Ausflugswetter am Wochenende "Am nassesten war der Frühling im Süden"
01.06.2023, 16:03 Uhr Artikel anhören
In den vergangenen zwei Jahrzehnten war nur das Frühjahr 2006 noch regenreicher.
(Foto: picture alliance / Jan Eifert)
Im Frühjahr regnete es in Deutschland besonders viel - aber nicht überall: Während im Süden bis zu 800 Liter je Quadratmeter zusammenkamen, war es im Nordosten besonders trocken. Für den anstehenden Frühsommer hat ntv-Meteorologe Björn Alexander ein Adjektiv parat: makellos.
ntv: Für die Wetterexperten beginnt am 1. Juni schon der Sommer. Wie wird denn der zurückliegende Frühling in die Wetterchroniken eingehen?
Björn Alexander: Als einer der nassesten Frühlinge der vergangenen zwei Jahrzehnte. Deutlich regenreicher verlief nur das Frühjahr 2006 mit fast 250 Litern Regen pro Quadratmeter im deutschlandweiten Durchschnitt. In diesem Jahr waren es um die 200 Liter, und damit war es ähnlich nass wie im Frühjahr 2013.
Es gab bestimmt große regionale Unterschiede, oder?
Insbesondere auf den letzten Frühlingsmonat Mai bezogen auf jeden Fall. Denn der Osten hatte in den vergangenen Wochen oft schon mit Trockenheitsthemen wie erhöhter Waldbrandgefahr zu kämpfen.
Wie sind denn die Regendifferenzen?
Am nassesten war der Frühling im Süden, wo zum Teil mehr als 800 Liter je Quadratmeter zusammengekommen sind. Auch im Westen wurde der langjährige Schnitt übertroffen. So vermeldete Köln beispielsweise fast 235 Liter, während die Berliner Wetterstationen binnen der letzten drei Monate gut 100 Liter Regen weniger je Quadratmeter gemessen haben. Die trockenste Ecke liegt übrigens im Nordosten, wo teilweise kaum 60 Liter je Quadratmeter vom Himmel gekommen sind. Das entspricht dort nur gut der Hälfte der üblichen Regenmenge.
Welche Einordnungen gibt es für die Temperaturen?
Bezogen auf die vergangenen drei Jahrzehnte war der März zu warm, der April zu kalt und der Mai in etwa durchschnittlich. Insofern war das Frühjahr diesbezüglich ebenfalls unauffällig. Und auch die Sonnenscheindauer, die die Solaranlagen-Betreiber verstärkt im Fokus haben, landet am Ende im Bereich der langjährigen Werte mit knapp 500 sonnigen Betriebsstunden. Vorneweg rangiert natürlich der trockene Nordosten, während der Alpenrand am wenigsten Sonne abbekommen hat.
Was war sonst noch augenfällig?
Ungewöhnlich ist, dass es bisher im Jahr 2023 noch für keinen einzigen Hitzetag in Deutschland gereicht hat - sprich mit 30 Grad oder mehr. Allerdings fehlte am 22. Mai gar nicht mehr so viel mit 29,9 Grad in Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg).
Zu nass und ansonsten durchschnittlich - lässt sich daraus etwas für unseren Sommer ableiten?
Nicht wirklich. Zumindest aber folgte im Jahr 2006 auf das nasse Frühjahr unser Sommermärchen mit der Fußball-WM und einem Rekord-Juli in Sachen Hitze. Der Juli 2006 war nämlich 5 Grad zu warm. Ein Muster lässt sich daraus allerdings nicht ableiten.
Und was sagen die langfristigen Prognosen für die kommenden drei Monate?
Dass der Juni zu warm ausfallen wird und dass wir im ersten Sommermonat enorm große Unterschiede in puncto Regen erwarten können.
Ist das plausibel?
Nach jetzigem Stand ja. Wenn wir auf das großräumige Wettermuster blicken, dann erwartet uns vorerst einmal eine eingefahrene Wetterlage: Hochdruckeinfluss über Nord- und Nordwesteuropa und Tiefdruckeinfluss im Süden unseres Kontinents.
Mit welchen Auswirkungen?
Rund ums Mittelmeer wiederholt mit Gewitterlagen, die sich auch bis in den Alpenraum und in den Süden Deutschlands ausdehnen dürften. Nach Norden hin bliebe es demnach hingegen überwiegend sonnig und trocken. Den Juli und den August bewertet die experimentelle Langfrist dagegen weniger kontrastreich und in Summe durchschnittlicher.
Von der unsicheren Entwicklung zu den konkreten Berechnungen: Was erwartet uns am ersten Juni-Wochenende?
Oft bestes Ausflugswetter mit viel Sonne. Einzig in Richtung Alpen sind nachmittags und abends lokale Gewitter möglich. Dazu erwarten uns frühsommerliche Temperaturen zwischen 18 Grad im Norden und bis zu 28 Grad am Rhein. Und ähnlich bis unverändert sieht es dann auch zum Start in die nächste Woche aus.
Welche Wassertemperaturen erwarten uns in den Seen und an der Küste?
Derzeit kostet der Sprung ins kühle Nass sicherlich noch ein wenig Überwindung. In Nord- und Ostsee mit Temperaturen von 13 bis 17 Grad, in den Seen sind es - je nach Höhenlage - zwischen 14 und knapp 20 Grad. Gemessen in einem Meter Wassertiefe und damit kann es in den flacheren Uferbereichen natürlich wärmer sein.
Sonnencreme zum Sonnenbad - was macht die Sonnenbrandgefahr?
In der klaren Luft und in Annäherung an den Sonnenhöchststand, der am 21. Juni auch kalendarisch den Sommer einläutet, legt der UV-Index weiter zu. In der prallen Sonne mit einer hohen Belastung im Bereich von 5 bis 7. Auf den Bergen ist die Sonnenbrandgefahr sogar nochmals höher mit Indizes von 8 oder mehr.
Gibt es im weiteren Verlauf ab Mitte kommender Woche Anzeichen für einen Wetterumschwung?
Noch ist da nicht allzu viel erkennbar. Einzig bei den Temperaturen kommt die 30-Grad-Marke wahrscheinlich schrittchenweise näher. Erst zum Ende der nächsten Woche lässt ein Teil der Wettercomputer die gewitteraktive Zone aus dem Süden weiter bis die Landesmitte vorankommen. Aber auch dieser Trend ist momentan noch mit einigen Unsicherheiten behaftet. Kurzum: Der Frühsommer bleibt in der Spur und vorerst meistens makellos.
Quelle: ntv.de