Wir scheißen auf den MainstreamBist du bereit für Betontod?

Umfrage: Habt ihr die Schnauze voll von den ganzen Castingshows und ihren Möchtegern-Musikstars? Von den musikalischen Eintagsfliegen, die heute im gleißenden Rampenlicht stehen und morgen bereits zum atomaren Restmüll der Musikgeschichte gehören? Dann sagt euch vom Mainstream los und gebt eure Stimme: Betontod!
Musikalischer Mainstream ist der Geschmack der Mehrheit. Der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Masse verständigen kann. Nichts anderes also als ein dreckiger Kompromiss. Musikalischer Mainstream ist derzeit ein Mix aus Euro-Dance, US-Hip-Hop und multikulturellem Castingshow-Pop. Idole entstehen nicht mehr über Jahre, unzählige Gigs und Festivalauftritte. Sie entstehen im Fernsehen, sind das Ergebnis einer x-beliebigen Castingshow: Musikalisches Talent spielt dabei selten eine Rolle. Was zählt, ist in erster Linie ein hübsches Gesicht und ein unverbrauchtes Äußerliches. Formbar für die Macher der Shows, die Strippenzieher der Quoten.
Alle machen mit, stimmen ab, freuen sich, wenn ihr Idol in die Endrunde kommt - vielleicht sogar gewinnt. Am Ende ist der Platz aber egal, denn die Halbwertzeit der heutigen Castingstars ist kurz. Flüchtig wie die von Andy Warhol einst propagierten 15 Minuten Ruhm.
Betontod sind kein Mainstream. Die Punkrocker sind alles andere als der kleinste gemeinsame Nenner. Sie wollten es nie sein und werden es auch nie. Sie spielen keine schnelllebigen kommerziellen Popsongs - sie bevorzugen die harten Melodien. Betontod "scheißen auf den Mainstream" und entschuldigen sich für nichts - und das bereits seit mehr als 20 Jahren.
Punk-Rock-Metal
Anfang der 1990er bildet sich einer der Vorläufer der heute fünfköpfigen Punkrockband, die "keinen Deutschrock" macht, aber "Rock mit deutschem Gesang". Im beschaulichen Rheinberg beginnt die musikalische Karriere von Betontod. Rheinberg? Da war doch was: Richtig, Supermodel Claudia Schiffer ist dort geboren und Underberg, bekannt für den Magenbitter, hat dort seinen Sitz. Gute Voraussetzungen, um sich dem Mainstream bereits früh zu entziehen.
Die Anfänge von Betontod liegen im Punk. Aber mit den Alben werden auch die Songs reifer, rockiger, die Stimme des Frontmanns Oliver Meister rauer und die Gitarrenfront um Frank Vohwinkel und Mario Schmelz metallischer. Punk-Magazine und Metal-Zines werden gleichermaßen aufmerksam. Aber als Entdecker gilt kein Geringerer als der Ex-Tote-Hosen-Schlagzeuger Wölli. Nach dem zweiten Album "Stoppt uns wenn Ihr könnt" (2001) bucht er Betontod als Headliner seines eigenen Festivals. Und wie sagt man so schön: Der Rest ist Geschichte. Mehr als 500 Konzerte haben Betontod seitdem gespielt, von kleinen Auftritten vor wenigen hundert Fans bis hin zu großen Shows vor Zehntausenden auf Festivals wie dem Wacken Open Air. Insgesamt fünf Studio-Alben und eine Live-Platte haben die Jungs mittlerweile herausgebracht. Nun erscheint die sechste Scheibe der selbst ernannten "Antirockstars" - und der Name der CD ist Programm: "Entschuldigung für nichts".
"Entschuldigung für nichts"
Bereits beim ersten Durchhören wird klar: Mainstream ist was anderes. Anpassen an neue Trends? Sich bei jedem Album neu erfinden? Das sind nicht Betontod. Betontod bleiben weiter bei ihren Wurzeln. Und das heißt: Harte, schnelle, melodiöse Gitarrenriffs gepaart mit griffigen Hooks, die ihm Ohr bleiben, und der charismatischen Stimme des Frontmanns. Ehrlicher Rock, wie er sein soll - und mit einem breiten Spektrum, das sind Betontod. Sie können es prollig, wie das Bier-preisende "Hömmasammawommanomma" beweist; aber ebenso auch feinfühlig und eindringlich, wie im Schlusssong "Dagegenstehen".
Und textlich? Auch da bleiben sich Betontod treu, die "nie eine Politrockband waren", "weder links und noch viel weniger rechts". Sozialkritische Noten fließen dennoch ein, und Stellung bezieht die Band auch. Das klingt dann wie folgt: "Komm, lass uns dagegenstehen: Flagge zeigen und aufrecht stehen. Komm, sag es laut: Für die Freiheit, für dein Recht!" Oder auch kürzer: "Entschuldigung für nichts! Ich bin so, wie ich bin."
Als Ohrwurm - im positiven Sinn - entpuppt sich "Virus". Lost-Prophet-Fans kommen musikalisch dabei voll auf ihre Kosten. Und auch textlich gibt es kein anderes Lied auf der insgesamt 13 Songs (inklusive Intro) umfassenden CD, das den Betontod-Stil treffender wiedergäbe: "… Teufelsmusik, schlechter Einfluss, falsche Freunde und zu viel Alkohol. Das Virus frisst sich in dein Herz hinein. Du hast noch nie so viel erlebt. … Bist du bereit? Für ein neues Ziel, ein neues Leben. Lass alles hinter dir. Kannst du die Freiheit spüren? Es brennt wie Feuer. Das Blut in deinen Adern pulsiert. … Das ist unsere Zeit!"
Ist es auch deine Zeit? Bist du genug antimainstream? Bist du bereit für Betontod?