Fritz - von YouTube zum Plattenvertrag "Thüringer Klöße" für alle
18.03.2013, 10:11 Uhr
Nicht Döner, nicht Spaghetti, nein - Thüringer Klöße müssen's sein: Fritz.
(Foto: picture alliance / dpa)
Er heißt Fritz. Er hat Style. Und er liebt "Thüringer Klöße". Sein YouTube-Video zog bereits Millionen in seinen Bann. Doch wer ist dieser Junge aus Zella-Mehlis mit der Vorliebe für langes Haar, Volksmusik und einheimische Kartoffelprodukte? n-tv.de hat im Interview knallhart nachgefragt.
n-tv.de: Mit deiner musikalischen Hommage an die "Thüringer Klöße" bist du quasi über Nacht zum YouTube-Star avanciert. Wie kam es zu der Idee zu dem Song?
Fritz Wagner: Das fing ganz früh an. Ich habe im Chor gesungen. Das waren so Sopran-Stimmen. Zum Beispiel habe ich "Ave Maria" gesungen. Als ich dann in den Stimmbruch gekommen bin, brauchte ich halt ein neues Lied. Da ich selber sehr gerne koche, kam mein Produzent auf die Idee, dass ich doch ein Lied über Klöße singen könnte. So kam es dazu.
Der Text stammt aber ja nicht von dir, sondern von einer Grundschullehrerin …
Ja.
Kennst du sie?
Nein, nicht wirklich.
Aber dein Produzent kennt sie wahrscheinlich …
Ja.
Die Menschen singen ja viel über Dinge, die sie vielleicht nicht so ganz ernst meinen. Mal ehrlich: Magst du Thüringer Klöße überhaupt?
Ja, ja klar.
Wie oft in der Woche gibt es die Klöße denn bei euch zu Hause?
In der Woche esse ich sie jetzt nicht drei oder vier Mal, sondern eher so im Monat.
Also im Monat drei oder vier Mal?
Ja, so in der Richtung.
Wenn man dir jetzt eine Pizza, Spaghetti, einen Döner und Klöße vorsetzen würde, würdest du dich tatsächlich für die Klöße entscheiden?
(überlegt etwas) Ja, …, also, ja. (lacht)
Ich glaube, viele in deinem Alter könnte man mit Pizza eher locken …
Ja, stimmt.
Du sagst, du kochst gerne. Kannst du die Klöße auch selbst machen?
Ja, ich mache die selber.
Was ist denn das Wichtigste daran? Was unterscheidet einen guten Thüringer Kloß von einem schlechten?
Ach, das ist das Gesamtbild. Das ist die Zubereitung, aber auch die Darstellung - alles eigentlich.

Für einen guten Thüringer Kloß sind Zubereitung und Darstellung wichtig, sagt Fritz.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie machst du die Klöße denn? Gehst du da nach Rezept vor?
Ja, wir haben da so ein Grundrezept: ein Drittel rohe Kartoffeln, die wir reiben, und zwei Drittel gekochte Kartoffeln, die auch so gerieben sind. Das wird dann schön verrührt. Da rein kommen dann diese Croutons. Dann wird das 20 Minuten gekocht.
Mal abgesehen von dem Song und seinem Text besticht ja auch dein Video dazu. Wie ist das entstanden?
Wir waren oben auf dem Domberg. Das ist ein Berg hier in Suhl. Da waren wir halt oben und haben das Video gedreht. Dabei haben wir uns noch nicht weiter etwas gedacht. Wir wollten das eigentlich nur als kleinen Spaß ins Internet stellen. Und siehe da, auf einmal … (lacht)
Wie war es für dich vor der Kamera zu stehen?
Das war okay. Das war auch nur so eine kleine Kamera. Das war nicht weiter schlimm.
Wer hatte den Einfall, das auf Youtube einzustellen?
Das war meine Mutter.
Deine Mutter?
Ja.
Inzwischen hat allein das Original-Video weit über zwei Millionen Klicks. Wie und wann hast du gemerkt, dass es sich zu einem derartigen Renner entwickelt?
Das kam erst mit der Zeit. Aber schon bei 1000 Klicks ging das langsam mit Zeitung und so los. Und bei 63.000 Klicks oder so wurden die Medien richtig aufmerksam. Ab da merkten wir, dass das ein Erfolg wird. Das hat sich jetzt so weit gesteigert, dass das jetzt irgendwie ein Renner ist.
Hast du das dann verfolgt? Bist du jeden Tag davor gesessen und hast zugeguckt, wie
die Abrufzahlen in die Höhe schnellen?
Ja, wir gucken auch heute noch. Wir gucken jeden Tag, wie viele Klicks es mehr geworden sind. Wir zählen da richtig gerne mit.
Wie erklärst du dir den Erfolg? Weshalb kommen dein Video und Song so gut da draußen an?
Ich denke, weil da dieses Stück Heimat drin ist, das jedem gefallen kann. Das ist einfach ein schönes, nettes Video.
Es gibt ja aber auch einige, die es ziemlich skurril finden, dass du über "Thüringer Klöße" singst. Verstehst du das?
Ja, ja.
Also du verstehst, dass sie das skurril finden?
Ja, aber das stört mich auch nicht unbedingt weiter. Das finde ich nicht schlimm. Das steck ich einfach weg. Mit Kritik kann ich umgehen.
Manche veräppeln dich sogar ...
Ja, ja.
