Panorama

Obergrenze immer öfter gerissen Fast jede dritte Region ist Virus-Brennpunkt

Das Berchtesgadener Land befindet sich seit Dienstag im Lockdown.

Das Berchtesgadener Land befindet sich seit Dienstag im Lockdown.

(Foto: dpa)

Die Farben auf der Deutschland-Karte zeigen es an: Das Coronavirus breitet sich immer stärker aus. Die Zahl der Regionen über der Obergrenze wächst weiter an. Die jüngsten RKI-Angaben zu den Neuinfektionen bestätigen den Trend.

Die Zahl der deutschen Coronavirus-Problemzonen ist den achten Tag in Folge auf einen neuen Höchststand angestiegen. Dem jüngsten Datenstand (21. Oktober, 0 Uhr) des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge überschreiten 133 Regionen die zwischen Bund und Ländern vereinbarte Obergrenze von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Das entspricht einem Zuwachs von vier Regionen im Vergleich zum Vortag. Zu Wochenbeginn hatte die Zahl der problematischen Gebiete erstmals seit Beginn der Pandemie die 100er-Marke überschritten.

Damit gilt fast jede dritte Region unter den 400 Städten und Landkreisen sowie den vom RKI separat ausgewiesenen zwölf Berliner Bezirken als Corona-Hotspot. Am stärksten betroffen bleibt der bayerische Landkreis Berchtesgadener Land mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 262,4 (Vortag: 236,0 | Montag: 252,1) Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Seit gestern befindet sich der Brennpunkt im sogenannten Lockdown. Am zweitstärksten bleibt die niedersächsische Stadt Delmenhorst mit einem Wert von 205,0 (211,5 | 127,6) betroffen.

Unter den Problemregionen befinden sich auch neun Berliner Bezirke, wobei Neukölln die bundesweit dritthöchste Sieben-Tage-Inzidenz von 187,8 (156,6 | 193,1) aufweist, dahinter folgt Mitte mit einem Wert von 161,5 (124,7 | 137,2). Die Hauptstadt selbst hatte gestern Abend eine Gesamt-Sieben-Tage-Inzidenz von 93,8 (89,2 | 86,9) angegeben. Die Zahl der schwer getroffenen Virus-Brennpunkte in Deutschland könnte in den kommenden Tagen noch steigen: Mit einem Wert von oder über 40 liegen nun 63 Regionen (49 | 51) nahe der kritischen Marke, allen voran der hessische Rheingau-Taunus-Kreis sowie der Landkreis Heidenheim in Baden-Württemberg mit jeweils einer Sieben-Tage-Inzidenz von 49,7.

Nur eine Region ohne Neuinfektionen

Die Auswertung der aktuellen Fallzahlen auf Kreisebene zeigt, dass sich das Coronavirus weiter im Land ausbreitet. Die Anzahl der Regionen, die bei der Sieben-Tage-Inzidenz die erste Warnschwelle von 35 Neuinfektionen aus den vergangenen sieben Tagen je 100.000 Einwohner überschreiten und unter dem Wert von 50 liegen, beträgt 86.

Die Gesamtzahl der deutschen Regionen, die in den vergangenen sieben Tagen keine neuen Fälle gemeldet haben, verharrt den RKI-Angaben zufolge auf dem niedrigen Stand von eins. Demnach verzeichnet bundesweit nur noch der niedersächsische Landkreis Wittmund null Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Der ebenfalls in Niedersachsen liegende Landkreis Lüchow-Dannenberg, der gestern noch als einzige deutsche Region eine Sieben-Tage-Inzidenz von null verzeichnet hatte, weist nun den Wert von 18,6 auf.

RKI meldet mehr als 7000 Neuinfektionen

Im Lauf des Dienstags waren nach Angaben des RKI innerhalb eines Tages 7595 neue Corona-Infektionsfälle gemeldet worden. Der Wert (Stand: 21. Oktober, 0 Uhr) liegt damit deutlich über den 5132 gemeldeten Fällen vom Mittwoch vergangener Woche und knapp hinter der Höchstmarke von 7830 vom vergangenen Samstag. Der Samstagswert hatte zum dritten Mal in Folge einen Höchstwert seit Beginn der Pandemie in Deutschland erreicht.

Die jetzigen Werte sind allerdings nur bedingt mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. Experten zufolge sind die neu gemeldeten Infektionen wegen der Zeit zwischen Ansteckung, Test, Ergebnis und Meldung ein Hinweis darauf, wie stark das Virus vor etwa einer Woche in der Gesellschaft unterwegs war. Deshalb dauere es auch, bis sich politische Maßnahmen in den Meldezahlen niederschlagen könnten.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 380.762 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9875. Das waren 39 mehr als am Vortag. Nach Schätzungen des RKI gibt es etwa 302.100 Genesene.

Hinweis: Die Zahlen des RKI weichen in der Regel leicht von jenen Falldaten ab, die ntv.de täglich am Abend meldet. Das ntv.de-Datenteam greift direkt auf die Meldezahlen aus den Bundesländern zu, wie sie von den Ministerien und Behörden vor Ort veröffentlicht werden. Das RKI hingegen ist an die gesetzlich vorgeschriebenen Meldewege gebunden, was zu einem zeitlichen Verzug führen kann.

Zudem bilden die jeweiligen Tageswerte unterschiedliche Erfassungszeiträume ab: Die ntv-Auswertung sammelt die jeweils bis zum Abend veröffentlichten Länderangaben und errechnet daraus einen täglichen Stand der gemeldeten Fallzahlen, der in der Regel ab 20.00 Uhr veröffentlicht wird. Das Erfassungssystem des RKI dagegen berücksichtigt eingehende Meldungen bis Mitternacht, wobei der aktuelle Datenstand dann am nachfolgenden Morgen bekannt gegeben wird.

R-Wert gibt nach

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Dienstag bei 1,25 (Vortag: 1,35). Das bedeutet, dass zehn Infizierte im Mittel 12 bis 13 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen liegt dieser Wert nun bei 1,23 (Vortag: 1,25). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

Quelle: ntv.de, cri/dpa

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