Von "Mad" bis "Schmidteinander" Herbert Feuerstein wird 75
14.06.2012, 13:26 Uhr
"Meine Begabung ist vielleicht Neugierde": Herbert Feuerstein.
(Foto: dpa)
Viele bringen ihn mit Harald Schmidt in Verbindung. Doch tatsächlich war Herbert Feuerstein nie nur der zweite Mann von "Schmidteinander". Im Gegenteil: Er war der eigentliche kreative Kopf - und das nicht nur bei dieser Sendung. Am 15. Juni 2012 wird Feuerstein 75.
Stöhn! Ächz! Herbert Feuerstein wird 75 Jahre alt. Vor 25 Jahren hätte ihn in der Generation der damals Jugendlichen und jungen Erwachsenen wohl jeder mit "Stöhn!", "Ächz!", "Hechel!" oder "Würg!" in Verbindung gebracht. Feuerstein war lange der Chef und Macher des deutschen "Mad"-Magazins und erfand Onomatopöien, also Lautmalereien, die fortan Einzug in die Jugendsprache hielten. Doch inzwischen ist Feuerstein ganz anders in Erinnerung: Als kongenialer Partner des jungen Harald Schmidt, als Reise-Fernsehjournalist oder in jüngster Zeit als Musikexperte.
Feuerstein wurde am 15. Juni 1937 geboren, im Bahnhofsgebäude im österreichischen Zell am See. Die Dienstwohnung seines Vaters, der Fahrdienstleiter einer Kleinspurbahn war, befand sich in dem Bahnhof. Zu Lebzeiten hatte er zu seinem Vater, der laut Feuerstein ein Nazi war, ein miserables Verhältnis.
Reich dank "Mad"
Dem Selbstbewusstsein des Jungen tat dies aber ebenso wenig Abbruch wie sein mit 1,65 Meter vergleichsweise kleiner Wuchs. Schnell stellte sich heraus, dass der Junge musisch begabt ist: Nach dem Abitur begann er ein Musikstudium am Wiener Mozarteum. Doch Feuerstein flog 1959 wegen Beleidigung des Hochschulpräsidenten von der Schule.
So wurde er statt Musiker einer der Medien-Pioniere, die in den 60er Jahren in die USA auswanderten und das dort Erlernte später in Europa wieder platzierten. Neun Jahre betrieb Feuerstein in New York Journalismus. Dort entstand auch der Kontakt zu dem in den USA erfolgreichen "Mad"-Magazin, das er dann bald in Deutschland führte.
"Mad" mit seiner zentralen Figur Alfred E. Neumann bekam von Feuerstein einen eigenen deutschen Anstrich verpasst und avancierte zu einem Bestseller: Bis zu seinem Ausstieg 1992 wurden fünf Millionen Bücher und fünfzig Millionen Hefte verkauft. Und Feuerstein wurde mit diesem Trash-Humor ein reicher Mann, weil er sich eine Umsatzbeteiligung ausgehandelt hatte.
Gespaltenes Verhältnis zu Harald Schmidt
Seiner Zeit als Macher des - seit seinem Ausstieg dauerhaft erfolglosen - "Mad"-Hefts ließ der gebürtige Österreicher, der 1992 die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, eine erfolgreiche Fernsehkarriere folgen. Im Rateteam der von Harald Schmidt zunächst im WDR und später in der ARD moderierten Show "Pssst!" entwickelte sich ab 1990 die Symbiose Schmidt-Feuerstein, die später in der zum Kult gewordenen Sendung "Schmidteinander" perfektioniert wurde: Schmidt bestimmte, Feuerstein wurde gequält - alles zur Unterhaltung des Publikums.
Feuerstein selbst hatte das Konzept für "Schmidteinander" geschrieben. Er wollte solch eine Comedy-Show, wusste aber, dass er sie selbst nicht als Haupt-Moderator hätte leiten können. So schrieb er die Gags und entwarf die Sendungen und ebnete damit letztlich Schmidt den Weg zum Late-Night-Talk.
Freunde wurden Feuerstein und Schmidt trotz des gemeinsamen Erfolgs allerdings nie. "Auf persönlicher Ebene hatten wir uns in der Tat nie viel zu sagen. Unsere Kommunikation war immer eher kryptisch, das ist aber auch gut so, weil wir umso besser zusammengearbeitet haben", sagte Feuerstein jüngst dem Fachdienst "Teleschau". Anders als zu seinem 70. Geburtstag lehnte es Schmidt ab, eine WDR-Sendung auch zu Feuersteins 75. Geburtstag zu moderieren.
Zurück zur Musik
Die Bekanntheit durch "Schmidteinander" nutzte Feuerstein, um seine eigene Vielseitigkeit zu zeigen. Der in dritter Ehe verheiratete Journalist ging auf "Feuersteins Reisen", spielte bei Sat.1 in der "Wochenshow" und bei "Genial daneben" mit, außerdem für Kabel 1 in der Neuauflage von "Was bin ich?". Er produzierte Fernsehfilme, ist Kino- und Theaterschauspieler und widmet sich seit einigen Jahren wieder der Musik - dies etwa in der Reihe "Klassik für Anfänger" mit dem Rundfunksinfonieorchester Berlin.
"Meine Begabung ist vielleicht Neugierde", erklärt sich Feuerstein seinen inzwischen Jahrzehnte anhaltenden Erfolg. Fürs Fernsehen fühlt er sich zwar zu alt - aber im WDR lässt er sich dennoch am Wochenende mit einem Film und einem Talkshow-Besuch zum Geburtstag feiern.
Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, dpa