Der Komiker Oliver Kalkofe etwa hat sich über dich lustig gemacht. Und auch als du neulich bei Joko und Klaas in ihrer Show "Circus HalliGalli" aufgetreten bist, hatte man nicht den Eindruck, dass sie dich ernst nehmen. Macht dir das nichts aus?
Nö. Das meiste davon war auch abgesprochen. Haben Sie auch das bei RTL mit Bülent Ceylan gesehen?
Nein, das habe ich nicht gesehen.
Das war zum Beispiel abgesprochen.
Du bist jetzt 14, oder?
Ja.
Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen?
Als ich sieben Jahre alt war, in der ersten Klasse, bin ich in den Chor gegangen. Ab da fing das dann langsam an mit dem Singen. Das hat sich dann halt immer und immer weiter aufgebaut.
Spielst du auch ein Instrument?
Ja, Klavier.
Hast du Unterricht genommen oder dir das selbst beigebracht?
Das ist Unterricht. Ich nehm mir jede Woche eine Stunde Unterricht.
Deine "Thüringer Klöße" kann man ja dem Genre Volksmusik zuordnen. Ist das auch die Musik, die du gerne privat hörst?
Ja, auch. Aber ich höre natürlich auch, was altersgerecht ist - also AC/DC und sowas. Aber Volksmusik höre ich auch gerne.
In dem Video trägst du ja so eine Art Trachtenhemd. Kleidest du dich auch im Alltag so - oder doch eher in T-Shirt und Jeans?
Das ziehe ich nur zu den Auftritten an. Das ziehe ich nicht im Alltag an. Da habe ich schon richtige T-Shirts.
Du sagst, du hörst gern AC/DC. Du hast ja auch ganz schön lange Haare. Bist du im Herzen vielleicht eigentlich eher ein Rocker?
(lacht) Ja, aber … (überlegt)
Vielleicht?
Ja.
Deine Eltern finden das mit den langen Haaren aber in Ordnung …
Ja, ja, klar. Das ist ganz okay.
Wenn du 14 bist, dann gehst du ja noch zur Schule, oder?
Ja, ja.
Was sagen deine Klassenkameraden zu deinem Erfolg?
Die freuen sich für mich. Immer wenn ich in die Schule komme, wird auch ab und zu ein Lied gesungen. Das ist super. Die halten auch zu mir. Da gibt es keinen Ärger, keine Probleme, gar nichts.
Und wie ist das mit den "Rennsteigspatzen", dem Chor, in dem du früher gesungen hast - ist da keiner neidisch auf dich?
Nein, die halten auch zu mir.
Hast du schon Pläne für deine Zukunft? Gibt es einen Job, von dem du träumst, oder würdest du dich gern einmal voll und ganz auf die Musik konzentrieren?
Mein Traumjob, den ich gerne machen würde, wäre Hotel- oder Restaurant-Manager. Aber wenn das mit dem Singen jetzt natürlich so weitergeht und ich davon leben kann, wäre das natürlich auch super. Dann wäre ich natürlich auch gerne Sänger.
Der Anfang zu einer Musik-Karriere ist ja nun eigentlich schon gemacht. Du hast einen Plattenvertrag und deine "Thüringer Klöße" gibt es ab sofort auch auf CD. Wie kam es dazu?
Die Plattenfirma ist zu uns gekommen und hat gefragt, ob wir eine CD machen wollen.
Und da habt ihr nicht "Nein" gesagt …
Nö. (lacht)
Das heißt in jedem Fall: Du verdienst mit dem Song jetzt schon mal ein bisschen Geld …
Noch nicht. Die CD kommt ja jetzt erst in den Laden.
Aber dann …
Dann kann ich Geld verdienen. Aber darüber möchte ich auch nicht unbedingt weiter reden.
Die "Bild"-Zeitung hat bereits spekuliert: "Vielleicht wird er ja schon bald zum nächsten Justin Bieber." Wäre das ein Ziel für dich?
Das wäre natürlich super, wenn ich so erfolgreich werden würde. Da würde ich mich natürlich sehr freuen.
Ich kann mir vorstellen, dass viele dich jetzt auch gern live sehen wollen und auch manche Fernsehshow Interesse anmeldet. Hat Florian Silbereisen schon bei dir angerufen?
Ja, Silbereisen hat mich schon gefragt. Wir sind auch gerade beim Dreh für die Show.
Ach, dann sieht man dich demnächst schon beim Silbereisen …
Ja, am Samstag - beim 100.000 Frühlingsfest … 100.000 Blüten. (Fritz war am Samstag tatsächlich in der Show "Das Frühlingsfest der 100.000 Blüten" zu Gast, Anm. d. Red.)
Man könnte sich auch vorstellen, dass du zum Beispiel auf Mallorca einheizt. Gab es da auch schon Anfragen?
Ja, aber das kommt nicht so infrage. Ich bin ja auch noch 14. Für den Ballermann muss ich noch ein bisschen älter sein.
Den "Thüringer Klößen" hast du nun ein musikalisches Denkmal gesetzt. Was könnte das Thema deines nächsten Songs sein? Die "Thüringer Rostbratwurst" wäre ja zum Beispiel noch frei …
(lacht) Das wollen wir eigentlich noch gar nicht verraten. Das nächste Lied ist noch ganz geheim.
Aber die Rostbratwurst wird es nicht?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ich verrate nichts.
Mit Fritz Wagner sprach Volker Probst
Quelle: ntv.de