Praxistest

Der Name bleibt Programm Vierzylinder Diesel für Discovery Sport?

Alle Diesel-Varianten des Landrover Discovery Sport sind mit Allradantrieb ausgerüstet.

Alle Diesel-Varianten des Landrover Discovery Sport sind mit Allradantrieb ausgerüstet.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Mit neuen Antriebs-Aggregaten rollt der Land Rover Discovery zu seinen Käufern. Aber wie fährt sich der Freelander-Nachfolger mit dem zwei Liter großen Vierzylinder Diesel? Der n-tv.de-Praxistest geht dieser Frage nach.

Das adaptive Dämpfersystem im Land Rover Discovery Sport passt das Fahrwerk dem befahrenen Belag bravourös an.

Das adaptive Dämpfersystem im Land Rover Discovery Sport passt das Fahrwerk dem befahrenen Belag bravourös an.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Für ein paar tausend Kunden in Deutschland ist das nicht wirklich eine gute Nachricht: Sie haben sich im vergangenen Jahr mit nicht unbeträchtlichem finanziellen Aufwand einen Land Rover Discovery Sport zugelegt. Ihr schmuckes und lifestyliges SUV ist kaum eingefahren, da arbeitet unter der Motorhaube schon ein Antrieb von gestern. Es sind die Motoren aus der Kooperation mit dem PSA-Konzern, mit denen die ersten Tranchen der ausgelieferten Discovery-Sport-Modelle ausgerüstet wurden. Die "Ingenium"-Aggregate waren bei der Markteinführung des Landrover-Einstiegsmodells noch nicht verfügbar.

In diesem Praxistest kam ein Vierzylinder der höheren Leistungsstufe zum Einsatz, der 180 PS an alle vier Räder überträgt. Er hat einen um 0,2 Liter geringeren Hubraum und zehn PS weniger als der vormalige 2,2-Liter-Diesel. Bei den Selbstzündern sind alle Varianten mit 4x4-Technik ausgestattet, unter den Benzinern können die Kunden auch zwei Versionen mit Vorderrad-Antrieb wählen. Mit seinen 430 Newtonmetern Drehmoment übertrifft er das 150 PS starke Zwillingsmodell um 50 Newtonmeter. Entsprechend zupackend geht der Fünftürer zu Werke, der den Spurt von 0 bis 100 km/h laut Hersteller in unter neun Sekunden schaffen soll.

Komfort bedeutet Zusatz-Gewicht

Wer kurbelt denn da? Die Einpark-Automatik ist Teil der HSE-Luxury-Ausstattung im Land Rover Discovery.

Wer kurbelt denn da? Die Einpark-Automatik ist Teil der HSE-Luxury-Ausstattung im Land Rover Discovery.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Angesichts dessen mag man den Namenszusatz "Sport" nicht ernsthaft in Zweifel ziehen. Und auch in der Laufkultur unterscheidet der neue Motor sich vom Vorgänger. Die zuweilen etwas grummelige und unwirsche Akustik gehört der Vergangenheit an, in Verbindung mit der 9-Gang-Automatik kann man von einer (fast) idealen Antriebseinheit sprechen. "Fast" deshalb, weil das Getriebe hier und da Eigenwilligkeiten aufblitzen lässt. Man kann mit den Schaltpaddeln nicht zu jeder Zeit den Wunschgang einlegen. Bei City-Tempo beispielsweise, das in Großstädten bekanntlich eher bei 60 als bei 50 km/h liegt, kann man nicht so einfach in den höchsten Gang schalten, auch wenn man gern die Drehzahl und den Verbrauch weiter senken möchte.

Der Verbrauch war beim Testwagen noch aus einem anderen Grund der genaueren Betrachtung wert. Er lag nämlich über eine Distanz von 100 Kilometern glatte drei Liter über dem Prospektwert von 5,3 Litern. Nun weiß jeder Autofahrer, dass er für seine persönliche Fahrpraxis je nach Modell und Kraftstoffart 1,3 bis 1,8 Liter zu den offiziellen Prüfstand-Ergebnissen hinzu rechnen muss. Doch nicht nur der Gasfuß, auch das Komfortbedürfnis der Insassen beeinflusst den Verbrauch.

Die Rücksitze können im Land Rover Discovery Sport verschoben werden, um mehr Laderaum zu gewinnen.

Die Rücksitze können im Land Rover Discovery Sport verschoben werden, um mehr Laderaum zu gewinnen.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Die Ausstattungslinie "HSE Luxury" bringt bei Landrover zwar allerhand Bequemlichkeit, aber auch Gewicht ins Auto. Außerdem war der Testwagen mit Panoramadach, Anhängerkupplung und weiteren gewichtigen Merkmalen versehen. Statt 1846 Kilogramm, wie es in der Zulassung ausgewiesen war, wog das Fahrzeug tatsächlich 2060 Kilogramm. Mit gefülltem Tank, ohne Fahrer und ohne Reserverad. Ergo: Wer’s im Auto schön kommod und annehmlich haben will, leidet dafür an der Zapfsäule.

Automatische Dämpfer-Anpassung

Der permanente Allradantrieb entspricht dem des Range Rovers Evoque, ist eine Art "Light"-Version der Hardcore-Offroader, die mit Luftfederung, verstellbarer Bodenfreiheit und Getriebeuntersetzung unterwegs sind. Dieses Merkmal gibt es für den Disco Sport nicht, dafür war der Testwagen aber mit dem Intelligent Dynamic Paket ausgerüstet. Damit wird die adaptive Fahrwerkssteuerung mit stufenlos einstellbaren Dämpfern bezeichnet. Das System soll für eine optimale Balance zwischen Komfort und Handling-Eigenschaften sorgen, da die Stoßdämpfereinstellungen an jedem Rad stufenlos zwischen einer eher weichen und straffen Dämpfung variieren können.

