Der Tag Kulturstaatsminister: Einigung im Streit mit Hohenzollern um Kunstwerke
12.05.2025, 20:26 Uhr
Die Hohenzollern forderten neben Kunstwerken auch Wohnrecht in verschiedenen Schlössern wie dem Potsdamer Schloss Cecilienhof (Bild).
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Ein fast 100 Jahre andauernder Rechtsstreit mit den Nachfahren des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. geht für die Bundesrepublik sowie die Länder Berlin und Brandenburg überraschend zu Ende. Das teilt der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer in Berlin mit. Dabei geht es um die Rückgabe von Tausenden historisch wertvollen Kunstobjekten an die Hohenzollern-Erben. Genau genommen geht es wohl eher um eine Menge Geld. Der Wert der enteigneten Kulturgüter soll Schätzungen zufolge im dreistelligen Millionenbereich liegen. Details zu dem Durchbruch in den jahrelangen Verhandlungen, die unter Weimers Vorgängerin Claudia Roth im Mai 2022 als "endgültig gescheitert" bezeichnet worden waren, sind noch nicht bekannt. Zentraler Punkt sei die Übernahme aller Objekte des ehemaligen Hohenzollernmuseums in eine gemeinsame gemeinnützige "Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz", so Weimer. Damit werde es nun endlich Rechtsfrieden geben. Im Stiftungsrat habe die öffentliche Hand eine Zweidrittel-Mehrheit.
Noch ein paar mehr Infos zum Hintergrund: Das Haus Hohenzollern hatte seit 2014 mit der öffentlichen Hand über die Eigentumsfrage verhandelt. In der Folge äußerten sich mehrere Historikerinnen und Historiker auch öffentlich und kritisch zu den Ansprüchen der Familie, woraufhin die Hohenzollern gegen mehrere von ihnen rechtlich vorgingen und sogar mit Strafzahlungen von bis zu 250.000 Euro drohten. Der Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), Martin Sabrow, sprach damals in einem offenen Brief von einer Gefahr für die Wissenschaftsfreiheit und einer "Unkultur der Einschüchterung". Berichte wie der von Jan Böhmermann und dem Neo Magazin Royale über das Familienoberhaupt Georg Friedrich Prinz von Preußen schadeten dem Image der Hohenzollern erheblich. Daraufhin ruderte die Familie mit ihren Klagen gegen Fachleute zurück, zuletzt ließ der Prinz von Preußen mehrere Klagen gegen das Land Brandenburg fallen. Ich bin sehr interessiert daran zu erfahren, was Inhalt der Einigung ist, ob und wie viel Geld an die Nachfahren von Kaiser Wilhelm II. fließen wird und welche Immobilien sie bekommen, damit die vielen Kulturgüter, die sich in den Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Deutsches Historisches Museum befinden, weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Das geht aus der Pressemitteilung nicht hervor. Also bevor ich die "Rechnung" nicht gesehen habe, hält sich meine Freude über die Einigung noch etwas in Grenzen ...
Quelle: ntv.de