Praxistest

Selbstzünder geht noch immer Opel Astra 1.5 Diesel ST ist wie gemacht für lange Strecken

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Der Opel Astra 1.5 Diesel ST hat eine stylische Front mit markanten Tagfahrlichtern und "Vizor"-Gesicht. Dass das schwarze Kühlergrill-Element ein Visier sein soll, darauf muss man erst einmal kommen.

(Foto: Patrick Broich)

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Während in der Autowelt ständig über Elektromobilität gesprochen wird, ist der Verbrenner aber häufig noch Realität. Übrigens auch bei Neuwagen - und so kommt der Opel Astra Sports Tourer auf Wunsch als 1.5 Diesel. ntv.de hat ihn getestet.

Mal eine Zahl gefällig? Gerade einmal rund zwei Prozent beträgt der Anteil elektrisch angetriebener Fahrzeuge im bundesdeutschen Bestand. Bei den Neuzulassungen sind es von Januar bis April dieses Jahres immerhin mehr als 14 Prozent. Das heißt, zwischen dem Eindruck, welchen Stellenwert Elektroautos heute eigentlich genießen (beispielsweise durch die Medienberichterstattung), und der Realität auf der Straße besteht eine beträchtliche Diskrepanz. Kann man ja irgendwie auch verstehen. Neue Dinge brauchen oft langen Anlauf und batterieelektrische Fahrzeuge haben nicht von der Hand zu weisende Nachteile. Außerdem herrscht bei vielen Autofahrern Unsicherheit, was man beim Laden beachten muss und wie es geht.

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Verrückt, dass das Segment noch Kompaktklasse heißt. Mit 4,64 Metern Länge ist der Opel Astra Sports Tourer alles andere als kompakt.

(Foto: Patrick Broich)

Was für ein Zufall, dass just in dem Moment, als ich in den Astra Kombi mit Dieselmotor steige, die Reichweite auf dem insgesamt 20 Zoll großen Kombiinstrument (reine Displayfläche) zu sehen ist. Aufgepasst: Es sind mehr als 800 Kilometer. So weit und sogar weiter bei sparsamer Fahrweise kommt der Rüsselsheimer ganz locker mit einer einzigen Tankfüllung. Und wenn das Reservoir nach weiter Tour dann doch mal leer ist - binnen maximal fünf Minuten ist der Tank wieder voll. So etwas punktet!

Und eben dieser Selbstzünder soll old-fashioned sein? Ganz sicher nicht, dafür spricht ja schon die Tatsache, dass er im Astra verbaut wird. Schließlich ist der untere Mittelklässler mit den futuristischen LED-Tagfahrleuchten erst letztes Jahr erschienenen und daher noch taufrisch - so frisch gar, dass die elektrisch angetriebene Variante erst noch kommt. Und der Neuling fällt definitiv ins Auge mit seinem stylischen "Vizor"-Gesicht (so nennen die Opel-Marketingleute die glanzschwarze Kühlergrillabdeckung nämlich) plus LED-Rückleuchten als durchgängig leuchtende Elemente.

Der Diesel gibt sich akustisch zu erkennen, bleibt aber leise

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Die schmalen LED-Rückleuchten haben etwas von einem Concept Car.

(Foto: Patrick Broich)

Doch zurück zum Thema. Vierzylinder-Diesel mit 1,5 Litern Hubraum und 130 PS - das sind die Eckdaten. Das ursprünglich noch angebotene Sechsgang-Schaltgetriebe haben die Rüsselsheimer mittlerweile aus dem Programm geworfen, demnach wird die Kraft ausschließlich mittels Achtgang-Wandlerautomatik übertragen.

Ein Tippen auf den Startknopf, mal schauen, was passiert. Zunächst einmal nichts, denn beachte: Während bei fast allen Marken heutzutage tatsächlich ein kurzer Stupser auf den richtigen Knopf reicht, will die Starttaste bei Opel lange gedrückt gehalten werden. Dann aber erwacht das effiziente Kraftpaket, schnarrt in typischer Diesel-Manier vor sich hin, behelligt die Fahrgäste aber nicht über Gebühr mit Maschinentönen.

Dass der Selbstzünder jetzt natürlich nicht mehr die ganz große Geige im Ensemble der Antriebspalette spielt, lässt sich auch daran ablesen, dass es nur einen einzigen gibt. Und der agiert mehr sachlich als emotional. Gibt aber auch keinen Grund zur Klage ob etwaigen Temperamentmangels. Eine turbotypische Anfahrschwäche konnte das Ingenieur-Team maximal reduzieren, generell kommt der Kombi hurtig auf Tempo. Der Drehmoment-Peak im Wert von 300 Newtonmetern erfreut schon ab 1750 Touren und dient als Grund, warum die Automatik rasch in den Achten schalten kann - und das ohne mechanisches Rucken oder Zucken.

Selbstzünder gehören zu den effizientesten Motoren

Im Testbetrieb, der übrigens durchweg kaum mehr als fünf Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer verschlingt, kristallisiert sich der Opel als angenehmer Cruiser heraus. Er federt patent, schützt seine Mitfahrer vor den Härten des Straßenbelags.

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An Platz mangelt es in der zweiten Reihe keineswegs.

