Praxistest

Funktionaler Individualismus Subaru XV e-Boxer - ein bisschen elektrisch

Der Subaru XV kommt im Trekking-Look daher.

Der Subaru XV kommt im Trekking-Look daher.

(Foto: Patrick Broich)

Mainstream und dennoch anders - so in etwa könnte man den Subaru XV 2.0ie (e-Boxer) beschreiben. Mit der Kombination aus Allrad, Boxermotor, E-Maschine und CVT wird die burschikose Kompaktklasse zu einer einzigartigen Offerte. Doch was spricht für das Kompaktklasse-Fahrzeug?

Wenn man von etwas Bewährtem abweicht, sollte zumindest ein triftiger Grund vorliegen. Doch nicht immer sind die Gründe zu erschließen, weder auf den ersten Blick noch überhaupt. Oder es geht einfach um eine bestimmte Philosophie, von der man überzeugt ist. So wie die Subaru-Entwickler vom Boxermotor, der in den Produkten der Japaner quasi ausschließlich zum Einsatz kommt.

Boxermotoren können durch ihre flache Bauweise den Fahrzeugschwerpunkt verändern und besitzen eine bessere Laufruhe, weil der Ausgleich ihrer Massenkräfte jegliche Vibration eliminiert. Doch welche Relevanz hat der Schwerpunkt bei einem bodenständig motorisierten Kompaktklasse-Allrounder? Da wäre eher schon die Laufruhe der Vierzylinder-Ottomaschine spannend. So viel sei vorweggenommen: Der Direkteinspritzer klingt angenehm, aber kernig. Doch dazu später mehr.

Der Subaru XV fällt auf mit seiner Farbe

Das Heck des Subaru XV: etwas klobig geraten.

Das Heck des Subaru XV: etwas klobig geraten.

(Foto: Patrick Broich)

Zunächst ein äußerer Blick auf den 4,49 Meter langen Kompakten. Europäische Designkonventionen zählen bei Subaru weniger, vielleicht noch amerikanische (wenn überhaupt), weil die USA ein großer Absatzmarkt sind. So ist die etwas klobige Heckpartie zu erklären, die man sich in Europa womöglich verkniffen hätte. Macht aber nichts - "Plasma Yellow Pearl", so heißt die Lackfarbe des Testwagens, reißt es definitiv raus, der Subaru hat seine coole Nuance.

Zusammen mit den hemdsärmelig wirkenden Radlaufverkleidungen aus schwarzem Kunststoff rollt der XV in einer fast etwas bizarr anmutenden extrovertiert-traditionellen Trekkingart unter die Augen seiner Betrachter. Wirklich stylische Aluräder im Fünflochdesign geben den Ausschlag, dass der XV am Ende doch ein Hingucker wird. Ein bisschen jedenfalls.

Die Radläufe des Subaru XV sind mit schwarzem Kunststoff verkleidet.

Die Radläufe des Subaru XV sind mit schwarzem Kunststoff verkleidet.

(Foto: Patrick Broich)

Dagegen herrscht innen vor allem Funktionalität vor, es gibt mehr Drucktasten als Touch-Optionen. Architektonische Spielereien vermeidet der Subaru. Fans klassischer Rundinstrumente werden im XV noch fündig, das Thema Infotainment wird etwas stiefmütterlich behandelt, aber es wird immerhin behandelt. Der zentrale Touchscreen fügt sich inzwischen schon harmonisch in die Mittelkonsole ein, wirkt nicht mehr nach Zubehör wie vor wenigen Jahren. Und wem die Bedienung zu umständlich ist, kann ja sein Smartphone integrieren und mit Apple CarPlay oder Android Auto arbeiten - das funktioniert ordentlich.

Noch schöner ist das zweite, kleinere Display im Instrumententräger. Es ist zwar nicht berührungsempfindlich, zeigt aber neben verschiedenen Fahrdaten beispielsweise die spannend Info, welcher der beiden Motoren gerade wie am Antrieb beteiligt sind.

