Mach' kein Theater und leg' sie flach! Zwei Spione & Miss Witherspoon
01.03.2012, 17:45 Uhr
Eine Frau, zwei Männer. Paradiesischer Zustand, mögen manche Frauen jetzt denken. Ja, bis zu einem gewissen Grad, aber wenn frau sich nicht entscheiden kann zwischen Super-Mann und Überflieger, dann wird's unangenehm. Reese Witherspoon allerdings löst das mit so viel Witz, dass man gerne dabei zuschaut.
Natürlich - dieser Film wurde sowohl auf der Berlinale als auch bei den Oscars vernachlässigt. Aber das ist ja nicht immer der Maßstab. Der Maßstab für einen Film kann auch lauten: Bitte vom Alltag ablenken, möglichst lustig, ein paar Explosionen und Verfolgungsjagden wären auch nicht schlecht. Ach ja, und Amore. Sex vielleicht? Dann ist "Das gibt Ärger" genau der richtige Film. Wir kennen diese Konstellation: eine Frau, zwei Männer. Es kann auch mal umgekehrt sein. Aber wir sind hier nicht beim Bachelor, sondern in einer Action-Komödie, die genau diese Bezeichnung hundertprozentig verdient. Denn es gibt Action - zwei CIA-Agenten, einer hübscher und smarter als der andere, verknallen sich in dasselbe Mädel - und es gibt Komödie, denn wie die beiden um die Blondine werben, ist tatsächlich witzig. Oder, wie Reese Witherspoon es sagt: "Jede Frau träumt davon, dass zwei unglaublich gutaussehende, sexy Typen sich um sie streiten. Lauren hat keine Ahnung, dass Tuck und FDR Geheimagenten des CIA sind. 'Das gibt Ärger' beinhaltet fast zwei unterschiedliche Filme. Meine Figur spielt in einer Komödie und die Rollen von Chris und Tom spielen in einem großen Actionfilm."
FDR (steht für Franklin Delano Roosevelt) Foster und sein Kumpel James, auch Tuck genannt, sind die besten Freunde. Ihre Schreibtische stehen sich gegenüber, sie sind schlau, die besten ihres Fachs und beide sehen unverschämt gut aus. Dabei ist FDR (Chris Pine) der mit der geradezu übernatürlichen Anziehungskraft und Tuck der abenteuerlustige Ganzkörpertätowierte, der allerdings über ein großes Herz, ein Kind und keinerlei Fähigkeiten in Sachen Frauen-Aufreißen verfügt. Aber vielleicht ist es genau das, was eine Frau wie Lauren Scott (Reese Witherspoon) ja anzieht? Vielleicht will sie sich doch nicht mit dem Womanizer, der mit einem Fingerschnippen Jede haben kann, einlassen? Und ist so ein Bummel über den Rummel nicht irre romantisch? Je öfter sie sich mit beiden trifft, und die beiden wissen quasi von Anfang an, dass ihr bester Freund mit im Spiel ist, desto schwieriger wird die Entscheidung.
Möge der beste Mann gewinnen!
Unterdessen haben die Freunde und nun Gegner längst beschlossen, dass sie um die Frau kämpfen werden - mit allen Mitteln. Dass die nicht zimperlich ausfallen, wenn die Hauptakteure Spione der Extra-Klasse sind, kann man sich ja denken. Und so liefern sich die beiden Gefechte mit allem, was der CIA-Fundus hergibt: Sie bekämpfen sich per Wanzen, Kameras und Computern, spionieren dem anderen hinterher und versuchen, das Date des Freundes mit der Frau des inzwischen zum Erzfeind mutierten Freundes zu sabotieren. Lauren geht das Ganze - vorerst - viel cooler an, schließlich ist sie Produkt-Testerin, und eine der besten dazu. Sie wägt sorgfältig ab, was jedes der beiden "Produkte" Mann zu bieten hat. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Freundin Trish, die sie übrigens auch heimlich in der Internet-Partner-Börse angemeldet hat, über die sie dann zu dem Date mit Tuck kam. Trish jedenfalls hat eine ganz klare Sicht der Dinge: "Mach kein Theater und leg' sie flach!"
Vorher geben die beiden Jungs aber alles: Sie finden Laurens Vorlieben raus, sie beeindrucken sie mit karitativem Engagement, sie legen sich einen kleinen Hund zu, sie kennen Gustav Klimt aus dem EffEff, sie springen am Trapez, beeindrucken mit Sportlichkeit und Treffsicherheit auf dem Gotcha-Platz, oder sie bekommen den besten Tisch im Restaurant. Sie verführen Lauren, jeder auf seine Weise, und immer wenn sie denkt, dass sie sich jetzt für einen entschieden hat, dann kommt der andere mit einem noch größeren Aufgebot.
Jetzt könnte man sagen, ja, ganz hübsch der Klamauk, so eine Art Screwball-Komödie wie in den besten Zeiten mit Cary Grant und Katherine Hepburn, aber das wird dem Film von Regisseur McG ("Drei Engel für Charlie", "Terminator: Erlösung") nicht gerecht. Er zeigt viel mehr zeigen, wie schwer es heute ist, Mr. oder Mrs. Right zu finden. In den unendlichen Weiten des Internets lauert an jeder Ecke die Versuchung. Und das ist schließlich der Ort, an dem sich Tuck und Lauren ursprünglich gefunden haben - wenn auch ohne ihr Einverständnis, denn Laurens vorwitzige und kuppelfreudige, selbst in einer langweilig bis skurrilen Ehe lebende Freundin hat sie schließlich in den Schlamassel gebracht.
Wie viele Matching-Points?
Doch so großartig es auch sein mag, von zwei heißen Typen umworben zu werden: Irgendwann muss frau sich entscheiden. Und das wird in unserem Leben heute eben leicht mal mit den Augen einer Produkttesterin gesehen. Da wägt man ab, ob der eine zu kleine Hände hat oder der andere zu britisch ist (beides absolute No-Gos, findet Freundin Trish), da überlegt man sich, mit wem die Zukunft vielversprechender wird, möglichst viele Matching-Points werden abgeklopft.
Im Hinterkopf immer der Gedanke: Gut, vorher hatte ich keinen, jetzt zwei, vielleicht ist es keiner von beiden und der dritte Mr. Absolutely-Right wartet nur ein paar Ecken oder Klicks entfernt auf mich? Auch dazu hat Witherspoon eine Meinung: "Bei der Arbeit ist Lauren die entscheidungsfreudigste Frau der Welt, aber in ihrem Privatleben ist sie völlig unentschlossen. Ich glaube, viele Frauen können sich mit diesem 'entscheide ich mich für den Richtigen'-Gefühl identifizieren."
Apropos keiner von beiden: Til Schweiger spielt auch mit. Er gibt den Bösewicht Heinrich im maßgeschneiderten Anzug, einige seiner Szenen jedoch fielen auch dem Schnitt zum Opfer. Zu brutal seien sie gewesen, heißt es. Und tatsächlich: Brutal ist der Film nicht, höchstens brutal komisch (für die leicht zu Amüsierenden unter uns). Produziert wurde "Das gibt Ärger" übrigens unter anderem von Hollywood-Allrounder Will Smith. Ab 12 Jahren darf man "Das gibt Ärger" sehen, und zwar ab dem 1. März.
Quelle: ntv.de