Diplomat moniert Testpflichten 89 Prozent in chinesischer Provinz mit Corona infiziert
09.01.2023, 12:09 Uhr Artikel anhören
In Henan entkam dem Coronavirus fast niemand.
(Foto: picture alliance / Photoshot)
In einer der bevölkerungsreichsten chinesischen Provinzen infizieren sich fast neun von zehn Bewohnern mit dem Coronavirus. Und die nächste Corona-Welle lässt vermutlich nicht lange auf sich warten. Der Botschafter in Berlin nennt die europäischen Testpflichten trotzdem Diskriminierung.
Im Zuge der massiven Ausbreitung von Covid-19 in China haben sich in Henan, einer der bevölkerungsreichsten Provinzen des Landes, nach Angaben eines Behördenvertreters fast 90 Prozent der Einwohner mit dem Coronavirus angesteckt. Bis zum 6. Januar hätten sich 89 Prozent der Bevölkerung der zentralchinesischen Provinz infiziert, erklärte der Direktor von Henans Gesundheitskommission, Kan Quancheng.
Henan ist mit rund 99,4 Millionen Einwohnern die chinesische Provinz mit der dritthöchsten Bevölkerungszahl. 89 Prozent der Bevölkerung entsprechen rund 88,5 Millionen Menschen. Der Höhepunkt der Arztbesuche wegen fieberhafter Erkrankungen sei in Henan am 19. Dezember erreicht worden, führte Kan aus. Seitdem seien die Infektionszahlen stetig zurückgegangen.
Chinas Behörden rechnen rund um das Chinesische Neujahrsfest am 22. Januar mit einer neuen Corona-Infektionswelle. Wegen der Feierlichkeiten machen sich Millionen Chinesen auf den Weg, insbesondere aus den großen Städten in ländliche Gebiete, um mit ihren Familien den Jahreswechsel zu feiern. Zu Beginn der massiven Reisewelle zählten die Behörden am Samstag bereits mehr als 34 Millionen Reisen.
"Mit Finger auf andere zu zeigen, löst kein Problem"
Nach landesweiten Protesten wegen der strikten Corona-Maßnahmen hatte die chinesische Regierung Mitte Dezember abrupt ihre bisherige Null-Covid-Strategie aufgegeben. Seit Sonntag sind auch Reisen von und nach China wieder deutlich einfacher: Für Einreisende entfiel die Quarantänepflicht, sie müssen nur noch einen höchstens 48 Stunden alten negativen Coronatest vorlegen. Seit den Lockerungen stiegen allerdings die Corona-Fälle in dem Land rapide.
Im Ausland, darunter auch in Deutschland, wächst hingegen die Angst vor neuen Virusvarianten, die durch Reisende aus China eingeschleppt werden könnten. Die Bundesregierung rät von nicht notwendigen Reisen nach China ab, außerdem verfügte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wie andere EU-Staaten eine Testpflicht für aus China kommende Reisende. Darüber hinaus soll es ergänzende Abwasserkontrollen für China-Reisen geben, um neue gefährliche Coronavirus-Varianten gegebenenfalls schnell zu entdecken.
Der chinesische Botschafter in Berlin, Wu Ken, warf den EU-Staaten wegen der Corona-Testpflicht für Reisende aus China Diskriminierung vor. "Mit dem Finger auf andere zu zeigen, hat noch kein einziges Problem gelöst", sagte Wu dem "Handelsblatt". Eine Entscheidung wie eine Corona-Testpflicht müsse "auf wissenschaftlicher Grundlage erfolgen". "Mir scheint da auch eine Diskriminierung im Spiel zu sein", fügte Wu hinzu. "Dies lehnen wir ab." Auf den Einwand, dass China selbst von Einreisenden einen maximal 48 Stunden alten negativen Coronatest verlangt, erwiderte Wu, dass diese Maßnahme nicht auf bestimmte Länder abzielte.
Quelle: ntv.de, chl/AFP