Von wegen christliche Nächstenliebe "Saint": Der wahre Nikolaus ist böse
06.12.2011, 07:05 Uhr
Der Heilige Nikolaus als Geschenkebringer der besonderen Art - in der niederländischen Horrorvariante des Regisseurs und Drehbuchautoren Dick Maas.
(Foto: Entertainment One)
Strahlende Kinderaugen, mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken gefüllte Stiefel: Das ist Nikolaus, wie wir es kennen. Die wahre Geschichte dieses Festes ist aber eine andere - geheimnisvoll und mit Blut geschrieben. "Saint" erzählt sie. Seid ihr auch alle artig gewesen?
Es ist der 6. Dezember, das Fest des Heiligen Nikolaus. Es geht auf Nikolaus von Myra zurück, einen der beliebtesten katholischen Heiligen. Er lebte im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei. Um ihn ranken sich viele Legenden, auch weil nicht viel über ihn bekannt ist. So soll er etwa sein ganzes Vermögen den Armen gegeben und mehrere Unschuldige vor der Hinrichtung bewahrt haben. Während der Christenverfolgung soll er gefoltert worden sein.
Noch heute wird Sankt Nikolaus in unzähligen Liedern und Gedichten besungen: "Grüß Gott, ihr alle im Haus. Hört zu: Ich bin Sankt Nikolaus. Habt keine Angst, schaut mich nur an - ich bin kein wilder fremder Mann. Den Sack hier hab' ich mitgebracht. Da drin steckt, was euch Freude macht", heißt es beispielsweise. Das klingt ebenso harmlos wie Folgendes: "Ihr Kinder, stellt die Schuh' hinaus, denn heute kommt der Nikolaus. Und wart ihr immer gut und brav, dann lohnt's euch Nikolaus im Schlaf. Er bringt euch Äpfel, Feigen, Nüss' und gutes Backwerk, zuckersüß. Doch für das böse, schlimme Kind legt er die Rute hin geschwind."
Von wegen christliche Nächstenliebe
Natürlich ist der "liebe gute Nikolaus" nur eine Erfindung der Kirche. Die wahre Nikolaus-Geschichte geht ganz anders: Der Heilige Nikolaus ist ein in Ungnade gefallener Bischof. Er zieht im Mittelalter mit einer brutalen Verbrecherbande durch die Lande und raubt Dörfer aus. Er plündert, mordet, brandschatzt. Er bringt jeden um, der sich ihm in den Weg stellt. Von christlicher Nächstenliebe hält er absolut nichts.
Dann nimmt eine Gemeinde das Gesetz in die eigenen Hände. Der blutrünstige Bischof muss dran glauben: Er wird in der Nacht zum 6. Dezember ermordet - ebenfalls ohne jedwede christliche Nächstenliebe - und bei lebendigem Leib verbrannt. Kein Wunder also, dass Nikolaus schreckliche Rache schwört. Bei Vollmond kehrt der Heilige Nikolaus mitsamt seinen "Schwarzen Petern" in der Nacht zum 6. Dezember aus dem Reich der Toten auf die Erde zurück, um sich zu rächen und die alte Rechnung auf furchtbarste Art und Weise zu begleichen.
Horror mal niederländisch
So auch in Amsterdam. Der Kommissar Goert (Bert Luppes) weiß das, denn 1968 lst er der einzige Überlebende, als der Heilige Nikolaus zum letzten Mal bei Vollmond seinen tödlichen Bischofsstab benutzt hat. Das Problem: Keiner glaubt ihm, zuallerletzt sein Chef, denn bereits 1968 wird das Blutbad, das nicht nur Goerts Familie dahinraffte, totgeschwiegen. Obwohl Hunderte Menschen sterben, gibt die Obrigkeit einem Obdachlosen die Schuld, der sich wenig später im Gefängnis selbst richtet - so die offizielle Verlautbarung.
Und so nimmt das Unheil seinen Lauf: Zuerst müssen ein paar gut aussehende weibliche Teenies dran glauben, dann folgen ihre männliche Pendanten. Nur Frank (Egbert-Jan Weeber) kann Nikolaus‘ mörderischer Bande entkommen - weil ihn die Polizei zunächst für den Täter hält.
Als jedoch immer mehr Meldungen aus der Bevölkerung über einen schrecklich aussehenden Mann in einem Nikolaus-Kostüm in den Polizei-Wachen eingehen, der zudem auch noch auf einem Schimmel über die Dächer der Stadt reitet und einen üblen Brandgeruch hinter sich herzieht, kommt die Polizei langsam ins Grübeln. Doch da ist es bereits fast zu spät. Nur Goert weiß, wie man den Fluch aufhalten kann. Und er ist nirgendwo zu finden. Es bleibt nur noch wenig Zeit ...
Wie geht's weiter?
"Saint" ist ein niederländischer Horrorfilm, der ganz unprätentiös daherkommt. Ohne viel Schnickschnack und Klimbim, stattdessen direkt auf den Punkt. Er verbreitet äußerst gekonnt Angst und Schrecken. Die Schockelemente sind wohl gesetzt und zum Teil nichts für schwache Nerven.
Aber "Saint", in den Niederlanden ein Kinohit, macht Spaß! Das ist auch das Fazit der Fantasy-Filmfest-Besucher. Die Dialoge sind knapp, mit viel Witz und Situationskomik. Der Humor ist so schwarz wie die tödlichen Helfer des Nikolaus. Der wiederum könnte auch aus dem Klassiker "Die Nacht der reitenden Leichen" stammen - und wie diese auch noch mit der einen oder anderen Fortsetzung aufwarten. Zu hoffen wäre es.
Quelle: ntv.de