Panorama

Hoffnung auf Spätsommer30 Grad - ein letztes Mal?

12.08.2021, 11:48 Uhr
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Während die Menschen am Mittelmeer unter extrem hohen Temperaturen leiden, fällt der Sommer in Deutschland - glücklicherweise - eher kühl aus. In den kommenden Tagen wird es hierzulande zwar wieder wärmer, doch ntv-Meteorologe Björn Alexander dämpft die Erwartungen.

Während die Menschen am Mittelmeer unter extrem hohen Temperaturen leiden, fällt der Sommer in Deutschland - glücklicherweise - eher kühl aus. In den kommenden Tagen wird es hierzulande zwar wieder wärmer, doch ntv-Meteorologe Björn Alexander dämpft die Erwartungen.

ntv.de: Der Süden Europas leidet unter extremer Hitze. Wie lange bleibt es noch so heiß?

Björn Alexander: Während sich die Hitze in Italien etwas abschwächt, dreht der Sahara-Sommer vor allem in Spanien jetzt noch weiter auf. Am Wochenende wird der Höhepunkt erreicht. Dann drohen in den Regionen rund um Cordoba Spitzenwerte von 47, vielleicht sogar 48 Grad oder etwas darüber. Gleichzeitig ist die Heißluft aus dem Norden noch begleitet von jeder Menge Saharastaub, die den meteorologischen Glutofen am Himmel sehr milchig eintrübt. Erst Mitte nächster Woche deutet sich hier eine Entspannung der brutalen Hitze an.

Am Mittwoch wurden aus Sizilien über 48 Grad gemessen. Wie außergewöhnlich sind solche Temperaturen?

Die 48,8 Grad in Syrakus wären tatsächlich ein neuer europäischer Rekord. Allerdings muss dieser Wert noch von der WMO (World Meteorological Organisation) bestätigt werden. Und da habe ich persönlich meine Zweifel, ob er tatsächlich so anerkannt wird. Wir kennen das ja beispielsweise auch aus dem Sommer 2019 in Deutschland. Damals vermeldete die Wetterstation in Lingen an der Ems einen neuen Fabelrekord für das deutsche Wetter mit 42,6 Grad. Dieser wurde dann aber schlussendlich nicht anerkannt.

Woran kann so etwas liegen?

Zunächst einmal muss natürlich die Messung selber überprüft werden. Also: Hat die Wetterstation korrekte Werte? Und dann kann beispielsweise die Lage der Wetterstation eine Rolle spielen. Könnte es zum Beispiel aufgrund von zu viel Beton in der Umgebung oder aufgrund anderer Gegebenheiten lokale Überhitzungen geben, die den Messwert beeinflusst haben? Das ist ein Prozess, der sich sogar über Monate hinziehen kann.

Vom Glutofen zum Sommer bei uns in Deutschland. Wie warm werden die nächsten Tage?

Nachdem der August im Vergleich zum langjährigen Mittel bisher gerne mal ein bis zwei Grad zu kalt verlaufen ist, gibt es jetzt erst einmal eine Normalisierung der Temperaturen. Im Süden könnte es zum Teil sogar mal für eine kleine Hitzewelle mit mehr als drei Tagen von 30 Grad und mehr reichen. Allerdings ist dieses kleine Aufleben der Hundstage, die uns jetzt normalerweise die heißeste Zeit des Jahres bringen, nur ein kleines Aufflackern.

Was bedeutet das konkret?

Einerseits wird es am Wochenende im Norden bereits wieder kühler. Andererseits verabschiedet sich nächste Woche auch im Süden die Sommerwärme wieder und wir rutschen direkt mal in den gefühlten Frühherbst.

Wie kalt wird es denn?

Da sind die verschiedenen Wettermodelle noch etwas uneinig. Am unteren Rand der Prognosen bewegt sich derzeit das Europäische Wettermodell. Sollte es recht behalten, dann gibt es nächste Woche Dienstag und Mittwoch den Tiefpunkt mit meist nur noch 16 bis 23 Grad. Zudem erwartet uns ein lebhafter bis stürmischer Wind. Das hat dann mit dem Thema Sommer leider gar nichts mehr zu tun. Und außerdem ist damit leider auch klar, dass der Hochsommer in diesem Jahr ausfallen wird und wir auf den Spätsommer hoffen müssen.

Warum fällt der Hochsommer damit aus?

Weil es jahreszeitlich bedingt und mit den kürzer werdenden Tagen und dem sinkenden Sonnenstand für eine ausgeprägte Hitze mit lauen Sommernächten ab Mitte August beziehungsweise im letzten August-Drittel einfach schwierig wird.

Drohen mit dem Wetterwechsel vom Hochsommer in den Frühherbst auch wieder neue Unwetter mit Gewittern?

Die sind vor allem am Montag nicht auszuschließen. Das gilt nach jetzigem Stand besonders in der Mitte und im Süden unseres Landes. Aber für konkrete Warnungen ist es natürlich noch zu früh.

Dann schauen wir auf die Einzelheiten am Wochenende: Welches Wetter erwartet uns?

Am Samstag zeigen sich die Mitte und der Süden oft freundlich bis sonnig und nur in Richtung Alpen sind später einzelne Gewitter möglich. Auch der Norden bekommt noch einige schöne Anteile. Aber eben auch kompaktere Wolkenfelder und einen unlustigen Wind. Dementsprechend verteilen sich die Temperaturen bei 20 Grad an der windigen Nordsee und 30 Grad am hochsommerlichen Oberrhein.

Wie sieht es denn mit den Wassertemperaturen in den Badeseen aus?

Die liegen - gemessen in einem Meter Wassertiefe - oft bei 20 bis 24 Grad. Da wäre im August natürlich mehr möglich, was ebenso für die Küsten von Nord- und Ostsee gilt. Hier sind es meistens nicht mehr als 18 bis 20 Grad.

Was macht das Wetter am Sonntag?

Im Süden ändert sich bei Spitzenwerten bis 30 Grad nicht allzu viel. Im Norden hält der Trend zur Verschlechterung hingegen an. Die Wolken werden nämlich zahlreicher und können immer öfter Regen bringen. Und damit bleibt es bei den Nordlichtern auch am kühlsten mit 20 Grad an der See.

Und am Montag?

Sind im Süden nochmals bis zu 27 Grad möglich, bevor teils kräftige Gewitter den Sommer wieder auf die Reservebank schicken. Im übrigen Land ist es unterdessen schon spürbar frischer mit teils nicht mehr als 16 oder 17 Grad, Schauerwetter und einem lebhaften Wind, der dann am Dienstag und Mittwoch nochmals zulegen dürfte.

Wo wird es besonders windig?

Vor allem über der Nordhälfte. Auch Sturmböen sind dann nicht auszuschließen. Im Spätherbst oder im Winter ist das natürlich weniger ein Problem. Aber weil die Bäume jetzt ja alle voll belaubt sind, zeichnet sich - nach Stand jetzt - eine durchaus brisante Wetterlage ab. Abgerundet wird das frühherbstliche Wetterbild noch von weiteren, teilweise intensiven Schauern und Gewittern bei 16 oder 17 Grad im Norden und bis zu 23 Grad im Südwesten.

Quelle: ntv.de

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