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Ving Rhames als Boxtrainer "Uppercut"- Made in Germany aus Hollywood

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Luise "Luiii" Großmann und Ving Rhames bei der Europapremiere in der Kulturbrauerei in Berlin."Uppercut" startet am 23. Januar in den deutschen Kinos und Ende Februar in den USA.

Luise "Luiii" Großmann und Ving Rhames bei der Europapremiere in der Kulturbrauerei in Berlin."Uppercut" startet am 23. Januar in den deutschen Kinos und Ende Februar in den USA.

(Foto: IMAGO/Eventpress)

"Sei du selbst" lautet ein Ratschlag von "Mission-Impossible"- und "Pulp Fiction"-Star Ving Rhames an seine junge, deutsche Kollegin. "Aber so viele Ratschläge braucht sie nun wirklich nicht von mir", erzählt der Golden-Globe-Gewinner ntv.de im Interview. Immerhin hat Luise "Luiii" Großmann sich aus Sachsen-Anhalt bis nach Hollywood durchgeboxt.

ntv.de: Wie haben Sie, Ving Rhames, vom "Leberhaken", der zum "Uppercut" wurde, erfahren, kannten Sie die Fassung mit Hardy Krüger jr.?

Ving Rhames: Leider nicht, es war wie es immer ist: Mein Manager hat mir ein Drehbuch zum Lesen gegeben, und dieses hier hat mir gefallen.

Was genau hat Ihnen am meisten gefallen?

Rhames: Die Beziehung zwischen dem jungen Mädchen, das unbedingt boxen will, und dem älteren Trainer, also mir (lacht), der ihr das beibringen soll. Wenn es nach ihr geht. Hier treffen zwei grundsätzlich verschiedene Menschen aus zwei total anderen Welten aufeinander. Es entwickelt sich eine gewisse Chemie zwischen den beiden, man kann schon fast sagen, Beziehung.

Wie verlief euer erstes Treffen, warst du aufgeregt, mit einem "Mission Impossible"- und "Pulp Fiction"-Star zu drehen, Luiii?

Der Tanz um den Boxsack - eine Schlüsselszene.

Der Tanz um den Boxsack - eine Schlüsselszene.

(Foto: Patrick Xiong)


Luiii: Natürlich! Und wie! Es war erstmal wunderbar, Ving als Person kennenzulernen, aber auch so interessant, als wir uns das erste Mal mit dem Drehbuch hingesetzt und unsere Rollen miteinander entdeckt haben. Ich würde behaupten, dass wir von Anfang an eine ganz natürliche Verbindung miteinander hatten …

Rahmes: … seh' ich genauso …

Luiii: … er hat es mir leicht gemacht. Ich hatte mir zum Glück nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, was mich erwarten könnte, und so sind wir einfach offen aufeinander zugegangen. Hattest du bestimmte Erwartungen an mich, Ving?

Rhames: Nein. Aber es gibt eine Parallele, wie wir uns im Film und im Leben kennengelernt haben. Ich glaube, das war der Chemie, die im Film zwischen uns herrscht, extrem zuträglich (lacht).

Was ist denn der Unterschied von "Leberhaken" zu "Uppercut"?

Luiii: Für mich ist das ein ganz neuer, ein ganz anderer Film. Es ist ein vollkommen anderes Projekt, das man nicht vergleichen kann. Allein, dass wir in New York gedreht haben, macht das zu einem vollkommen neuen Film, auch die Beziehung der beiden zueinander ist neu, das Setting, einfach alles. Ich sehe meine Rolle auch ganz anders, als in "Leberhaken". Es wäre ja auch sehr langweilig, wenn es dasselbe wäre, nur in einer anderen Sprache.

Boxen ist eine der härtesten Sportarten, die man sich nur vorstellen kann – wie habt ihr euch vorbereitet? Das Training ist die eine Sache, aber ein Kampf ist was völlig anderes.

Luiii und Ving - ein Traumteam.

Luiii und Ving - ein Traumteam.

(Foto: Patrick Xiong)


Rhames: Ich habe vorher ja bereits ein paar Filme gedreht, die im Boxer-Milieu spielen, und ich kenne ein paar sehr bekannte Boxer. Ich habe mit Sugar Ray Leonard trainiert, ich habe also einen ganz guten Background.

Boxen ist ja nicht nur ein Sport, bei dem man seinen Gegner schlägt, im ursprünglichsten Sinn des Wortes, sondern man sollte sehr viel Köpfchen mitbringen …

Luiii: Allerdings. Es ist so viel mehr als linker Haken, rechter Haken (lacht). Es ist sehr komplex. Ich habe mit Regina Halmich trainiert. Aber es geht im Film ja nicht um den Kampf, den ich im Ring führe. Ich musste mich also nicht total aufpumpen. Es geht mehr um das Training, und um die Beziehung dieser beiden Menschen.

