Chartprognose Dax vor einer neuen Ära
15.02.2010, 06:50 UhrMit seinem Kursverlust vom letzten Hoch bei rund 6100 Punkten hat der Leitindex aus Deutschland eine neue Ära eingeleitet, so könnte man meinen. Chartanalyst Rüdiger Born von Avantus Traders zeigt jedoch, wieso sich die Bären möglicherweise zu früh die Hände reiben und auf weitere Kursverluste hoffen.

Rüdiger Born
Die allgemeine Börsenstimmung deutet auf Zeiten der Minuszeichen hin, immerhin hat sich beim jetzt erlebten Rückgang eine deutliche Dynamik aufgebaut, die zumindest aus Sicht der Bären vielversprechend für weitere Verluste sein könnte. Außerdem waren letztlich alle Unterstützungsmarken bisher mehr oder weniger anstandslos nach unten durchschlagen worden.
Trotzdem sollte man nicht vergessen, dann bereits im Oktober letzten Jahres ein ähnlich deutlicher Rücksetzer, ebenfalls mit Verve und ohne große Zwischenerholungen gen Süden gerauscht ist und dabei ebenfalls vorangegangene Tiefs als potentielle Untersützungen ignoriert hatte. Mit damals aufkommender schlechter Stimmung erholte sich der Index der Deutschen Börse an seiner ersten Fibonacci-Marke wieder und kletterte bis auf etwa 6100 Punkte, dem letzten maßgeblichen Hoch.
Aktuell wackelt der Chart noch um den ursprünglichen Unterstützungsbereich bei 5500 Zählern, der inzwischen zum vorläufigen Zwischenwiderstand geworden ist. Nach unten ist erst beim Zwischentief von Anfang November oberhalb der 5300er Marke wieder mit echter Unterstützungs zu rechnen. Dort liegt passgenau auch das 50 % Retracement der letzten Aufwärtsbewegung seit dem Sommer. Sollte das Kursbarometer der deutschen Standardwerte also noch bis dahin fallen, wäre dort mit einer Wende nach oben zu rechnen. Falls auch dieses Niveau nicht halten sollte, dann ist bei 5130 Punkten umso mehr mit einer deutlichen Unterstützung zu rechnen.
Doch wohin sollen all die Unterstützungen führen? Mit dem neuerlichen dynamischen Abverkauf ist vielen Marktteilnehmern eins klar geworden: der Markt ist sehr verletztlich. Selbst wenn der DAX also an der einen oder anderen Unterstützung abprallen und sich erholen sollte, was durchaus das wahrscheinlichste Szenario ist, so scheinen die Stunden der langfristigen Aufwärtsbewegungen vorläufig gezählt. Zwar ist im längeren Bild auch ein nochmaliger Anstieg auf die 6000er Marke nicht unmöglich, doch langfristig orientierte Investoren sollten darauf gefasst sein, dass die Zeit des Kaufens und langfristigen Haltens von Aktien vorläufig vorbei ist. Allerdings kann man die beschriebenen Wendemarken vortrefflich als Einstiegsmarken für kürzerfristigere Positionen nutzen und bereits vorzeitig Gewinne mitnehmen. In jedem Fall sollte mit Verlustbegrenzungen gearbeitet werden, denn wenn es rutscht, dann kräftig.
Euro - Erholungen mit Erfolgspotenzial
Der Euro im Vergleich zum US-Dollar hat mit seinem überdeutlichen Rückgang ausgehend vom Dezember-Hoch eindrucksvoll bewiesen, wie verlässlich Chartanalyse doch sein kann. Zumindest der zweite Teil der Abwärtsbewegung, die dann im Januar aufgenommen wurde, war dafür geradezu mustergültig. Auch das derzeitige Tief im Bereich der 1.36er Marke ließ sich hervorragend vorankündigen, wenngleich es durchaus auch noch 100 Pips höher hätte liegen dürfen.
Doch was lässt sich daraus für die nächste Entwicklung sagen? Aktuell hat der Kurs mit Erreichen einer Unterstützungszone und mit dem Ausbau mehrerer Unterstützungs-Kerzen auf Tagesbasis - immerhin waren vermehrt lange Tails auf der Unterseite der Candles zu sehen gewesen - gute Chancen auf eine Zwischenerholung. Diese Beschreibung ist dabei durchaus sorgsam gewählt, denn aus aktueller Sicht sollte jedweder Anstieg mit einer großen Portion Vorsicht betrachtet werden, denn aktuell zeichnet sich noch keine längerfristige Wende beim EUR/USD ab. Käufe sollte daher mit Respekt vor einer weiteren Abwärtswelle getätigt werden.
Nächster Widerstand wäre aktuell idealerweise im Bereich von 1.38 bis 1.39 zu erwarten, ansonsten jenseits der 1.40er Marke, wenn der Kurs überhaupt noch so weit steigt. Sollte er sich doch lieber direkt gen Süden entwickeln, so kann man etwas unter der 1.35er Marke auf die nächste Unterstützung hoffen, die sich dann aus dem 61.8 % Fibonacci-Retracement herleiten ließe.
Zusammenfassend kann man bei aller Schwäche der aktuellen Situation demnach einerseits aktuell, oder aber nochmals im Bereich knapp unter der 1.35er Marke auf Käufe setzen, beide Marken aber in jedem Fall unter Beachtung von Verlustbegrenzungsstopps. Die Erwartung sollte dann allerdings eher auf die nächste Zwischenerholung abzielen, denn ob es tatsächlich für mehr reicht, steht gegenwärtig wohl nur in den Sternen.
Quelle: ntv.de