Kölner Inkasso-"Tatort" Raus aus den Schulden?
05.01.2025, 21:51 Uhr Artikel anhören
Hat sich mit dem Eigenheim übernommen: Familie Lehnen.
(Foto: WDR/Martin Valentin Menke)
Angesichts der mauen Schulden-Folge zum Jahresauftakt dürften bei den Kölnern eher nicht die Sektkorken knallen. Ist vielleicht auch besser so, weil günstiger – und Überschuldung ist für viele Deutsche ein echtes Problem, wie wir im "Tatort" gelernt haben.
Mehr als fünfeinhalb Millionen Menschen in Deutschland können ihre Außenstände nicht oder nur unzureichend bedienen: Sie sind überschuldet. Besonders dramatisch ist die Situation bei den 30- bis 39-Jährigen, in dieser Altersgruppe ist mittlerweile jeder Achte "nachhaltig zahlungsgestört", wie es bei der Auskunftei Creditreform heißt. Ein Riesenthema also. Eigentlich, denn natürlich spricht kaum jemand gerne über seine eigenen Schulden. Weshalb es jetzt eben der Kölner "Tatort" macht.
"Restschuld" will mit seiner Geschichte über einen skrupellosen Geldeintreiber und seine drei potenziellen Mörder aus der bürgerlichen Mitte zeigen, dass der finanzielle Absturz jeden treffen kann. Über die gewohnt moralisierende und oberlehrerhaft Art, in der die Kölner Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) das machen, lässt sich trefflich streiten, über einen Mangel an Material kann man sich dafür immerhin nicht beklagen.
"Richtig schlimm ist, dass die Betroffenen durch hohe Zinsen und immer wieder neue Kredite immer tiefer in eine Schuldenspirale geraten", sagt Ballauf-Darsteller Behrendt, der vor allem in der hohen Zinsbelastung und der Praxis der Umschuldung zentrale Probleme sieht. "So wie es auch den zum Teil ohne Schuld in Not geratenen Menschen in diesem Tatort ergangen ist." Da wäre etwa eine Steuerfachangestellte, der wegen der Altlasten ihres Ex-Mannes der Lohnpfänder ins Haus steht. Oder ein Masseur, bei dem es nicht mal mehr für die Stromrechnung reicht. Und ein Ehepaar, das kurz davor ist, sein Eigenheim zu verlieren.
Fälle aus Zeiten der Finanzkrise
"Die Mittelschicht ist die neue Klientel der Schuldnerberatungsstellen", erklärt Regisseurin Claudia Garde den Fokus ihres Films. Häufig seien es unterschiedlichste Schicksalsschläge, durch die Menschen in die Schulden geraten, die Bandbreite reicht dabei von Krankheit über Arbeitslosigkeit bis hin zu den Folgen einer gescheiterten Beziehung. Einmal in die Schuldenfalle getappt, sei es schwer, wieder herauszukommen.
Wie langfristig die Auswirkungen von Überschuldung sein können, zeigt sich in den Schuldnerberatungen. "Noch heute werden dort Fälle bearbeitet, die ihren Ursprung in der Finanzkrise 2008 haben", sagt Karlotta Ehrenberg, die das Drehbuch für "Restschuld" geschrieben hat. Die offiziellen Statistiken bildeten ihrer Einschätzung nach nur die Spitze des Eisbergs ab. Viele Betroffene versuchten jahrzehntelang, ihre Schulden zu bewältigen, bevor sie aufgeben müssten.
Weil ein Themen-"Tatort" nie einfach nur unterhalten will, versucht der Film natürlich auch, Auswege aus der Schuldenfalle aufzuzeigen. Und macht deutlich: Professionelle Hilfe ist der erste Schritt zur Lösung. "Wir hoffen, dass unser Tatort dazu beiträgt, das Tabu zu brechen", sagt Garde. "Überschuldung ist keine persönliche Schwäche, sondern oft das Ergebnis einer Verkettung unglücklicher Umstände." Die Botschaft: Je früher Betroffene sich Hilfe suchen, desto größer sind die Chancen auf einen Neuanfang. Dafür müssen sie allerdings erst die Scham überwinden – eine der größten Hürden auf dem Weg aus der Schuldenfalle.
Quelle: ntv.de