Panorama

Tatverdächtiger festgenommen Auto rast in Menschenmenge: Zwei Tote in Mannheim

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In Mannheim laden Schausteller und Budenbetreiber auf den Fasnachtsmarkt ein. Am Mittag nimmt das bunte Treiben ein jähes Ende: Laut Polizei rast ein Auto in die Menge von Besuchern. Dabei sterben zwei Menschen. Der Tatverdächtige, ein 40-jähriger Deutscher, wird festgenommen.

In Mannheim ist am Mittag ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Dabei starben laut Polizeiangaben zwei Personen und zehn weitere wurden verletzt. Fünf Personen seien schwer, fünf weitere leicht verletzt worden, teilt die Polizei mit. "Alle Verletzten wurden in verschiedene Krankenhäuser gebracht", so die Behörde.

"Im Rahmen der sofort eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen konnte ein Tatverdächtiger ermittelt und festgenommen werden", teilt die Polizei mit. Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. Der Autofahrer sei ein 40-jähriger Deutscher aus Rheinland-Pfalz, teilt der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl mit. Die Polizei schließt bisherigen Ermittlungen zufolge einen politischen Hintergrund aus.

Der Vorfall ereignete sich nach Polizeiangaben am zentralen Paradeplatz. Dort findet laut städtischer Tourismusgesellschaft seit Donnerstag der Fasnachtsmarkt statt. Dieser besteht aus 60 Imbissbuden, Fahr- und Spielgeschäften von Schaustellern. Für morgen war der letzte Markttag geplant. Inzwischen hat das Rathaus den Fasnachtsmarkt am Wasserturm und die Straßenfasnacht in der Innenstadt abgesagt. Nach Angaben Strobls gibt es bislang jedoch keine Hinweise darauf, dass die Tat mit einer Faschingsveranstaltung zusammenhängt.

Die Beamten befinden sich weiter im Großeinsatz. Sie meldeten in Warndiensten eine "lebensbedrohliche Einsatzlage". Diese Warnung blieb auch nach der Festnahme bestehen, inzwischen wurde die Warnung aufgehoben. Bürger sollten vom Mittag an bis etwa 16.45 Uhr in geschlossenen Räumen zu Hause bleiben.

Auf Fotos vom Ort des Geschehens sind Trümmer zu sehen, mindestens eine Person liegt demnach abgedeckt unter einer Plane. Es ist weiterhin unklar, ob es sich um einen Unfall oder einen gezielten Anschlag handelt.

Mit diesem Ford fuhr der Verdächtige in die Menge an Marktbesuchern.

Mit diesem Ford fuhr der Verdächtige in die Menge an Marktbesuchern.

(Foto: picture alliance/dpa)

Klinik verschiebt OPs

Bislang versorgt die Universitätsklinik in Mannheim insgesamt drei Verletzte. Es handelt sich um zwei Erwachsene und ein Kind. Alle drei seien mit hoher medizinischer Dringlichkeit eingestuft worden und würden akutmedizinisch versorgt, teilte die Klinik mit.

Das Krankenhaus bereitete unmittelbar nach dem Vorfall alles für einen möglichen Massenanfall mit Verletzten (MANV) vor. Es sei sofort der Katastrophen- und Einsatzplan umgesetzt worden, mit dem die Versorgung von Verletzten vorbereitet wird. Insgesamt acht Traumateams wurden bereitgestellt, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

"Verschiebbare Operationen, die noch nicht begonnen hatten, wurden umgehend vom Operationsplan genommen, um zusätzliche Operationskapazitäten zu schaffen", teilt die Uniklinik mit. Es seien auch die Kapazitäten auf den Intensivstationen verstärkt worden.

Am Unglücksort in der Innenstadt soll eine psychologische Betreuung eingerichtet werden. Diese soll unmittelbar Beteiligte versorgen, wie ein Polizeisprecher mitteilt. Die Polizei hat zudem ein Hinweisportal geschaltet, auf dem Zeugen Bild- und Videomaterial für Ermittlungszwecke hochladen können. Gleichzeitig rufen die Ermittler dazu auf, diese Bilder nicht öffentlich zu teilen. Außerdem erklärt die Polizei, es seien zahlreiche Falschnachrichten im Zusammenhang mit der Tat im Umlauf. Zeugen können sich zudem unter der 0800/503503555 beim Hinweistelefon der Polizei melden.

Faeser bricht Besuch in Köln ab

Nach Angaben der Polizei gibt es auch im benachbarten Ludwigshafen wegen des Einsatzes in Mannheim vermehrte Kontrollen. Man unterstütze mit Kontrollmaßnahmen im Innenstadtbereich und auf den Brücken nach Mannheim, teilt das Polizeipräsidium Rheinpfalz mit.

Innenministerin Nancy Faeser brach wegen der Ereignisse ihren Besuch beim Kölner Rosenmontagszug ab, wie ein Ministeriumssprecher mitteilt: "Sie wird laufend unterrichtet." Die Rettung von Menschenleben, Versorgung von Verletzten und die ersten Ermittlungen durch die Behörden in Mannheim stünden jetzt im Vordergrund.

Nach Informationen von RTL/ntv ist Faeser auf dem Weg nach Mannheim, wo sie am Abend Statements abgeben will. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will sich vor Ort ein Bild der Lage verschaffen. Kretschmann sei bereits auf dem Weg nach Mannheim, teilt ein Regierungssprecher mit.

Polizisten waren schwer bewaffnet auf der Suche nach dem Verdächtigen.

Polizisten waren schwer bewaffnet auf der Suche nach dem Verdächtigen.

(Foto: picture alliance/dpa)

In den vergangenen Wochen gab es mehrere Anschläge, bei denen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt gerast war. Mitte Februar war ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Dabei kamen eine junge Frau und ein Kind ums Leben.

Mannheim liegt im Norden Baden-Württembergs an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Stadt ist mit rund 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs.

Quelle: ntv.de, chr/mpa/dpa/rts/AFP

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