"Ich bin eine ewige Optimistin" Mariah Carey sexy wie lange nicht
22.05.2014, 16:30 Uhr
Das also ist Mariah - beeindruckend!
(Foto: AP)
Ein teures Hotel an Manhattans Südspitze, ein später Montagabend, allgemeines Gewusel in der Hotellobby. Mariah Carey hat die Weltpresse geladen, um über ihr neues Album zu sprechen. Im 20-Minuten-Takt geht es voran, allerdings extrem schleppend, und so wird es eine sehr, sehr lange Nacht, bis man schließlich doch noch vor ihr sitzt. Mariah trägt ein dunkel gemustertes, enges Kleid und Stöckelschuhe, zu trinken gibt es kalifornischen Weißwein, der Raum ist auf gefühlte 15 Grad heruntergekühlt. Dann mal los.
n-tv.de: Mariah, schade, dass man das Album noch nicht hören konnte.
Mariah Carey: Ich weiß, tut mir leid. Ich will die Musik beschützen, bis zum letzten Moment. Sobald etwas in der Öffentlichkeit ist, ist es da draußen. Seit Jahren bewache ich dieses neue Album, an dem ich wirklich lange und intensiv und mit großer Hingabe gearbeitet habe, wie einen Schatz. Denn es ist ein Schatz für mich.
Ihr Song "You’re mine (Eternal)" war zuletzt aber kein großer Hit. Wäre es nicht schlauer gewesen, schnell noch eine weitere Single zu veröffentlichen?
Nein. Meine Fans schauen nicht darauf, wie hoch die Singles in den Charts stehen, das ist denen gleichgültig. Sie sind nicht an Zahlen interessiert. Meine wahren Fans wollen das ganze Abenteuer, also das ganze Album.
Die Arbeit an "Me. I am Mariah" soll langwierig gewesen sein. Können Sie das bestätigen?
Ja. Es hat deutlich länger gedauert als geplant. Nach dem Unfall mit meinem Arm war ich eine Weile etwas aus der Bahn geworfen, sonst wäre es früher fertig gewesen.
Sie haben sich bei einem Videodreh vor einem guten Dreivierteljahr die Schulter verletzt. Was genau ist passiert?
Ich habe mir die Schulter ausgekugelt, die Sache wurde sehr viel langwieriger und blöder als zunächst vermutet. Der Nerv, der vom Ellbogen bis in die Finger geht, ist auch ein bisschen beschädigt, deshalb fühlen sich die Fingerspitzen noch immer so an, als würden sie mir abfrieren. Es hätte jedoch noch schlimmer ausgehen können. Die Ärzte sagen, ich hatte Glück, dass keine Schäden bleiben werden. Auf der anderen Seite hatte die Verletzung auch ihr Gutes.
Was denn?
Ich hatte mehr Zeit, um das Album optimal zu machen. Ich nahm auf den letzten Drücker drei weitere Songs auf, über die ich sehr, sehr glücklich bin. Ich habe einfach noch mal irre viele Ideen gehabt, die alle drauf mussten aufs Album.
Warum sind die drei neuen Songs so wichtig?
Soll ich ehrlich sein? Weil es vorher zu schwermütig war. Das hat einige irritiert. Emotional war es vorher ein ziemlich intensives, teilweise heftiges Album. Wenig leichtverdaulich. Daher entschied ich, noch ein paar glücklich klingende Songs hinzuzufügen. Denn glückliche Songs mag ich schließlich auch.
Sind Sie immer noch so eine Perfektionistin im Studio?
Na klar. Ich habe irrsinnig viel Arbeit und Mühe in dieses Album gesteckt. Meine armen Mitarbeiter bekamen in den letzten Wochen im Studio kaum noch Schlaf. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit habe ich mir letztens auch mein gesamtes bisheriges Repertoire angehört, ich habe quasi meine alten Songs noch einmal besucht und sie bei der Gelegenheit analysiert. Dadurch habe noch einmal genau erkannt, wofür ich stehe und was die Hörer in mir sehen. Und ja, es gibt einige, die kennen und lieben nur "All I want for Christmas is you", dafür hören sie dieses Lied vielleicht hundert Mal am Tag. Die allerwenigsten Menschen würden übrigens glauben, dass ich dieses Lied selbst geschrieben habe. Aber das habe ich tatsächlich. Und ich habe nicht vor, sobald zu weichen.