Rhames: Ganz ehrlich – um Boxen geht es nur im Hintergrund. Ich würde sogar behaupten, dass es im Film gar nicht hauptsächlich ums Boxen geht. Es ist das, was uns zusammenbringt. Aber es ist nicht das, worum es vordergründig geht.

Es geht also um die Dinge, die ihr jeweils vom anderen lernt.

Rhames: Korrekt, ja.

Luiii: Absolut. Wir neigen ja dazu, Menschen in Schubladen zu packen. Wir haben keine Lust, uns mit Menschen zu umgeben oder mit ihnen zu reden, wenn wir wissen, dass sie anderer Meinung sind. Es braucht Mut, eine andere Ansicht zuzulassen, und es braucht Mut, die eigene Komfort-Zone zu verlassen. Erst recht, wenn man dann auch noch mit jemandem reden soll, der ganz anders drauf ist als man selbst. Das braucht Neugier. Wenn man sich dann aber traut, wird man meist belohnt – damit, eine andere Person noch besser kennenzulernen, ihr wahres Ich zu entdecken.

Älterer Mann, jüngere – viel jüngere – Frau: Das ist jetzt nicht so wahnsinnig ungewöhnlich. Oder? Es sei denn, eine echte Freundschaft entwickelt sich …

Luiii: Wenn es die typische "Sugardaddy – junges Mädchen"-Story wäre, wäre es langweilig. Aber in unserem Film geht es um etwas völlig anderes. Es geht um eine tiefe Verbindung. Und es geht hauptsächlich darum, dass jüngere Leute von älteren lernen können …

Rhames: … und anders herum (lacht)! Es geht darum, dass Beziehungen unter total unterschiedlichen Menschen möglich sind.

Du spielst eine junge Frau in New York, die aus Deutschland kommt – und darfst deswegen auch einen leicht deutschen Akzent haben, richtig?

Luiii: Ja, das ist gut so, denn ich bin jetzt zwar viel in den USA gewesen, aber man kann das natürlich hören, dass ich aus Deutschland komme. Ich muss also nicht so tun als ob!

Was sind die nächsten Projekte?

Rhames: Ich drehe mit Liam Neeson nächsten Monat eine neue SitCom für CBS.

Luiii: Ich arbeite gerade an einem neuen Projekt, das ich demnächst vorstellen werde.

Was habt ihr gegenseitig voneinander gelernt während eurer Zusammenarbeit?

Rahmes: Ich habe mich in Luiii gesehen. Dieselbe Ernsthaftigkeit, dieselbe Liebe für den Film, als ich jünger war. Es war inspirierend für mich.

Luiii: Und ich bewundere seine Erfahrung. Ving kommt ans Set und gibt alles. Er ist hundertprozentig da, gibt Herz und Seele für die Sache.

Und was ist eure Lieblingsszene?

Rhames: Wie wir um den Boxsack herumtänzeln …

Luiii: … ja, das sagt so viel aus. Danach sind wir beide anders. In der Szene öffnen wir jeweils eine Tür für den anderen.

Wie schaut ihr in die Zukunft – es ist alles gerade sehr anstrengend, die Welt wartet gespannt auf ein Amerika mit Präsident Trump …

Rhames: In meinen Augen kommt alles auf die Menschen an. Es ist egal, was "die Medien" sagen, was uns suggeriert wird - es kommt darauf an, wie wir miteinander umgehen.

Luiii: Ja, und wie gesagt – ab und zu seine Komfort-Zone zu verlassen schadet nicht.

Luiii, Torsten Ruether und Ving Rhames bei der Europa-Premiere in der Berliner Kulturbrauerei.

Luiii, Torsten Ruether und Ving Rhames bei der Europa-Premiere in der Berliner Kulturbrauerei.

(Foto: IMAGO/Future Image)

Du bist auch Co-Produzentin des Films, das ist mutig …

Luiii: Naja, es gibt mehrere Möglichkeiten: Entweder du wirst mit Angeboten überhäuft, oder du wartest ab. Oder du nimmst es selbst in die Hand. Ich habe mich das, zusammen mit Torsten Ruether, dem Regisseur und Drehbuchautoren, getraut, und jetzt sind wir da, wo wir sein wollten (lacht). Das war nicht immer einfach, man muss lernen, mit einem "nein" umzugehen, aber man muss eben auch dranbleiben. Und nicht aufgeben.

Haben Sie einen Rat für eine junge deutsche Schauspielerin, Mr. Rhames?

Rahmes: (lacht) Sie hat den Film mitproduziert, ich glaube nicht, dass sie noch viele Ratschläge braucht.

Vielleicht, wie man so lange in der Filmindustrie erfolgreich ist wie Sie?

Rhames: Sei du selbst. Und bringe immer etwas von dir in die Rolle mit hinein. Denn du hast eine Begabung, die nur du hast. Niemand anderes hat das, was Gott dir gegeben hat. Benutze es. Und - ich habe immer einen gewissen Abstand zu Hollywood gehalten – das hat funktioniert.

Mit Ving Rhames und Luise "Luiii" Großmann sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

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