Unterhaltung

Songs für Bassey, Monro und Sinatra Udos unbekannte Hits

Udo Jürgens vor einem Konzert in Hamburg 1981.

Udo Jürgens vor einem Konzert in Hamburg 1981.

(Foto: imago/Future Image)

Jeder Deutsche kennt ein paar Lieder von Udo Jürgens, ob er will oder nicht. Doch der Mann, der den Soundtrack für die vergangenen Jahrzehnte komponierte, hat nicht nur in Deutschland großen Erfolg gehabt. Ein Blick auf seine Stücke, die er für Shirley Bassey oder Sammy Davis Jr. schrieb.

Ob es nun das ewige "Aber bitte mit Sahne" oder "Ich war noch niemals in New York" ist - Millionen Deutsche summen am Tag nach dem Tod von Udo Jürgens seine Songs. Vom Taxifahrer bis zum Werbetexter, von der Hausfrau bis zum Heavy-Metal-Fan - manche verschämt, manche aus voller Brust. Denn jeder kennt ein paar seiner Lieder, auch wenn Jürgens nur einen einzigen Nummer-eins-Hit in Deutschland hatte: "Griechischer Wein".

In den zahlreichen Nachrufen, Würdigungen und Huldigungen wird nun auch immer wieder seine internationale Karriere erwähnt. Da ist davon die Rede, dass er für die ganz großen US-Stars Lieder schrieb, Shirley Bassey zum Beispiel, Sammy Davis Jr. und sogar Frank Sinatra. Doch im Gegensatz zu seinen Hits im deutschsprachigen Raum sind jene Lieder nur dem harten Kern der Fans bekannt - dabei lohnt es sich, genauer hinzuhören.

Zum Beispiel "Reach for the Stars" ("Greif nach den Sternen"), der Shirley Bassey im Sommer 1961 zu einem Nummer-eins-Hit in Großbritannien verhalf. Darin ist noch so gar nichts von der Leichtfüßigkeit späterer Nummern wie "Ein ehrenwertes Haus" oder "Vielen Dank für die Blumen" zu spüren. Vielmehr handelt es sich um eine zeittypische, aus heutiger Sicht ziemlich schnulzige Ballade, vielleicht vergleichbar mit dem bei Fußballfans beliebten "You never walk alone".

Drei Jahre später enterte der Brite Matt Monro mit "Walk Away" die britischen Charts. Dabei handelte es sich um die Jürgens-Komposition "Warum nur, warum?", mit der der Österreicher für sein Heimatland beim damaligen Grand Prix d'Eurovison auftrat und Sechster wurde. Monro erreichte mit seiner Version immerhin Platz vier in der Hitparade, was Jürgens seine erste internationale Goldene Schallplatte einbrachte. Seine eigene, deutschsprachige Version schaffte es gar an die Spitze der französischen Charts.

Ein Jahr später ließ Matt Monro sich einen weiteren Song von dem Komponisten auf den Leib schreiben. Das Ergebnis heißt "Without You", war aber kein großer Erfolg. 1965 wählte Quincy Jones ein Lied von Udo Jürgens aus. Der spätere Förderer und Produzent von Michael Jackson ließ die legendäre Jazz-Sängerin Sarah Vaughan den Titel "Right or Wrong" singen.  

Ein anderes Beispiel ist "If I Never Sing Another Song" von Sammy Davis Jr. Dieses Stück komponierte Jürgens eigentlich für einen anderen großen Star: Frank Sinatra. In einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" bezeichnete er "The Voice" im vergangenen Jahr als eines seiner Vorbilder. In den 1980er-Jahren habe er dann das Lied für ihn geschrieben. Lange Zeit habe es in der Schublade gelegen, bis schließlich Sammy Davis Jr. an Sinatra herantrat. "Du hast ein so tolles Abschiedslied für deine Konzerte mit 'My Way'", habe der gesagt, und: "Ich brauch auch so einen großen Song". Sinatra habe ihm dann das Lied überlassen. Davis Jr. sang das Lied bis zu seinem Tod am Ende seiner Konzerte. Im Oktober sang Jamie Cullum es bei der ZDF-Gala zu Jürgens' 80. Geburtstag solo am Flügel - und rührte den Komponisten sichtlich.

Das Prädikat "Weltstar" verdiente sich Jürgens aber auch durch eigene Hits im Ausland. Zum Beispiel hatte er Anfang der 1970er-Jahre zwei große Hits in Japan. "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" und "Was ich dir sagen will" waren dort Nummer-eins-Hits, die der Sänger auf Japanisch präsentierte. Letzeres hieß dann "Wakare no asa". Auf Spanisch sang er das Lied auch, etwa bei einem Auftritt mit Shirley Bassey vor 40.000 Zuschauern im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro. In der Folge wurde "Alguien cantó" ein großer Hit in Südamerika. Insgesamt verkaufte sich das Lied in seinen verschiedenen Versionen 20 Millionen Mal. Auch sein Song zur Fußball-WM 1978 "Buenos Dias Argentina" war in den USA ein Erfolg.

Jürgens suchte immer auch den Kontakt mit dem Publikum außerhalb des deutschsprachigen Raums. Tourneen hinter dem Eisernen Vorhang gehörten dazu, wie auch Auftritte von Frankreich über Japan bis Südamerika. Er selbst träumte bis zuletzt von einem Auftritt im New Yorker Madison Square Garden, wie er der NZZ sagte. Er rechnete nicht damit, dass sich der Traum erfüllte, doch das kümmerte ihn nicht weiter. "Das Entsetzlichste wäre, wenn sich alle Träume eines Lebens erfüllen würden. Das möchte ich nicht erleben."

Quelle: ntv.de

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