Musik

Sex mit einem Hammer Swing when you're Robbie

He knows how to make you swing!

He knows how to make you swing!

Es ist, wie es ist: Er betritt den Raum, und die Sonne geht auf. Er macht den Mund auf, und es hört sich an wie Gesang. Er ist nicht mehr der Jüngste, aber er ist der ewige Junge. Er hat ein großes Maul, aber er ist dennoch der Bescheidenste. Robbie Williams zu treffen ist wie Weihnachten, als man noch Kind war.

Robbie Williams ist in Berlin. Er kriegt einen "Bambi", er moderiert die Veranstaltung, zumindest teilweise, und er hat ein neues Album: "Swings Both Ways" heißt es und das tut es tatächlich. 2001 erschien "Swing When You're Winning", sein Tribut an die "guten alten Zeiten", und mit dem neuen Album setzt er diesen Weg fort: Mit der Unterstützung von Kollegen wie Lily Allen, Olly Murs, Rufus Wainwright, Michael Bublé und Kelly Clarkson erweckt er den Eindruck, als wären das Rat Pack und die Zeiten des Swing noch lange nicht vorbei. Erst einmal aber heißt es nun, das Treffen mit einem der besten Entertainer der letzten Jahre ohne größere hektische Flecken am Hals zu überstehen. Auftritt Robbie Williams: "Let's get into trouble", sagt er. Fängt ja super an.

Die Haare etwas grauer, der Bauch etwas fülliger (aber er hatte schon mal mehr auf der Hüfte) und das Lächeln noch immer echt, redet Robbie Williams gern und viel, auch über die Dinge, die er gar nicht so konkret gefragt wird. "Ayda ist total wahnsinnig: Sie hat ungefähr 20 dieser "f***ing Windmills" im Haus verteilt, diese Dinger aus dem Erzgebirge, wie heißen die nochmal? "Weihnachtspyramiden." "Ja, und ich schätze, sie wird noch mehr aufstellen! Bei uns sieht es zu Weihnachten so aus, als würde Santa Claus persönlich bei uns wohnen." Robbie ist also schon im Weihnachtsfieber, aber auch nur, weil er eine kleine Tochter hat und seine Frau nun die Berechtigung, geradezu eine natürliche und logische Konsequenz verspürt, Weihnachten so richtig auszukosten. "Ich mach' mir eigentlich nicht so viel draus (macht die typische "Kehledurchschneiden-Handbewegung" und rollt mit den Augen), aber jetzt ist alles anders, wenn man Vater ist, da mach' ich natürlich mit." Und er guckt ganz glücklich.

Helene Fischer, wirklich süß, aber was sollte der OP-Handschuh-Spender an der Cruella-Robe?

Helene Fischer, wirklich süß, aber was sollte der OP-Handschuh-Spender an der Cruella-Robe?

(Foto: dpa)

Robbie Williams ist also in der Hauptstadt, und das kommt einem Akt gleich, als hätte Deutschland doch eine Monarchie. Denn hier hält King Robbie in einem palastähnlichen Hotel am Tiergarten Hof, hier flippen seine Untertanen noch standesgemäß aus und hier kriegt er Preise, Lob und Moderationsaufgaben an der Seite einer Frau, die zwar aussieht, als wäre sie just der Rocky Horror Picture Show entsprungen, aber die doch vergleichbar ähnlich viel Erfolg hat wie der kleine König von Deutschland. Freut er sich eigentlich, "Host of the Show" zu sein? "Naja, ich bin ja nicht der "Host-Host", da sind auch noch andere, und ich habe auch erst einen Tag vorher erfahren, dass ich da reden soll, aber ich mach' sowas gern, ja!" Also doch der "Host-Host"!

Es sind Götter!

Sein neues Album wird just veröffentlicht. Was macht die Swing-Musik mit ihm, dass er noch so ein Album herausbringt? Robbie überlegt kurz: "Es war im Jahr 2006, als ich festgestellt habe, dass die Musik-Industrie ein ganz ganz böser Ort ist. Und ich saß auf einem Sofa, aß Chips, sah irgendeinen Mist im Fernsehen und hatte das Gefühl, dass mein Gehirn sich auflöste. Ich musste unbedingt wieder anfangen zu arbeiten! Und dann ging's los! Zum Glück, denn ich liebe es sehr, zu arbeiten. Es macht inzwischen Spaß. Früher war es fast eine Frage des Überlebens, heute ist es so, dass ich mich dabei richtig wohl fühle! Ich hab' Erfahrung, Geduld und ich kann mir mehr Zeit lassen als früher, das ist alles ideal", erzählt er mit diesem typischen Robbie-Williams-Lächeln und fügt hinzu: "Ich genieße mein Leben als Show-Biz-Entertainer!" Und da er vor einem Jahr "Take The Crown" veröffentlicht hat, konnte er nicht schon wieder ein Pop-Album auf den Markt bringen.

Er kann auch seriös!

Er kann auch seriös!

Außerdem war und ist Robbie Williams' erste Liebe die Swing-Musik: "Das sind die Platten gewesen, die mein Dad zu Hause hat stehen lassen, als er ausgezogen ist. Da war ich drei. Und diese Platten waren meine Bilderbücher. Ich habe mich lange damit beschäftigt und sie auswendig gelernt", erzählt er und lächelt, "in Stoke-on-Trent war sonst auch nicht so viel los." Jetzt will er raus, vor die Leute: "Ich kann es kaum erwarten, auf Tour zu gehen. In England hatte ich schon ein paar Auftritte, mit Lily Allen und Rufus Wainwright, und es war f-a-n-t-a-s-t-i-c!" Ja, seine Liebe zu Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Nat King Cole, Dean Martin, Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. ist nicht zu überhören. "Der Glamour, diese Stimmen, diese Ausstrahlung haben mich als Kind fasziniert, und das tun sie noch immer. Für meinen Dad waren sie Götter, und das sind sie für mich auch."

