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Deutsche WM-SensationHandballerinnen werfen Frankreich raus und greifen nach Gold

12.12.2025, 19:16 Uhr
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Vor 32 Jahren waren Deutschlands Handballerinnen zuletzt Weltmeister. Nun geht es erneut um Gold. Das Team von Trainer Markus Gaugisch wirft Titelverteidiger Frankreich im Halbfinale überraschend souverän raus.

Angeführt von Torhüterin Katharina Filter haben die deutschen Handballerinnen die WM-Sensation perfekt gemacht und spielen nach dem grandiosen Halbfinalerfolg über Titelverteidiger Frankreich um ihre erste Goldmedaille seit 1993. Die Auswahl von Bundestrainer Markus Gaugisch besiegte den Angstgegner in Rotterdam mit 29:23 (15:12) und revanchierte sich eindrucksvoll für die Niederlage im Olympia-Viertelfinale 2024.

Schon vor dem Endspiel am Sonntag gegen Olympiasieger Norwegen haben die DHB-Frauen die erste WM-Medaille seit Bronze 2007 sicher. Ein sportliches Wintermärchen, das in dieser Form vielleicht sogar goldene Konturen annimmt. "Hut ab vor den Mädels", sagte Gaugisch am ARD-Mikrofon: "Man sieht, wie cool sie sind und welches Vertrauen sie in ihre Stärke haben: die Defensive. Die ganzen Wochen waren fantastisch, man kommt aus diesem Gefühl gar nicht mehr raus."

Vor einer überschaubaren WM-Kulisse von rund 5.000 Zuschauern war Kapitänin Antje Döll mit neun Toren beste deutsche Werferin. Für das DHB-Team war es der erste Pflichtspielsieg gegen die Équipe Tricolore nach zwei Jahrzehnten. Auf den Tag genau vor 20 Jahren hatte Deutschland bei der WM in St. Petersburg letztmalig gegen die Französinnen gewonnen.

Glaube ans Finale war "unnormal groß"

Auch wenn die Rollen vor Anpfiff klar verteilt waren, war der Glaube an einen deutschen Sieg "unnormal groß", wie Rückraumspielerin Emily Vogel betont hatte. Die herausragende Abwehr, eine starke Katharina Filter im Tor und eine ungewohnte Kaltschnäuzigkeit im Angriff hatten im DHB-Kader nicht nur leise Medaillenträume geweckt. "Die Gier ist gewachsen", berichtete Bundestrainer Markus Gaugisch vor dem Anpfiff.

Für den DHB ist das WM-Wunder nicht nur ein sportlicher Erfolg. Die Auftritte vor mehr als 10.500 Fans in Dortmund und Millionen TV-Zuschauern sollen die Entwicklung des Frauenhandballs nachhaltig fördern und seine Sichtbarkeit weiter erhöhen.

Spielt Deutschland künftig immer so wie in der Anfangsphase, dürften viele neue Fans hinzukommen. Kapitänin Antje Döll traf alleine in der ersten Halbzeit fünfmal, Filter parierte sogar einen Siebenmeter und aus dem Rückraum knallten Vogel und Viola Leuchter die Bälle mit über 80 Kilometern pro Stunde ins Tor. Selbst als die deutsche Riege aufgrund einiger technischer Fehler ihren Vier-Tore-Vorsprung einbüßte, brach das Team nicht ein.

"Mein Herz springt, ich bin begeistert"

Frankreichs Weltklasse-Torhüterin Hatadou Sako war zunächst überhaupt kein Faktor. Die hunderten angereisten deutschen Fans trauten ihren Augen kaum, als sie ihr Team bei einer Führung von drei Toren in die Pause verabschiedeten. "Mein Herz springt, ich bin begeistert", fasste Teammanagerin Anja Althaus die Stimmung am ARD-Mikro zusammen.

Großmeister Frankreich wirkte angeschlagen. Nicht einmal sechs Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, da nahm Trainer Sebastien Gardillou eine Auszeit. Die deutschen Fans feierten mit "Katharina Filter"-Sprechchören. Die Französinnen wurden immer unruhiger und agierten immer härter - Onacia Ondono sah nach einem rüden Foul an Nieke Kühne die Rote Karte.

Eine Viertelstunde vor Spielende wurde das WM-Wunder beim Stand von 22:18 immer realer, zumal Filter weiter ein starker Rückhalt für die kämpferisch und spielerisch überzeugende DHB-Auswahl war. Sieben Minuten vor Ultimo hatte sich Deutschland beim 25:20 sogar ein Fünf-Tore-Polster erarbeitet. Die Uhr tickte für das deutsche Team, das seine Angriffe nun lange ausspielte. Frankreich steckte jedoch nicht auf und verkürzte zweieinhalb Minuten vor Schluss auf drei Treffer. Doch dann zog Leuchter zum Kreis und löste mit ihrem Tor bereits Jubel auf der deutschen Bank aus.. "Ich kann nicht mehr. Es waren 60 Minuten purer Kampf", jubelte Leuchter. Vor dem Spiel hätte sie bei diesem Ausgang "den Vogel gezeigt."

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid