Notlandung in Bangkok 20 Passagiere nach Turbulenzen-Flug auf Intensivstation
22.05.2024, 18:20 Uhr Artikel anhören
Rettungskräfte versorgen die verletzten Passagiere des Flugs von London nach Singapur in Bangkok.
(Foto: picture alliance/dpa/Xinhua)
Wegen eines Luftlochs sackt ein Langstreckenflug der Singapore Airlines mehrere Minuten lang ab. Ein 73-jähriger Brite stirbt. Dutzende Passagiere werden teils so schwer verletzt, dass sie nach der Notlandung intensiv behandelt werden müssen. Experten erwarten eine Zunahme derartiger Vorfälle.
Nach der Notlandung eines in schwere Turbulenzen geratenen Großraumflugzeugs in Bangkok werden noch 20 Verletzte auf Intensivstationen behandelt. Neun Menschen seien bereits operiert worden, fünf sollten noch operiert werden, teilte das Samitivej-Krankenhaus in der thailändischen Hauptstadt mit. Insgesamt würden 20 Personen auf Intensivstationen zweier Einrichtungen behandelt, 58 Menschen würden noch stationär versorgt, 27 hätten bereits entlassen werden können.
Am Vortag war eine Boeing 777-300R von Singapore Airlines mit 229 Menschen an Bord etwa zehn Stunden nach dem Start in London auf dem Weg nach Singapur in ein Luftloch geraten, als die Flugbegleiter gerade das Frühstück servierten. Das Flugzeug soll plötzlich um 6000 Fuß (knapp 2000 Meter) abgesackt sein. Bei den schweren Turbulenzen sei ein 73-jähriger britischer Passagier gestorben, vermutlich an einem Herzinfarkt, hieß es von den Behörden und der Fluggesellschaft am Dienstag.
Seine Frau und Dutzende andere Menschen wurden teils schwer verletzt. Die meisten von ihnen waren zum Zeitpunkt der plötzlichen Turbulenz nicht angeschnallt. Ein Fluggast berichtete, dass das Flugzeug plötzlich stark abgesackt sei und alle nicht angeschnallten Personen an die Decke geschleudert worden seien. Auf dem Flughafen Changi in Singapur hätten sich emotionale Szenen abgespielt, als die Sondermaschine am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) gelandet sei, berichtete die Zeitung "Straits Times".
Turbulenzen durch Klimawandel
Im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler der englischen Universität Reading einen Zusammenhang zwischen der Zunahme unsichtbarer Klarluft-Turbulenzen und dem Klimawandel nachgewiesen. An einem typischen Punkt über dem Nordatlantik maßen sie eine Zunahme des Phänomens um 55 Prozent im Zeitraum zwischen 1979 und 2020. Auch auf anderen Flugrouten gebe es mehr Turbulenzen als vor einigen Jahren.
Die Piloten erhalten mit ihren Flugplänen grobe Hinweise und Vorhersagen auf mögliche Turbulenzgebiete. Exakte Prognosen der Klarluft-Turbulenzen seien aber nicht möglich, während man solche an Gewittern sehr gut erkennen könne, berichtet ein erfahrener Pilot aus der Vereinigung Cockpit. Kurzfristige, exakte Warnungen seien nur möglich, wenn die Crews voran fliegender Maschinen die Flugsicherung informiert haben. Diese geben die Informationen natürlich weiter, sagte ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung. Allerdings veränderten sich die Luftmassen ständig.
Grundsätzlich seien die Flugzeuge baulich stabil genug, um die Kräfte auszuhalten, erklärte der VC-Experte. Diese entstehen, wenn sich Luftmassen in unterschiedliche Richtungen bewegen. Bei einer starken Abwärtsströmung könne die Flughöhe des Flugzeugs temporär nicht mehr aufrechterhalten werden. "Das Flugzeug fällt aber nicht, sondern bewegt sich nach unten."
Wenn Hinweise auf starke Turbulenzen vorliegen, versuchen die Piloten, das entsprechende Gebiet zu umfliegen, was bei typischerweise dichten und hohen Wolken in den Tropen aber nicht immer möglich ist. "Schnallen Sie sich auf keinen Fall ab", rät der VC-Pilot den Passagieren als wichtigste Schutzmaßnahme bei unvorhergesehenen Turbulenzen.
"Das ist wie mit einem Auto mit 900 km/h durch ein Schlagloch zu fahren." Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter seien angewiesen, sich bei starken Turbulenzen sofort hinzusetzen, um nicht durch das Flugzeug geschleudert zu werden.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/rts