Der Diesel des Land Rover Discovery Sport ist aus dem Jaguar XE bekannt.

Der Diesel des Land Rover Discovery Sport ist aus dem Jaguar XE bekannt.

Die adaptive Fahrwerkssteuerung überwacht die Bewegungen des Fahrzeugs anhand von Sensordaten rund 500 Mal pro Sekunde. Sie reagiert nahezu in Echtzeit auf Befehle des Fahrers und auf Daten der Straße, minimiert Schwankungen und verleiht mehr Kontrolle, was in einem souveränen Fahrverhalten resultiert. Des Weiteren erkennt das System automatisch Offroad-Bedingungen und passt die Stoßdämpfer entsprechend an. Für das Modelljahr 2017 hat Land Rover den Preis dieser Sonderausstattung um 215 Euro gesenkt, wodurch es künftig mit 1785 Euro in der Preisliste steht. Dem System kann man nur eine tadellose Arbeitsweise bescheinigen, denn die am Testwagen montierten 20-Zoll-Felgen mit entsprechend flacher Gummi-Überdeckung wirkten sich nicht nachteilig auf den Fahrkomfort aus. Die Wattiefe von bis zu 60 Zentimetern ist ein Offroad-Merkmal, das wohl die wenigsten Nutzer in Anspruch nehmen werden.

Gegenüber dem laufenden Jahr steigt der Kaufpreis der HSE-Luxury Version zwar um 3150 Euro, gleichzeitig rücken aber verschiedene Extras in den Serien-Lieferumfang auf. Dazu gehören das Automatik-Getriebe, schlüsselloser Zugang, Verkehrsschilderkennung, Luftqualitätssensor und die elektrische Heckklappe mit Gestensteuerung. Dafür war bisher eine Summe von 3475 Euro fällig. Die Anhängerkupplung ist mit 1750 Euro (künftig 1785) zwar recht kostspielig, dafür können beim 5-Sitzer aber auch bis zu 2,5 Tonnen an den Haken genommen werden. Bestandteil der HSE-Luxury-Ausstattung ist die Einparkhilfe für Längs- und Quertaschen. Das Infotainment-System InControl Touch Pro wird im neuen Modelljahr ebenfalls verfügbar sein.

Gelungene Raumaufteilung

Obwohl seine technische Basis eng verwandt ist mit der des Evoques, bietet der Discovery Sport mehr Platz. Das liegt an den acht Zentimetern mehr Radstand, die ihm die Konstrukteure spendierten. Die Raumaufteilung kann man nur als gelungen bezeichnen, denn auf der Rückbank ist ordentlich Platz und obendrein verfügt der "Disco" Sport über fast so viel Kofferraum wie der neue Audi Q5. Der ist aber sieben Zentimeter länger als der forsche Brite. Mit dem gewonnenen Platz zwischen den Achsen geht die Option einher, sich eine dritte Sitzreihe bestellen zu können, deren Preis je nach Modellvariante gestaffelt ist. Die Preise differieren um bis zu 612 Euro.

Generell können die Plätze der zweiten Sitzreihe verschoben werden, so dass der Kofferraum für den Transport sperriger Teile variabel ist. Trotz des hohen Eigengewichts des Wagens sind Probleme mit der erlaubten Zuladung nicht zu erwarten, denn das zulässige Gesamtgewicht beträgt bei der 5-sitzigen Version 2505 Kilogramm. Die Ladekante liegt mit 75 Zentimetern etwas über dem Durchschnitt. Die Innenausstattung ist wohnlich und bequem, lediglich die Platzierung der Fensterheber-Tasten und die fehlende Höhenverstellbarkeit der Gurte geben zu denken.

Fazit: Mit dem Discovery Sport wird Landrover den Kunden-Erwartungen nach einem auf Fahrkomfort und Bequemlichkeit ausgerichteten Familien-Allradler gerecht. Dass ihm gewissen Eigenschaften für wirklich schweres Gelände fehlen, fällt nicht ins Gewicht, da die Marke genug andere Fahrzeuge für derartige Einsätze bereithält. Der Einstiegspreis in die Modellreihe von 33.250 Euro sieht attraktiv aus, doch wie leicht es ist, für einen Disco Sport das Doppelte auszugeben, zeigte das Testfahrzeug mit einem Endpreis von 66.765 Euro eindrucksvoll.

DATENBLATTLand Rover Discovery Sport
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,60/ 2,07 / 1,72 m
Radstand2,74 m
Leergewicht (DIN)2060 kg
Sitzplätze5 / 7
Ladevolumen689 - 1698 Liter
Motor4-Zylinder Turbodiesel mit 1999 ccm Hubraum
Getriebe9-Stufen-Automatikgetriebe
Systemleistung132 kW/ 180 PS
KraftstoffartDiesel
Tankinhalt54 Liter
AntriebAllradantrieb
Höchstgeschwindigkeit200 km/h
max. Drehmoment430 Nm bei 1750 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h8,9 s
Normverbrauch (Stadt, Land, kombiniert) je 100 km6,3 / 4,7 / 5,3 l
Testverbrauch8,3 l
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
139 g/km
EffizienzklasseA
Bodenfreiheit212 mm
Wattiefe600 mm
Böschungswinkel25 / 31 Grad
Grundpreis56.300 Euro
Preis des Testwagens66.765 Euro

Quelle: ntv.de

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