Das verlangt sicher keiner von Ihnen. 1990 erschien Ihr erstes Album, Sie sind seit fast 25 Jahren ein Superstar und folglich schon mehr als die Hälfte Ihres Lebens lang berühmt. In dieser Zeit haben Sie viele andere Stars kommen und den Großteil von ihnen auch wieder gehen sehen. Was halten Sie von jungen Kolleginnen wie Rihanna oder Miley Cyrus? Ist die Konkurrenz härter geworden?
Damit beschäftige ich mich nicht. Ich bin eine R&B-Sängerin. R&B hat alles geprägt: Ohne Gospel gäbe es keinen R&B, ohne R&B gäbe es keinen Rock’n’Roll.
Sie lassen sich also nicht allzu sehr vom aktuellen Popgeschehen beeinflussen?
Carey: Das Popgeschehen hat sich doch von mir beeinflussen lassen. Als ich mit dem wunderbaren Ol‘ Dirty Bastard vom Wu-Tang Clan den Song "Fantasy" aufnahm, da gab es bei den Grammys die Kategorie "Beste Rap-Kollaboration" noch gar nicht. Und heute begegnen dir diese Duette, bestehend aus Rapper und Sängerin, doch an jeder Ecke. Oder was ist mit den Popbeats der Neunziger? Feiern auch gerade wieder ein Comeback. Und zu Recht! Für das neue Album habe ich den Song "Dedicated" mit Nas aufgenommen, der zurückgeht in diese Zeit in den Neunzigern, der also nostalgisch ist und ein bisschen wehmütig. Es war eine tolle Ära.
An einer Dance-Kollaboration, etwa mit jemand wie Calvin Harris oder David Guetta, wären Sie wohl nicht interessiert, oder?
Dance Music ist einfach nicht meine Welt. Techno auch nicht. Ich bevorzuge Songs, die auch wirklich Songs sind.

Aren't they lovely? Ihre Babys sind auch auf dem neuen Album zu hören. (Mit und bei Barbara Walters sechs Monate nach der Geburt von "Roc and Roe".)
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Welcher Song auf "Me. I am Mariah" bedeutet Ihnen am meisten?
"Supernatural". Da singen die Babys mit, also meine Zwillinge Monroe und Moroccan. Ich habe das Lied speziell für die zwei geschrieben. "Our Love is supernatural", so lautet der Refrain. Die beiden kennen schon jedes Wort. Sie singen und lachen und es ist wunderschön. Ich musste an einen meiner absoluten Lieblingssongs als Kind denken, nämlich an "Isn’t she lovely" von Stevie Wonder. Seine Tochter Aisha ist in dem Lied zu hören, das fand ich als Kind immer besonders toll. Du hörst in der Nummer, wie die beiden zusammen in der Badewanne sitzen und spielen, total süß. Solch einen Moment in unserem gemeinsamen Leben wollte ich auch festhalten.
Aber ohne die Badewanne?
Carey: Also, Moroccan und Monroe baden total gerne mit mir, aber das muss nicht aufs Album drauf, das bleibt privat. Ich habe sie einfach beim Singen und Albern mit meinem Telefon aufgenommen und in den Song gemischt. Vor allem Monroe singt richtig inbrünstig, ganz wunderbar.
Erinnert sie Sie an die kleine Mariah?
Ja. Das tut sie. Roes Tonlage ist dieselbe wie meine, als ich in ihrem Alter war.
Wir unterhalten uns hier um 2 Uhr nachts. Ihren Biorhythmus haben Sie seit der Geburt der Kinder wohl nicht umgestellt.
Nicht so richtig, ich bin immer noch die totale Nachteule. Der Schlafrhythmus der Babys ist selbst ein bisschen unregelmäßig. Heute sind sie früh ins Bett gegangen, ich schätze, wenn ich nachher heimkomme gegen 3 oder 4 Uhr, wachen sie auf und sind dann eine Weile mit mir wach.
Ist die Geburt der Zwillinge das größte Ereignis Ihres Lebens?
Es ist mit Sicherheit ganz weit oben auf der Liste der Großereignisse. Ja, vielleicht ist es echt die größte Sache. Seit sie da sind, hat sich mein Leben noch einmal besonders stark verändert. Es ist toll, Kinder zu haben.
Was für eine Sorte Mutter sind Sie? Eher streng oder eher entspannt?
Ich bin vom Charakter eher entspannt, würde ich sagen. Und auch als Mutter versuche ich das zu sein. Aber ich muss leider auch diejenige sein, die die Ansagen macht. Ich bin letztlich die Person, die für die Erziehung verantwortlich ist. Und das heißt: Ich muss viel verbieten. Die Babys haben so viele Menschen um sich herum, die nicht ihre Eltern und erst recht nicht ihre Mutter sind, und die es nicht so gewohnt sind, ihnen Wünsche abzuschlagen. Deshalb bleibt diese Aufgabe an mir hängen.
In der Presse wird ja gerade viel darüber geschrieben, dass Sie alle zwei Wochen die Nanny feuern würden, und wie eifersüchtig Sie auf die Kindermädchen seien.
Das hat mich wirklich verletzt, weil es nicht stimmt. Eine unserer Nannys ist eine ausgebildete Rettungsschwimmerin, die ist super. Und es beruhigt mich, dass jemand mit ihnen ins Wasser geht, der sie notfalls heile wieder rausholt, während ich den ganzen Tag im Studio eingepfercht bin und singe.
Im Video zu "You’re mine (Eternal)", sitzen Sie am Wasser, schwimmen und tauchen.
Das stimmt, und der Grund ist einfach: Ich liebe das Meer. Das Video haben wir in Puerto Rico im Regenwald in einem Sumpf aufgenommen, zumindest sieht es so aus. Ich habe der Regisseurin aber gesagt: "Vergiss es, ich tauche nicht durch den Sumpf. Wir machen es im Pool und tun nur so, als ob." Was das Wasser angeht, habe ich meine Liebe gerade nochmal neu entdeckt.
Wegen der Kinder?
Ja. Die sind gerade drei Jahre alt geworden und schwimmen schon wie die Weltmeister. Wir waren gerade auf den Bahamas, wo wir ein Haus haben, es ist nicht riesig, aber direkt am Ozean. Ich glaube, das ist mein allerliebster Ort auf der ganzen Welt. Ich habe dort ein bisschen gesungen und die Platte fertiggestellt, während die Kleinen ihren Spaß hatten.
Sind Sie eine glückliche Frau?
Ich bin eine glückliche Frau. Und ich bin außerdem eine ewige Optimistin. Ich glaube an Sachen und daran, dass sie funktionieren.
Gilt das auch für Ihre Ehe mit Nick Cannon, um die es immer wieder Gerüchte gibt?
Warum sollen wir uns selbst mit negativen Gedanken und Gefühlen fertigmachen? Es gibt keinen einzigen Grund dafür, auf dieser Welt zu sein und sich selbst zu quälen. Deshalb sitze ich auch nicht den ganzen Tag vor Twitter oder glotze ohne Unterbrechung auf Klatschseiten. Denn natürlich würde mich das ganz verrückt und wütend machen.
Haben Sie eigentlich noch Zeit, um Party zu machen?
(lacht) Nicht so oft. Aber wenn, dann richtig (lacht). Vor einigen Monaten verbrachte ich mit Freundinnen einen denkwürdigen Abend in einem Schwulenclub in West Hollywood. Wir dachten, wir hätten einen Abend ohne Anbaggern, aber es stellte sich heraus, dass genau an diesem Abend die Lesbenparty stattfand.
Und dann?
Sind wir dort geblieben, und ich habe mit Frauen geflirtet. Es war witzig und süß. Ich genieße das Leben eben mit allem, was es zu bieten hat.
Mit Mariah Carey sprach Steffen Rüth
Album "Me. I am Mariah … The Elusive Chanteuse" ist ab 23. Mai erhältlich
Quelle: ntv.de