Globales Microsoft-Problem IT-Störung legt in vielen Ländern Flugverkehr, Tankstellen und Banken lahm
19.07.2024, 09:13 Uhr
Das öffentliche Leben steht in vielen Ländern weitgehend still. Unter anderem Australien, Großbritannien, die USA und Indien melden schwere technischen Störungen. Auch an deutschen Flughäfen und bei der Lufthansa ist das Angebot nicht oder nur eingeschränkt verfügbar.
Technische Probleme bei Microsoft und der Cybersecurity-Firma Crowdstrike führen in mehreren Ländern zu schweren Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Meldungen liegen derzeit unter anderem aus Deutschland, Großbritannien, Spanien, den USA und Indien vor. Am schwersten scheinen die Probleme allerdings in Australien: Dort sind oder waren neben dem Flugverkehr auch Banken, der Bahnverkehr, Supermarktketten, Tankstellen und Fernsehsender von der Störung betroffen. Sie können ihre Dienste nicht oder nur eingeschränkt anbieten. Um einen Cyber-Angriff handelt es sich nach derzeitigem Stand nicht.
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Notgedrungen berief die australische Regierung am Vormittag eine Krisensitzung ein: "Die australische Regierung arbeitet bei diesen sich entwickelnden Ausfällen eng mit dem National Cyber Security Coordinator zusammen", zitiert die Zeitung "Sydney Morning Herald" einen Regierungssprecher.
Störung am BER und in Hamburg
In Deutschland musste aufgrund einer technischen Störung der Flugverkehr am Berliner Flughafen eingestellt werden. Eine Flughafensprecherin sagte zu ntv.de, dass voraussichtlich bis 10 Uhr keine Flugzeuge starten oder landen können. Wie der RBB berichtet, soll es am Berliner Flughafen zu einem Serverausfall gekommen sein. Gegen 11 Uhr teilte der BER mit, dass der Betrieb allmählich wieder anlaufe. Reisende müssten sich aber auf längere Wartezeiten einstellen.
Auch der Hamburger Flughafen ist von der Störung betroffen. Mehrere Fluggesellschaften würden ihre Tickets zunächst händisch ausstellen, erklärte eine Flughafensprecherin. Auch die Lufthansa meldet Probleme mit ihren Systemen. Es könne zu Verspätungen und einzelnen Ausfällen kommen, heißt es. Ein Sprecher des Frankfurter Flughafens teilte dagegen mit, dass alle Systeme laufen und der Flugbetrieb ohne Störung durchgeführt werden könne.
Auch die irische Billigairline Ryanair ist betroffen. "Wir erleben derzeit eine Störung des Netzwerks wegen eines weltweiten IT-Ausfalls eines Drittanbieters, der außerhalb unserer Kontrolle liegt", schreibt die Airline auf der Plattform X. "Wir raten allen Passagieren, mindestens drei Stunden vor der geplanten Abflugzeit am Flughafen anzukommen." Wer heute reise und noch nicht eingecheckt habe, könne das am Flughafen tun.
Schweiz, Madrid, Amsterdam
Als Vorsichtsmaßnahme reduzierte die Schweizer Flugsicherung Skyguide die Kapazität für den Schweizer Transitverkehr um 30 Prozent. Zusätzlich sei auch die Kapazität im Anflug nach Zürich um 30 Prozent reduziert worden, heißt es. Teilweise sei die Informatik der Flugsicherung selbst von der Störung betroffen. Die Sicherheit im Schweizer Luftraum sei aber gewährleistet.
Am Airport Madrid saßen Hunderte Fluggäste fest und warteten auf Informationen über ihre jeweiligen Flüge. Wie der Betreiber Aena mitteilte, zwang eine Störung des Computersystems Mitarbeiter dazu, die Flüge manuell abzuwickeln.
In den Niederlanden war der Amsterdamer Flughafen Schiphol betroffen, die Airline KLM erklärte, sie habe ihren Flugbetrieb weitgehend eingestellt. In Frankreich teilte die Gesellschaft Air France mit, es gebe IT-Probleme, aber nicht an den Pariser Flughäfen.
"Uns ist ein Problem bekannt"
Ursache scheint ein Problem mit den Anwendungen von Microsoft zu sein. Weltweit arbeiten Unternehmen mit den Softwareangeboten des US-amerikanischen Technologiekonzerns. Ein technisches Problem habe weltweit zu einem Ausfall von Microsoft 365 geführt, schreibt Microsoft auf der Plattform X. "Wir untersuchen ein Problem, das sich auf die Fähigkeit der Nutzer auswirkt, auf verschiedene Microsoft 365-Anwendungen und -Dienste zuzugreifen." Demnach beobachtet das Unternehmen "einen positiven Trend bei der Service-Verfügbarkeit".
Auf mehreren Plattformen berichten Nutzer zusätzlich von Problemen mit einem Update der Cybersecurity-Firma Crowdstrike. "Uns ist ein weitverbreitetes Problem bekannt, das Fehler auf Windows-Rechnern in verschiedenen Sensorversionen verursacht", teilte ein Crowdstrike-Verantwortlicher online mit. Wie unter anderem das Wirtschaftsportal Bloomberg berichtet, soll der Fehler bei Crowdstrike den Fehler bei Microsoft verursacht haben.
"Wir entschuldigen uns für die Unterbrechung"
Die größten Einschränkungen werden derzeit aus Großbritannien und Australien gemeldet. So musste unter anderem der britische Nachrichtensender Sky News sein Programm vorübergehend einstellen. Auf einem Standbild lasen die Zuschauer zwischenzeitlich lediglich: "Wir entschuldigen uns für die Unterbrechung. Wir hoffen, die Übertragung bald fortsetzen zu können."
In Australien sollen beim TV-Sender ABC News zwischenzeitlich alle Monitore ausgefallen sein. Ein ähnliches Problem melden auch die Flughäfen in Sydney und Melbourne. Bei mehreren Airlines soll deswegen derzeit kein Check-in möglich sein. Mehrere australische Banken melden zudem, dass ihre Zahlungssysteme von der Störung betroffen sind und derzeit keine Überweisungen durchgeführt werden können. Auch an australischen Tankstellen gibt es Einschränkungen.
In den USA sollen die Fluggesellschaften American Airlines, United und Delta die US-Luftfahrtbehörde um einen "globalen Flugstopp für alle Flüge" gebeten haben. In Japan mussten etwa 30 Prozent aller McDonald's-Filialen aufgrund technischer Probleme vorzeitig schließen.
Quelle: ntv.de, chr/DJ/dpa/rts