(Foto: Patrick Broich)

Als kleines Highlight dürfen die Sitze mit "AGR"-Siegel durchgehen. Sie wurden vom Aktion Gesunder Rücken e.V. ausgezeichnet und machen tatsächlich einen ergonomisch guten Eindruck - ob man diese Auszeichnung nun ernst nehmen mag oder nicht. Sie lassen sich gegen 2300 Euro technisch aufrüsten mit Klimatisierung sowie Massage und sind dann sogar mit Nappaleder bezogen. Ganz ehrlich? Braucht man nicht zwingend, zumal die Polster der im Testwagen verbauten Stoffsitze nicht ganz so arg auf Temperaturschwankungen reagieren.

Viel Platz für die Fahrgäste untermauern Opels Anspruch, lange Reisen im Astra ordentlich absolvieren zu können. Ein Blick in das Datenblatt offenbart denn außerdem, dass die Hessen den Kombi ganz schön nutzwertig gemacht haben. Vielleicht ist das auch ein kleiner Gruß nach Wolfsburg, wo früher der Laderaumchampion im Kompaktsegment residierte. Jetzt liegt der Astra Sports Tourer mit seinen 1634 Litern auf Augenhöhe - der Volkswagen Golf Variant bietet zwar 10 Liter mehr, aber das ist nicht der Rede wert. Ob Familien mit viel Gepäck auf der langen Reise oder der Single im Baumarkt, Flexibilität ist hier en masse vorhanden. Ein kurzer Zug mit dem kleinen Finger am entsprechenden Hebel, zack, klappt die Rückbank um.

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Leicht gebogen ist heute in. Mechanische Anzeigen sucht man hier vergebens, stattdessen gibt es insgesamt 20 Zoll Display. Das Betriebssystem des Opel lässt sich nach etwas Eingewöhnung gut bedienen. Dennoch haben auch physische Tasten ihren Platz.

(Foto: Patrick Broich)

Und beim Thema Bedienergonomie in der ersten Reihe und Systemtempo macht der Opel eine wahrlich gute Figur. Wobei erstere immer auch subjektiv unterschiedlich empfunden wird. Die Touchflächen geben jedenfalls prompte Rückmeldung - das System reagiert schnell. Dass sich ein Neuwagenkunde anfangs mal ein Stündchen mit der Menüführung eines neuen Betriebssystems auseinandersetzen muss, sollte zumutbar sein.

Ein Shortcut für das Deaktivieren der Spurvibration wäre noch schön, aber dieses Problem besteht aktuell leider bei den meisten Automarken. So sind es drei Griffe in Richtung Monsterscreen, geschenkt. Erfreulich aber, dass für Klimaanlagen-Funktionen und Sitzheizung noch physische Tasten zur Verfügung stehen. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, aber in der praktischen Handhabe eben unschlagbar.

Preislich rangiert der Astra Kombi als Diesel mit 33.860 Euro Basispreis nicht gerade auf Schnäppchenlevel. Immerhin gibt es das volle Assistenten-Arsenal inklusive Autonombremsung und Fußgänger-Erkennung, LED-Scheinwerfer, Parkpiepser, Smartphone-Integration, Verkehrszeichenerkennung sowie Tempomat frei Haus. Schade ist, dass die Grundausführung "Enjoy" bestimmte Optionen weder gegen Geld noch gute Worte bekommen kann. Dinge wie die adaptiven LED-Matrixscheinwerfer stehen für sie ebenso wenig zur Verfügung wie simple Features à la Rückfahrkamera oder Sitzheizung. Gleiches gilt für den adaptiven Tempomat.

Datenblatt

Opel Astra Sports Tourer 1.5 Diesel

Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)

4,64 / 1,86 / 1,48 m

Radstand

2,73 m

Leergewicht (DIN)

1483 kg

Sitzplätze

bis zu 5

Ladevolumen

597 bis 1634 Liter

Motorart

1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit Commonrail-Einspritzung

Getriebe

Achtgang-Wandlerautomatik

Leistung, Verbrenner

130 PS (96 kW)

max. Drehmoment

300 Nm / bei 1750 U/min

Kraftstoffart

Diesel
AntriebVorderradantrieb

Beschleunigung 0-100 km/h

11,0 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit

208 km/h

Tankvolumen

52 Liter

Verbrauch (kombiniert)

4,8 bis 5,1 Liter (WLTP)

CO₂-Emission kombiniert

129 bis 135 g/km (WLTP)

Grundpreis

Ab 33.860 Euro

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Fazit: Ist der Opel Astra auch als Diesel eine attraktive Offerte? Aber ja, denn wer häufig längere Strecken zurücklegt, kommt kaum entspannter ans Ziel als mit einem Selbstzünder. Womit sonst kann knapp 1000 Kilometer am Stück abreißen? Ein geschmeidiges Fahrwerk, zumindest bei Richtgeschwindigkeit leise Geräusche, viel Raum und kommode Sitze tun ihr Übriges, um den Astra angenehm zu machen. Das Infotainment ist ordentlich. Es gibt die ganze Palette vom schnell reagierenden Touchscreen bis zum Head-up-Display. Sie wollen den Astra lieber rein elektrisch? Kommt demnächst. Benziner gibt es überdies ja auch noch. Jetzt haben die Kunden das Wort.

Quelle: ntv.de

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