Kino

Die Schatten der Vergangenheit Liebe und Hass "Auf brennender Erde"

Das Leben ist kein Ponyhof. Sylvia weiß das.

Das Leben ist kein Ponyhof. Sylvia weiß das.

Wenn in einem Film die beiden Oscar-Gewinnerinnen Charlize Theron und Kim Basinger aufeinandertreffen, verspricht das gehobene Schauspielkunst. Kommt dazu noch eine verschachtelte Story mit mehreren Handlungssträngen, wird es anspruchsvoll - und sehenswert: "Auf brennender Erde".

Gina findet bei Nick die Liebe, die ihr Ehemann ihr nicht mehr geben kann.

Gina findet bei Nick die Liebe, die ihr Ehemann ihr nicht mehr geben kann.

In der sengenden mexikanischen Sonne fängt alles an: Ein Wohnwagen steht mitten in der Einöde. Gina (Kim Basinger) und Nick (Joaquim de Almeida) nutzen ihn für ihre heimlichen Liebestreffen. Gina, vierfache Mutter und vor einigen Jahren dem Krebs nur durch eine Brust-OP entkommen, versucht ihrem frustrierenden Ehe-Dasein in den Armen des Mexikaners Nick zu entfliehen. Für Nick, der Vater zweier Söhne ist, ist Gina die neu entdeckte große Liebe.

Der Wohnwagen explodiert und geht in Flammen auf, als sie gerade Sex haben. Nur ihre verkohlten Leichen werden entdeckt und plötzlich stehen zwei Familien, vereint durch diesen Schicksalsschlag, vor den Scherben ihres bisherigen Lebens. Sie sehen sich nur auf der Beerdigung. Trauer und Hass vermischen sich.

Durch einen Schicksalsschlag vereint

Mariana und Santiago vor einem Feuer aus brennenden Kakteen: Eine selbst zugefügte Brandwunde soll sie immer an diese Nacht erinnern.

Mariana und Santiago vor einem Feuer aus brennenden Kakteen: Eine selbst zugefügte Brandwunde soll sie immer an diese Nacht erinnern.

(Foto: Capelight)

Doch dann kommt auch Liebe ins Spiel: Santiago (JD Pardo), ein Sohn von Nick, trifft sich heimlich mit Mariana (Jennifer Lawrence), der ältesten Tochter von Gina. Anfangs will er einfach nur mehr über die Affäre seines Vaters erfahren, um sich darüber selbst ein Bild machen zu können. Doch Santiago und Mariana sind Leidensgenossen. Sie verstehen sich und so kommt eins zum anderen. Am Ende der heimlichen Liebelei ist Mariana nicht nur schwanger, ihr Vater bekommt auch noch Wind von der Affäre.

Sylvia mit ihrem Koch und Lover (Steve Corbett)

Sylvia mit ihrem Koch und Lover (Steve Corbett)

Einige Jahre später, Mariana heißt mittlerweile Sylvia (Charlize Theron) und leitet ein gut gehendes Restaurant in Seattle, holt sie die Vergangenheit ein. Ein Mexikaner ist auf der Suche nach ihr und stellt sie zur Rede. Er hat ein kleines Mädchen bei sich, dessen Vater als Agrarflieger sein Geld verdient und nach einem Absturz schwer verletzt in einem Krankenhaus liegt. Das Mädchen ist Sylvias Tochter, der Bruchpilot Santiago. Nun muss Sylvia eine Entscheidung treffen, eine bessere Entscheidung als die, die sie vor einigen Jahren am Wohnwagen getroffen hat, als sie ihrer Mutter heimlich gefolgt war.

Etwas für gehobene Ansprüche

Charlize Theron brilliert als vom Leben gezeichnete Sylvia.

Charlize Theron brilliert als vom Leben gezeichnete Sylvia.

"Auf brennender Erde" ist keine leichte Hollywood-Kost, sondern intellektuell anspruchsvoll. Der Film basiert auf einer verschachtelten Erzählung mit parallelen Handlungssträngen, die den Zuschauer am Anfang des Films in die Irre führen können. Aber nach einer gewissen Zeit erschließen sich die beiden Erzählstränge allein durch die Farbgebung der Bilder: Alles, was mit Gina, Nick, Mariana und Santiago zu tun hat, erscheint hell und fast schon farbenfroh. Dagegen sind die Szenen mit Sylvia und ihren Lovern in Seattle wie das Wetter dort: grau, wolkenverhangen und depressiv.

Die Intensität der Bilder wird zudem noch durch eine geringe Zahl an Schnitten gesteigert: Es gibt keine schnellen Kamerabewegungen, sondern vielmehr in brillanten und zum Teil erdrückenden Bildern dargestellte ruhige, lange Szenen ohne Schnörkel - fast wie in Anton Corbijns "The American".

Fantastischer Cast

Dennoch ist der Film alles andere als langweilig, was vor allem an dem großartigen Cast liegt: Da wären zum einen die beiden renommierten Oscar-Preisträgerinnen Charlize Theron ("Monster") und Kim Basinger ("L.A. Confidential"). Zum anderen aber auch der aufstrebende Jungstar Jennifer Lawrence, die für ihre Rolle im Drama "Winter’s Bone" für einen Golden Globe nominiert und die für die Rolle der Mariana in "Auf brennender Erde" bei den Filmfestspielen von Venedig für die beste Nachwuchsleistung geehrt wurde.

"Auf brennender Erde" ist als DVD und Blue-ray bei Capelight erschienen.

"Auf brennender Erde" ist als DVD und Blue-ray bei Capelight erschienen.

Sie tragen mit ihrem schauspielerischen Können den Film des Regisseurs  Guillermo Arriaga. Der hat sich bereits als Drehbuchautor einen Namen gemacht und zeichnet unter anderem in dieser Funktion für "21 Gramm" und "Babel" verantwortlich. Elemente aus diesen Filmen finden sich auch in "Auf brennender Erde" wieder: die gesellschaftskritische Seite eines geschilderten kulturellen Konflikts ("Babel"), und die Schicksale mehrere Protagonisten sind durch ein Unglück miteinander verbunden ("21 Gramm"). "Auf brennender Erde" ist Arriagas Regie-Debüt und dürfte der Anfang einer vielversprechenden Regisseurs-Laufbahn sein.

Wer nicht auf 0815-Filme steht, hollywoodschem Action-Schnitt-Wahnsinn nichts abgewinnen kann und durch exzellente Schauspielkunst unterhalten werden will, sollte bei "Auf brennender Erde" auf jeden Fall zugreifen.

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Quelle: ntv.de

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