I wanna be like you-hu-hu!

Noch immer hat er den größten Respekt vor dieser Musik. Und er gibt zu, dass es nicht so leicht ist, diese Songs aufzunehmen. "Vor allem bei Balladen geht mir die Muffe. Das waren echt die "Big Personality"-Songs, und okay, ich habe auch so eine big personality (lacht), aber die hatten alles eine Wahnsinns-Stimme, und meine ist so, naja, geht so ... (lacht) ... deswegen wird es immer einige Songs geben, an die ich mich nie heranwagen werden, denn sie gehören einfach ihren ersten Stimmen. Aber ich kann (und jetzt singt er los): "Oh-oh-oh shuubidu, I wanna be like you-hu-hu ..." (den Song aus dem Dschungelbuch hat er zusammen mit Olly Murs aufgenommen).

Was macht so ein "Bambi" eigentlich mit ihm, kann er Preise eigentlich noch ernst nehmen? Es heißt ja, Robbie Williams sei "Germany's greatest Popstar". Er lacht: "Das ist f***ing great!! Das macht mich jedes Mal sooo sentimental, und ich freue mich!" Er hat eine Menge erlebt und gelernt: 2002 habe ich Robbie mal in Los Angeles in der Hotelbar des Sunset Marquis getroffen - er erinnert sich bestimmt noch daran, denn er hat mir ja seinen Platz auf dem Barhocker angeboten (sah ich schon so alt aus damals??) - und niemand hat ihn so richtig wahrgenommen dort. Er versuchte Fuß zu fassen in den USA, doch es gelang ihm nicht wirklich. Ein bisschen gebeutelt wirkte er damals, aber er sagt: "Diese Erfahrungen haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Früher bin ich irgendwo reingekommen und dachte, hey, Leute, ihr dürft mir die Füße küssen! Heute denke ich eher darüber nach, wem ich wohl mal die Füße küssen sollte. Ich bin ein bisschen erwachsener und demütiger geworden", resümiert er. "Ich bin verdammt glücklich. Vor allem in Deutschland macht ihr mich glücklich, ihr habt mich schon immer mit offenen Armen aufgenommen. Danke, Deutschland!"

Sex mit einem Hammer
Tanzt! Er will es so!

Tanzt! Er will es so!

Fast nimmt man ihm das ab, und es ist sicher auch ein Funken Wahrheit an seinen Erkenntnissen und an seinem Dank, aber ein Song wie "Shine My Shoes" verrät, wie der 39-Jährige noch immer tickt: "Ja, das gehört auch zu meiner Persönlichkeit! Wir alle haben doch verschiedene Gesichter, Facetten, du auch!" Und schon zeigt er wieder eine andere seiner Facetten. Was er über Miley Cyrus und ihre Abrissbirne ("Wrecking ball") sagt, dürfen wir an dieser Stelle leider nicht veröffentlichen, Robbie hat aber noch vor dem Auftritt beim Bambi überlegt: "Maybe I'll have sex with a hammer (lacht)!" Robbie Williams hat sich entwickelt, aber er gibt dem Publikum noch immer, was es hören will. Wenn er bald auf Tour geht, denn das will er so schnell wie möglich - "I love playing in front of an audience" - wird er es wieder allen zeigen, denn er ist eben nicht nur Robbie Williams, der Sänger, sondern auch Robbie Williams, der Entertainer: "Ich bin schnell abhängig. Und das meine ich nicht nur im Sinne von Alkohol, Essen, Drogen oder Sex, ich meine auch die Abhängigkeit vom Publikum. Ich kann ganz schlecht damit umgehen, wenn eine dieser Drogen entfällt. Und da ein paar Dinge echt ungesund sind, liebe ich die Droge des Auftritts." Und auch Essen liebt er: "Schokolade, Kuchen, Kekse! Kurz vor Weihnachten ist das besonders herrlich, man kann ohne schlechtes Gewissen schlemmen - Jeeeehaw - das Jahr ist fast vorbei, man hat viel getan, man darf sich belohnen. Aber dann kommt der Januar, und eine Zeit großer Traurigkeit beginnt (jault auf) Meine Pop-Star-Klamotten passen nicht mehr!"

Robbie Williams, ein JoJo-Typ wie du und ich? Naja, nicht ganz: Noch immer ist er voller Unsicherheit, aber es gibt wohl kaum jemanden, der das so gut überspielen kann wie er. "Es ist leichter geworden, Robbie Williams zu sein", sagt er, lächelt und lehnt sich zurück. "Ich habe eine Frau und ein Baby, das hält mich nüchtern." Er sagt "sober" - und das kann man mit "nüchtern" übersetzen, wenn man will, man kann aber auch sagen "besonnen". Beides passt. "Das Leben ist echter geworden, ehrlicher, und es hat einen Sinn." Taschentuchalarm!!!!

PS: Wer gewinnt nächste Woche im Wembley-Stadion? "Oh, Deutschland wird England schlagen", sagt er mit dem fettesten Grinsen und verabschiedet sich.

Quelle: ntv.de

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