diesen Sitzen lassen sich auch lange Fahrten problemlos überstehen. Der einzige nennbare Nachteil ist, dass wird das manuelle Getriebe geordert, die Seitenwange dem Ellbogen beim Schalten im Weg steht.

Mit 136 PS ist der Mini Cooper Clubman gut unterwegs, ohne ein Aufreißer zu sein.
(Foto: Holger Preiss)
Im Testwagen war das nicht der Fall, denn der Vierzylinder mit 136 PS war an eine Sechsstufenautomatik gekoppelt, die die Kraft von 220 Newtonmeter - mit Overboost 230 Newtonmeter - federleicht an die Vorderachse weiterreichte. Damit wird der Mini Cooper Clubman definitiv nicht zur Rennmaschine, auch dann nicht, wenn man ihm für insgesamt 5990 Euro die John-Cooper-Works-Pakete bestellt, die dem Innenraum und der Außenansicht ein durchaus dynamisches Antlitz verleihen. Dazu gehören zum Beispiel die Sportsitze, Metalleinlagen in der Armatur, Dachhimmel in Anthrazit, Ambientebeleuchtung, Sportlenkrad und -pedalerie, 18-Zoll-Felgen, Heckspoiler und Parkpiepser. Aber den Vortrieb besorgt eben der 136 PS starke Benziner und der benötigt, um die knapp 1,4 Tonnen auf 100 km/h zu beschleunigen 9,1 Sekunden, was nicht nach einem Ampel-Wettstreit schreit. Wird man dennoch genötigt, läuft der Cooper-Fahrer nicht zwingend Gefahr ihn zu verlieren.
Die Endgeschwindigkeit gibt Mini mit 205 km/h an. Auf freier Strecke gelang das problemlos. Was aber abseits des Geschwindigkeitsrauschs die Fahrt mit einem Mini immer wieder zum puren Vergnügen macht ist das Fahrverhalten. Dank der ausgezeichneten Gewichtsverteilung von 50:50 und der straffen Abstimmung darf auch beim Kombi das sogenannte Go-Cart-Feeling erwähnt werden. So lässt sich der Wagen mit Hilfe der im John-Cooper-Works-Paket enthaltenen Performance Control richtig forsch ums Eck zirkeln. Durch den gezielten DSC-Bremseingriff wird das Grundverhalten beim Einlenken und Beschleunigen gerade in Kurven extrem agil. Dazu braucht es im Übrigen kein Sportfahrwerk und auch die adaptiven Dämpfer kann man sich getrost schenken. Bereits in der Grundabstimmung federt der Clubman ausgezeichnet aus, ohne übermäßig Rollgeräusche zu verursachen.

Das Innenleben des Mini Cooper Clubman ist anders als bei den anderen Autos und das macht ihn aus.
(Foto: Holger Preiss)
Wer will, der kann den Ganghebel nach links drücken und so den Sportmodus aktivieren. Jetzt dreht der Motor weiter aus, die Soundkulisse entwickelt sich tatsächlich ein Wenig in Richtung Rundkurs und die Gänge werden zackiger eingelegt. Das sich die Fuhre jetzt nennenswert knackiger bewegen lässt, kann aber nicht konstatiert werden. Wer also mehr Dynamik erleben möchte, der sollte sich mindestens für den Mini Cooper S Clubman mit 192 PS entscheiden. Allerdings dürften sich dann auch die erzielten Verbrauchswerte nach oben korrigieren. Der Cooper genehmigte sich im Schnitt 7,5 Liter Normalbenzin, was nicht ehrenrührig, aber auch keine Heldenleistung ist.
Eine Frage des Geldes
Hinzu kommt, dass die Frage der Motorisierung auch immer eine des Budgets ist. Der Cooper Clubman steigt beim Handschalter mit 23.900 Euro ein. Ein Preis, der für ein Auto mit den verwendeten Materialien und der insgesamt guten Verarbeitung durchaus vertretbar ist. Wer sich jetzt aber das eine oder andere Paket gönnt, hat die Grenze von 35.000 Euro schnell übertreten. Das ist schon eine Stange Geld. Auch mit Blick auf die bereits erwähnten Konkurrenten. Parksensoren und auch die Rückfahrkamera sind eine empfehlenswerte Investition, denn die Aussicht durch die beiden Heckscheiben ist nicht wirklich vielsagend. Auch die Anschaffung eines Navis sollte überdacht werden. In der Summe fallen dann allerdings schon wieder 1310 Euro extra an, was den Preis am Ende auf 36.000 Euro steigen lässt. Auch wer zusätzlich LED-Scheinwerfer, Navigations- und Infotainmentsystem mit Onlinezugang, Head-up-Display, Abstandstempomat, 18-Zoll-Räder und eben die Automatik ordert, treibt den Preis in die Höhe. Für die unter dem Strich stehende Summe bekommt man locker Fahrzeuge eine Klasse höher. Die sind dann aber mit Sicherheit nicht so stylish und bieten unter Umständen auch nicht den Fahrspaß.
Fazit: Wer also insgesamt 36.000 Euro in seinen Mini Clubman Cooper investiert hat ein immer noch aus der Masse herausstechendes Fahrzeug erworben, dass inzwischen neben einer alltagstauglichen Größe und zeitgemäßen Features absoluten Fahrspaß offeriert. Wer sich bei der Motorisierung für den 136 PS Benziner entscheidet, wird auch Antriebsseitig ausreichend Freude haben. Denn unter normalen Bedingungen lässt sich der Alltag mit dem Motor ganz ausgezeichnet bewältigen. Zumal der Kombi sogar als Alternative für ein nicht so stylisches Familienauto ins Kalkül gezogen werden kann, denn der Clubman kann tatsächlich einiges wegstecken.
DATENBLATT | Mini Cooper Clubman |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,25/ 1,80/ 1,44 m |
Radstand | 2,67 m |
Leergewicht (DIN) | 1395 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 360 / 1250 Liter |
Motor | Vierzylinder mit 1499 ccm Hubraum |
Getriebe | 6-Gang-Automatik |
Leistung | 100 kW / 136 PS bei 4400 U/min |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
Tankvolumen | 48 Liter |
max. Drehmoment | 220 Nm ab 1250 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 9,1 Sekunden |
Normverbrauch (städtische, außerstädtisch, kombiniert) | 6,3 l / 4,5 l / 5,3 l |
Testverbrauch | 7,5 l |
Effizienzklasse | B / EU6 |
Grundpreis | 23.900,00 Euro |
Preis des Testwagens | 36.030,00 Euro |
Quelle: ntv.de