Beim e-Boxer werkeln zwei Triebwerke

Wo e-Boxer draufsteht, ist eine Elektromaschine drin.

Wo e-Boxer draufsteht, ist eine Elektromaschine drin.

(Foto: Patrick Broich)

Und zack, das Antriebskapitel wäre eingeläutet. Richtig gelesen, denn neben dem berühmten Boxer arbeitet im XV inzwischen zusätzlich auch noch eine Elektromaschine - jedenfalls, wenn man sich für die Zweiliter-Ausführung mit 150 PS entscheidet. Zwar klingen 17 zusätzliche Pferdchen elektrische Leistung und 66 Newtonmeter Drehmoment mau, aber damit kann man den 1,6-Tonner schon gut wegschieben. Ohne Verbrenner klappt das in der Praxis wirklich nur ein paar hundert Meter, was eher am Akku mit einer Kapazität von kaum mehr als einer halben Kilowattstunde als an der lautlosen Power liegt.

Man ist getrieben, das Spiel zu spielen: Schafft man es, den XV ohne Anspringen des Verbrenners zu bewegen? Nur zart genug mit dem Gaspedal umgehen, dann nimmt er rein elektrisch Fahrt auf, bis der Vierzylinder mit einem kurzen Ruck zum Leben erwacht. Doch darum geht es eigentlich nicht. Man soll gar nicht elektrisch durch die Gegend rollen, sondern die Elektromaschine unterstützt den Verbrenner, wenn dieser in einem betriebsungünstigen Bereich läuft. Lastpunktverschiebung nennt man das. Im Stadtverkehr soll der XV auf diese Weise einen Liter weniger konsumieren gegenüber Versionen ohne E-Unterstützung - das klingt realistisch. Allerdings verbraucht er bei moderater Fahrt auf der Autobahn um Richtgeschwindigkeit herum etwa 7,5 Liter Super je 100 Kilometer, was nicht ganz so sparsam ist, aber in Ordnung geht.

Boxermotor klingt kernig

Der Grund liegt im stufenlosen Automatikgetriebe, das bei konstanten Tempi nicht sonderlich effizient läuft. Fairerweise bitte immer im Hinterkopf behalten: Der XV läuft mit permanentem Allrad. Und das CVT hat seine Vorzüge. Es gibt keinerlei Rucke beim Schalten, weil die Übersetzung kontinuierlich in Richtung "lang" verändert wird, während der XV sanft beschleunigt. Allerdings macht die Elektronik je nach gefahrener Last auch größere Sprünge in der Übersetzung, um Stufen zu simulieren. Unter voller Last verharrt die Drehzahl allerdings oben, während das SUV an Geschwindigkeit gewinnt. Dann klingt der Vierzylinder fast schon sportlich. Eine gewisse kernige Attitüde verleugnet er sowieso nicht, was aber sogar ganz sexy sein kann. Er ist aber kein Dynamiker, lässt sich 10,7 Sekunden Zeit für das Erklimmen der 100-km/h-Position.

An Platz mangelt es in der zweiten Reihe nicht.

An Platz mangelt es in der zweiten Reihe nicht.

(Foto: Patrick Broich)

Bis zur Perfektion hat Subaru seinen Permanent-Allrad entwickelt, der sich so integral verhält, dass man ihn gar nicht bemerkt. Es gibt selbst bei vollem Lenkwinkel nicht den Hauch einer spürbaren Verspannung. Geländegängigkeit ist der Marke übrigens so wichtig, dass sie sogar den Böschungswinkel (vorn 19,5 Grad) im Prospekt angibt - unüblich in diesem Segment. Auf Knopfdruck (X-Mode) passt der Allrad seine Steuerungslogik an, um sich besser durch Matsch oder Schlamm wühlen zu können.

