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Tod nach Ecstasy-Pille 13-Jährige erlitt massive Vergiftung des Gehirns

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Das Mädchen aus Altentreptow hatte die Droge vermutlich zusammen mit einer Klassenkameradin genommen.

Das Mädchen aus Altentreptow hatte die Droge vermutlich zusammen mit einer Klassenkameradin genommen.

(Foto: IMAGO/Zoonar)

Eine 13-Jährige nimmt eine Ecstasy-Tablette und hat kurz darauf bereits massive Atemprobleme. Kurz darauf ist das Mädchen aus Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern tot. Der behandelnde Arzt schildert eine fatale Kettenreaktion, die das Gehirn des Kindes habe absterben lassen.

Der Drogentod der 13-jährigen Finja in Altentreptow im Osten Mecklenburg-Vorpommerns hat in der Kleinstadt Bestürzung und Trauer ausgelöst. Die 13-Jährige war nach Polizeiangaben am Montag im Klinikum in Neubrandenburg mutmaßlich nach der Einnahme der Ecstasy-Pille "Blue Punisher" gestorben. Der Polizei zufolge ist die Droge besonders stark.

Der Zustand einer in lebensbedrohlicher Situation in ein Krankenhaus eingelieferten 14-Jährigen hat sich unterdessen zunächst stabilisiert. Die Jugendliche werde weiterhin intensivmedizinisch betreut, sagte eine Polizeisprecherin in Neubrandenburg. Nach Angaben der behandelnden Ärztinnen und Ärzte ist ihr gesundheitlicher Zustand jetzt als stabil einzuschätzen. Auch sie soll eine Ecstasy-Pille konsumiert haben. Zwischenzeitlich schwebte auch eine Freundin der verstorbenen 13-Jährigen in Lebensgefahr. Auch ihr Zustand besserte sich inzwischen wieder.

Die 13-Jährige hatte dem behandelnden Arzt zufolge keine Überlebenschance. Der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Neubrandenburg, Dr. Sven Armbrust, sagte ntv, alle drei Kinder seien in einem sehr schlechten Zustand in der Klinik angekommen. "Alle hatten ein Atemversagen, wir mussten sie künstlich beatmen." Finja habe "eine massive Vergiftung des Gehirns durch den Wirkstoff MDMA" erlitten, so der Mediziner. "Daraus folgte ein Kurzschluss und eine Kettenreaktion entstand. Trotz aller intensiven Bemühungen hatten wir keine Chance", so Armbrust weiter. Das Gehirn sei trotz aller intensivmedizinischen Maßnahmen so schwer geschädigt worden, dass es "in Gänze" abgestorben sei.

Polizeisprecherin Claudia Tupeit sagte ntv, Ecstasy scheine gerade unter jungen Menschen Trend zu sein und werde offenbar an vielen Stellen verkauft oder vielleicht sogar verschenkt. Nach Schätzungen der Polizei sind die "Blue Punisher"-Pillen schon für zwei bis fünf Euro zu bekommen.

Ausnahmezustand an Schule

An der Schule der gestorbenen 13-Jährigen sind erneut Schulpsychologen vom mobilen Team des Staatlichen Schulamtes Neubrandenburg, um "hier die Sorgen der Kinder, aber auch der Lehrkräfte einzufangen", kündigte die zuständige Schulrätin Kirsten Reen an. Die Lehrer und Lehrerinnen würden den Unterricht wie schon am Dienstag weiter flexibel gestalten, um auf den Bedarf der Schülerinnen und Schüler einzugehen, so Reen.

"Für einige war es ein Halt, dass der Unterricht normal weiterlief, für andere wurde eben ein Raum zum Reden angeboten." An einem Trauerort in der Schule konnten Schülerinnen und Schüler Notizen und Karten anbringen. "Es wurden Blumen niedergelegt, es wurden Kerzen aufgestellt, Kuscheltiere hingelegt, ganz freiwillig, so wie jeder Schüler oder jede Schülerin das mag."

Zusammenhang mit Fall in Rathenow?

Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern vermutet, dass die Kinder eine zusätzlich verstärkte Variante der ohnehin besonders starken Pillen "Blue Punisher" konsumiert hatten. "'Blue Punisher' ist ja sowieso schon gefährlich", sagte eine Polizeisprecherin. Normalerweise würden Drogen gestreckt. "Wir vermuten aber, dass die vielleicht sogar noch verstärkt ist." Das müssten aber weitere Untersuchungen klären.

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Möglicherweise gibt es auch einen Zusammenhang mit dem Tod einer 15-Jährigen im brandenburgischen Rathenow. Die Staatsanwaltschaft in Potsdam rechnet einer Sprecherin zufolge allerdings frühestens am Freitag mit dem vorläufigen Obduktionsergebnis. Die Ermittlungsbehörden gehen auch hier davon aus, dass der Tod der Jugendlichen auf Drogenkonsum zurückzuführen ist. Rathenow liegt 140 Kilometer von Altentreptow entfernt.

Ecstasy ist eine synthetische Droge oft in Tablettenform, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt wird. Das Aussehen der Pille "Blue Punisher" (deutsch: "blauer Bestrafer") ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Marvel-Charakters "The Punisher" angelehnt ist. Es gibt sie auch in anderen Farben. Wegen ihrer hohen Wirkstoffkonzentration kann laut Experten schon eine halbe Pille zu einer Überdosis führen. Die Ermittlungen laufen derzeit. Die Polizei hat mehrere Tatverdächtige zeitweise festgenommen. Gegen einen 37-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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