Angriff auf Transperson Angebliche Black-Hawk-Pilotin spricht über Hasswelle
03.02.2025, 15:44 Uhr Artikel anhören
Jo Ellis ist Hubschrauberpilotin und wurde nach dem Unglück Ziel transfeindlicher Angriffe.
(Foto: AP)
Nach dem Flugunglück über dem Potomac sieht sich die Pilotin Jo Ellis massiven Anschuldigungen ausgesetzt. Entgegen der Behauptungen hat sie nicht den beteiligten Helikopter geflogen. Dennoch wird sie Opfer von Hassnachrichten.
Nach dem Flugunglück über dem Fluss Potomac findet sich die Pilotin Jo Ellis in einem gewaltigen Social-Media-Sturm wieder. Dort kursieren Behauptungen, sie habe bei der Kollision einer Passagiermaschine und eines Armeehubschraubers den Helikopter geflogen. Bei dem Unglück kamen alle 67 Menschen an Bord der beiden Maschinen ums Leben.
Ellis ist zwar Pilotin und arbeitet auch für das US-Militär, doch am Tag des Unglücks saß nicht sie am Steuerknüppel des Black-Hawk-Hubschraubers. Vielmehr war eine hochgeschätzte junge Co-Pilotin an Bord. Deren Angehörige wollten zunächst verhindern, dass ihr Name bekannt wird. Die Familie von Rebecca M. Lobach änderte ihre Meinung später. Zuvor hatte Präsident Donald Trump den früheren Verkehrsminister Pete Buttigieg frontal angegriffen und ihm vorgeworfen, er sei "mit seiner Diversität" für das Unglück verantwortlich. Das sollte offenbar suggerieren, dass es nicht zu der Kollision gekommen wäre, wären nur (heterosexuelle) Männer an Bord gewesen.
Der offen homosexuelle Buttigieg reagierte auf die Anschuldigungen bei X und nannte sie "widerwärtig". "Während Familien trauern, sollte Trump führen, nicht lügen", so Buttigieg. Dass Jo Ellis mit dem Unglück in Verbindung gebracht wurde, war vermutlich kein Zufall. Denn seit der erneuten Amtsübernahme von Trump stehen zunehmend Minderheiten am Pranger, und Ellis ist eine transgeschlechtliche Frau. Dem US-Sender CNN sagte Ellis, sie sei nicht überrascht gewesen "von dem Hass", der nach diesen Falschmeldungen über sie hereingebrochen sei. "Das ist meine Realität und jetzt, da ich sichtbarer bin, kommt auch mehr Hass", sagte Ellis, die unter anderem im Irak und in Kuwait im Einsatz war.
"Ich lebe"
"Jo Ellis" war am Morgen nach dem Unglück die Nummer zwei der trendenden Begriffe auf X. In mehr als 90.000 Posts wurde sie fälschlicherweise mit dem tödlichen Unfall in Verbindung gebracht. Sie habe von einem Freund von dem Absturz erfahren, der gefragt worden sei, ob er Jo Ellis kenne, die das Unglück verursacht habe, erzählte Ellis.
In einer ersten Stellungnahme hatte sie sich zuvor schon bei Facebook geäußert. In einem Video sagte sie: "Ich bin Jo Ellis, ich bin eine Black-Hawk-Pilotin in der Nationalgarde von Virginia. So wie ich das verstehe, haben mich einige Menschen mit dem Crash in Washington in Verbindung gebracht. Und das ist falsch."
Vor allem gegenüber den Angehörigen der Opfer sei die Verbreitung dieser Fake News beleidigend, stellte Ellis weiter klar: "Das verdienen sie nicht, das verdiene ich nicht. Und ich hoffe, ihr wisst jetzt alle, dass ich lebe. Und das sollte genügen, um mit den Gerüchten aufzuhören."
Bei CNN betonte Ellis nun noch einmal: "Die falschen Behauptungen bringen mich und meine Familie in Gefahr." Sie zeigte sich aber auch überrascht von der "Liebe und Unterstützung", die sie durch Nachrichten aus aller Welt erfahren habe. Sie hoffe, dass die Gerüchte um ihre Person damit ein Ende haben und äußerte eine Hoffnung: "Ich glaube, dass Liebe heller scheint als Hass."
Quelle: ntv.de, sba