Propere Platzverhältnisse und wirklich komfortable Sitze machen den Japaner außerdem zu einem dankbaren Langstreckenvehikel. Zu dieser Fähigkeit tragen auch die naturgemäß ausgewogenen Dämpfer und Federn bei - ein XV hat es schlicht nicht nötig, Sportlichkeit imitieren zu müssen und seine Passagiere mit harten Manieren zu quälen.

Der adaptive Tempomat regelt vorbildlich

Klassische Drucktasten gibt es im Subaru XV in Hülle und Fülle.

Klassische Drucktasten gibt es im Subaru XV in Hülle und Fülle.

(Foto: Patrick Broich)

Ein wirklich dickes Lob geht an die assistierte Längsregelung. So steuert der adaptive Tempomat die Geschwindigkeit in Abhängigkeit vom fließenden Verkehr und ist in der Lage, den XV automatisch bis zum Stillstand herunterzubremsen. So weit, so üblich heute. Aber der Subaru regelt so sanft, wie es hiesige Premiumhersteller nicht besser können - mitunter sogar schlechter. Ruppig reagieren die Systeme häufig, wenn ein Verkehrsteilnehmer kurzfristig noch einschert. Denn dann ist eine entschlossene Bremsung nötig - der XV verzögert in diesem Fall prompt mit der erforderlichen Dosis, bleibt aber sanft in der Ausführung.

Ab 32.990 Euro gibt es den Subaru XV als Hybrid. Die Basisversion "Trend" bietet bereits alles frei Haus, was das Herz begehrt. Dazu zählen beispielsweise Bluetooth-Freisprechanlage, LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, schlüsselloses Schließsystem, Sitzheizung und sogar der nahezu perfekt regelnde intelligente Tempomat. Wer das integrierte Navigationssystem möchte, muss zu höheren Ausstattungsvarianten greifen. Immer an Bord ist jedoch die nützliche Smartphone-Integration. Mehr Auto braucht man nicht.

DATENBLATT

Subaru XV 2.0ie

Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)

4,49/1,80/1,60 m

Radstand

2,67 m

Leergewicht (DIN)

1554 kg

Sitzplätze5
Ladevolumen

340/1193 Liter

Motorart

2,0-Liter-Vierzylinder-Boxer mit Direkteinspritzung

Getriebe

stufenloses Automatikgetriebe

Leistung Verbrenner/E-Maschine

150 PS (110 kW)/17 PS (12 kW)

max. Drehmoment

194 Nm / 4000 U/min

Systemleistung

150 PS (110 kW) + 17 PS (12 kW)

KraftstoffartSuper
AntriebAllradantrieb
Höchstgeschwindigkeit

193 km/h

Tankvolumen

48 Liter

Beschleunigung 0-100 km/h

10,7 Sekunden

Verbrauch (kombiniert)

6,5 Liter (NEFZ)

CO₂-Emission kombiniert

149 g/km

Abgasnorm

Euro 6d-ISC-FCM

Grundpreis

ab 32.990 Euro

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Fazit: Der Subaru XV 2.0ie ist ein Auto für Individualisten. Nicht unbedingt wegen der äußeren Erscheinung, aber wegen seines Boxermotors und überhaupt wegen der Marke, die hierzulande eher selten vertreten ist. Dabei ist das kompakte SUV ein robustes und ausgewogenes Allroundfahrzeug mit bodenständigem Anstrich. Der Vollhybrid ist mehr komfortabel denn sportlich und sich nicht zu schade, asphaltierte Pfade auch mal zu verlassen. Außerdem bekommt man für den Kurs viel Auto.

Ob 6550 Euro Mehrpreis für den Hybrid lohnen gegenüber dem 114 PS starken 1.6i, sei dahingestellt, denn ein Beschleunigungswunder ist auch der Zweiliter nicht. Dafür sind LED-Scheinwerfer und schlüsselloses Schließsystem beim Grundmodell nicht enthalten. Jetzt müssen Sie entscheiden.

Quelle: ntv.de

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