Panorama

Ermittler schweigen zu DetailsAngeschossener FDP-Kreisrat wohl kein Zufallsopfer

20.03.2023, 17:14 Uhr
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Polizeibeamte sichern Spuren auf dem abgelegenen Bauernhof in Hattenhofen. (Foto: picture alliance/dpa)

Im Raum Stuttgart bewohnt ein FDP-Kommunalpolitiker einen abgelegenen Bauernhof. Durch die Fenster hindurch wird am Sonntagabend auf den Mann geschossen. Der Landwirt wird schwer verletzt. Das Dorf ist schockiert, die Ermittler glauben nicht an eine Zufallstat.

Die Schusslöcher in der Fensterscheibe liegen eng beieinander, der oder die Schützen müssen sauber gezielt haben. Das Opfer: ein Landwirt und FDP-Kommunalpolitiker aus Hattenhofen, der am frühen Sonntagmorgen in seinem abgelegenen Bauernhaus durch das Fenster hindurch angeschossen und schwer verletzt wurde. In seiner Heimat Hattenhofen im Albvorland herrscht Fassungslosigkeit. Der Kreisrat sei bereits operiert worden, schwebe aber nicht in Lebensgefahr, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Fast alle anderen Fragen bleiben zunächst unbeantwortet.

Mit einer Sonderkommission versucht die Kriminalpolizei, die Spuren auszuwerten. Klar scheint zu sein, dass der Landwirt kein Zufallsopfer ist. Der Täter muss sich dem abgelegenen Hof durch den Garten genähert haben, im hinteren Bereich des Gebäudes schoss er durch die Fenster und traf den Kommunalpolitiker. Auch mehr als 24 Stunden später sind die Einschusslöcher in den Scheiben noch zu sehen.

Völlig unklar blieben zunächst die Hintergründe des Verbrechens: Wurde der Mann wegen seiner politischen Tätigkeit zum Opfer? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Der 65-Jährige sei ein ehrenamtlicher Vollblutpolitiker, sagte Hattenhofens Bürgermeister Jochen Reutter. Er habe sich um Themen wie Sparkassengeschäfte oder die Schließung einer kleineren Klinik gekümmert. "Dass sich aus dieser politischen Tätigkeit so eine Tat entwickelt, kann ich mir persönlich schwerlich vorstellen. Aber das sind ja alles nur Mutmaßungen", sagte der Bürgermeister. Von Anfeindungen gegen den ehrenamtlich tätigen FDP-Politiker sei ihm nichts bekannt, sagte Reutter.

Ermittlungstaktisches Schweigen

Auf dem Hof des Opfers gibt es Weihnachtsbaumverkäufe, einen landwirtschaftlichen Betrieb und auch Feiern wie Hochzeiten. Auch der Vater des Mannes war schon in der Politik. "Die Familie kennt man, ihn kennt man", erzählte der Bürgermeister der beschaulich gelegenen Gemeinde. Und obwohl die Hintergründe völlig unklar sind, sorgt die Gewalttat für Fassungslosigkeit bis in hohe politische Kreise. Göppingens Landrat Edgar Wolff zeigte sich in einem Schreiben an die Mitglieder des Kreisrats "zutiefst betroffen und schockiert über diese Gewalttat". FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte: "Ich bin entsetzt über die schrecklichen Nachrichten." Seine Gedanken seien jetzt bei dem Kommunalpolitiker und dessen Familie.

Bundesagrarminister Cem Özdemir von den Grünen wünschte dem Landwirt und Kreisrat baldige und vollständige Genesung. FDP-Fraktionschef Christian Dürr schrieb bei Twitter: "Der Angriff auf meinen Parteikollegen in Hattenhofen macht mich sprachlos. Ich bin schockiert über diese Gewalttat - und zugleich erleichtert, dass sie keinen schlimmeren Ausgang hatte."

Die Menschen in dem Ort seien besorgt, schildert der Bürgermeister. Ist der Täter noch im Ort? Was waren die Gründe? Doch die Ermittler sind zurückhaltend, vieles wisse man nicht, manches könne man aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht sagen. Bürgermeister Reutter sagt: Das Wichtigste sei, dass der Landwirt bald wieder gesund wird.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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