Reiseführer der Zukunft? Travel-Influencer trotz Corona erfolgreich
04.07.2021, 13:26 Uhr
Travel-Influencer sind durch hohe Reichweiten und Kooperationen erfolgreich.
(Foto: picture alliance / JFK / EXPA / picturedesk.com)
Lockdown und Reiseverbote brachten Reisebüros in eine Existenzkrise. Jetzt ist Urlaub wieder möglich - doch hat Corona das Reisen verändert? Travel-Influencer auf Instagram sind zugleich sehr erfolgreich. Trendforscher Haas geht davon aus, dass sie zukünftig sogar Reiseführer ersetzen können.
Geschlossene Hotels, Reisewarnungen für fast alle Länder - der Lockdown hat Reisen in die Ferne so gut wie unmöglich gemacht. Wegfahren wollten viele trotzdem - wenn auch nur in Deutschland. Perfekt dafür geeignet sind vor allem ein Wohnmobil oder ein ausgebauter Van. "Wohnmobile wachsen bereits seit über zehn Jahren am Markt, jetzt hat der Absatz jedoch einen Rekord erreicht. Doch Wohnmobile sind nicht nur raketenteuer, sondern oft auch ausverkauft. Und da man in Corona-Zeiten flexibel sein muss, liegt es natürlich nahe, mit dem eigenen Van oder Auto zu verreisen", erklärt Mathias Haas, Trendbeobachter in Stuttgart.
Auf Instagram machen viele es vor: Travel-Influencer zeigen, wie man den eigenen Wagen zum Schlafplatz umfunktionieren kann, welche Stellplätze kostenlos sind und wo man die schönsten Foto-Spots findet. "Das ist auf jeden Fall ein Trend. Es gibt diverse Anbieter, die jetzt Luftmatratzen für Kombis verkaufen. Damit bauen sie mit kleinem Budget die Fläche im Wagen um, sodass man darauf schlafen kann. Wie alt das Auto ist, ist dabei schnuppe."
Die Germanroamers mit fast einer halben Million Abonnenten auf Instagram konzentrieren sich bei ihren Reisen auf Deutschland. Die jungen Männer dokumentieren mit spektakulären Fotos die schönsten Ecken des Landes und pflegen dabei auch Kooperationen mit Tourismus-Verbänden. Im Auftrag von Tourismus NRW reisten sie beispielsweise durch neun Regionen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen." In der Regel sind die Influencer ja sehr erfolgreich spezialisiert. Das müssen sie auch sein, weil das Feld sonst zu groß ist. Und dann können sie direkt ein Geschäft damit machen, wenn sie sehr große Reichweiten haben", erklärt Haas.
Geschäftsmöglichkeiten für Influencer wachsen
Noch eine vergleichsweise geringe Reichweite haben etwa die Roadbunnies mit erst 1500 Followern. Die beiden Frauen nehmen den Betrachter mit auf Roadtrips in ihrem kleinen Skoda Fabia und fokussieren sich dabei auf Reisen, die auch während der Corona-Pandemie machbar sind. Sie zeigen in ihren Storys, wie Verreisen mit umgebauten Auto und ohne Wohnmobil innerhalb Deutschlands funktionieren kann. "Mittlerweile haben wir auch erste Kooperationen, zum Beispiel mit dem Kartenspiel Quasimoodo. Geld haben wir dafür zwar noch nicht bekommen, einige weitere Kooperationen sind jedoch bereits in Planung", erklärt Madeleine W. von den Roadbunnies.
Vor der Corona-Pandemie war das Motto der meisten Travel-Influencer eher: umso exotischer und ferner, desto besser. Ein prominentes Beispiel dafür ist die fünfköpfige Familie Bucketlistfamily, die auf Instagram 2,6 Millionen Abonnenten hat. Drei Jahre lang reiste die Familie durch 65 Länder und nahm ihre Follower dabei mit in die entlegensten Winkel der Erde. Mit ihrer Reichweite heimsen sie Kooperationen mit großen Unternehmen wie Disney World oder Gopro ein.
Trendforscher Haas geht davon aus, dass die Geschäftsmöglichkeiten für Influencer bald sogar noch größer werden. "Warum soll ein Travel-Influencer nicht bald auch Booking.com oder Airbnb.com aushebeln? Denn er hat die Möglichkeit, Restaurants oder Hotels zu verlinken." Bei diversen Blogs geht das mittlerweile ganz einfach: Über das Portal "OpenTable" kann dort zum Beispiel direkt ein Tisch im Restaurant reserviert werden - daran verdient die Plattform, der Blogger und das Restaurant bekommt Zulauf. Insgesamt ein Trend, der zum Traum für Influencer und zum Albtraum für klassische Veranstalter, Reisebüros oder Reiseführer werden könnte.
Quelle: ntv.de