Ausgeliefert von Ecuador Berüchtigter Drogenboss "Fito" in den USA gelandet
21.07.2025, 07:52 Uhr Artikel anhören
José Adolfo Macías Villamar wurde im Juni festgenommen.
(Foto: IMAGO/Agencia Prensa-Independiente)
Nach der spektakulären Flucht von Drogenboss "Fito" aus einem Gefängnis eskaliert die Gewalt in Ecuador: Autobomben, Geiselnahmen und Morde erschüttern das Land. Nachdem er erneut gefasst wurde, wird er jetzt in die USA ausgeliefert. Es droht eine lange Haftstrafe.
Der berüchtigte ecuadorianische Drogenboss José Adolfo Macías Villamar alias "Fito" ist nach Angaben der Behörden in dem südamerikanischen Land an die USA ausgeliefert worden. Macías Villamar wurde am Sonntag von Polizisten und Soldaten eskortiert, als er das Hochsicherheitsgefängnis in der Hafenstadt Guayaquil verließ, um an die USA überstellt zu werden, wie die Strafvollzugsbehörde Snai mitteilte. Der Flugortungswebsite "Flightradar" zufolge landete Macías Villamars Flug am späten Sonntagabend im US-Bundesstaat New York.
Macías Villamar war Anfang 2024 aus dem Gefängnis in Guayaquil entkommen, vor knapp einem Monat wurde er wieder gefasst. Der einflussreiche Bandenchef war von der US-Staatsanwaltschaft in Abwesenheit wegen Drogenschmuggels, Verschwörung und Verbrechen im Zusammenhang mit Schusswaffen in sieben Fällen angeklagt worden. Im Falle einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Die US-Staatsanwaltschaft wirft Macías Villamars Bande Los Choneros vor, mit dem berüchtigten mexikanischen Sinaloa-Kartell zusammenzuarbeiten und wichtige Drogenhandelsrouten zwischen Südamerika und den USA zu kontrollieren. Nach Angaben des US-Justizministeriums wird Macías Villamar am Montag für die Anklageerhebung vor einem US-Bundesgericht erscheinen.
Eskalation nach Flucht
Nach Macías Villamars Flucht aus dem Gefängnis Anfang 2024 war die Bandengewalt in Ecuador eskaliert. Staatschef Daniel Noboa verhängte infolgedessen landesweit einen mehrmonatigen Notstand. Die Banden schlugen zurück und zündeten Autobomben, entführten Polizisten und ermordeten mehrere Menschen. Für Aufsehen sorgte insbesondere der Überfall auf ein Fernsehstudio: Schwerbewaffnete, maskierte Männer stürmten Anfang Januar während einer Livesendung ein Studio des staatlichen Fernsehsenders TC in Guayaquil. Sie nahmen dabei kurzzeitig mehrere Journalisten und andere Mitarbeiter als Geiseln.
Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel. Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen.
Vor allem in Ecuadors Gefängnissen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden. Macías Villamar war seit 2011 inhaftiert und verbüßte eine 34-jährige Haftstrafe wegen organisierter Kriminalität, Drogenhandels und Mordes. Er wird auch verdächtigt, die Ermordung des aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio im Jahr 2023 angeordnet zu haben. Villavicencio hatte vor seiner Kandidatur als Journalist gegen Korruption gekämpft.
Quelle: ntv.de, rog/AFP