"Fragwürdige Kirchenführung" Bischof Bätzing greift den Papst an
31.01.2023, 10:41 Uhr (aktualisiert)
Bei der Debatte ums Zölibat verlasse der Heilige Geist nicht fluchtartig den Raum, meint der Limburger Bischof Bätzing.
(Foto: picture alliance / epd-bild)
Zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Papst herrscht Funkstille. Der Vorsitzende Bätzing beklagt sich in einem Interview, dass Franziskus mit ihm nur über Interviews spricht. Mit der Eiszeit hat auch der umstrittene Kölner Kardinal Woelki zu tun.
Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, Papst Franziskus kritisiert. Nach einer deutlichen Ablehnung des sogenannten synodalen Wegs der deutschen Kirche durch den Papst in einem Interview sagte der Limburger Bischof der Zeitung "Welt": "Diese Art, Kirchenführung durch Interviews wahrzunehmen, halte ich für äußerst fragwürdig."
Bätzing verwies auf den jüngsten Besuch der Bischöfe im November im Vatikan, wo Gelegenheit zu einem Austausch gewesen wäre. "Warum hat der Papst nicht mit uns darüber gesprochen, als wir im November bei ihm waren? Da wäre die Gelegenheit gewesen, aber da hat er die Gelegenheit zum Austausch nicht genutzt", sagte er. Franziskus hatte den synodalen Weg, bei dem Kleriker und Laien der deutschen Kirche Reformvorhaben diskutieren, als ideologisches Projekt von Eliten bezeichnet.
Bätzing sagte der Zeitung weiter, dass Franziskus als Beispiel für angebliche deutsche Ideologie den Streit über den Zölibat genannt habe, könne er nicht nachvollziehen. "Ob der Zölibat verpflichtend bleiben muss, das ist eine Frage, die seit 60 Jahren diskutiert wird." Der Papst habe diese Debatte selbst auf der Amazonas-Synode der dortigen katholischen Kirche zugelassen. "Das jetzt als ideologische Debatte zu bezeichnen, wo der Heilige Geist sozusagen fluchtartig den Raum verlässt - was soll das?"
Woelki-Brief sorgt für Veto des Vatikans
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz machte auch fehlende Kommunikation zwischen ihm und dem Kirchenoberhaupt öffentlich. Es gebe derzeit "keinen direkten Gesprächskanal", sagte er. "Das ist ja der Punkt: Wir hatten einen Gesprächskanal, den offiziellen Besuch aller Bischöfe im November in Rom." Eine ganze Woche seien sie dort gewesen. "Allein mit Papst Franziskus haben wir zweieinhalb Stunden zusammengesessen. Ich würde sagen: Das ist der Ort für den Papst, mit uns zu sprechen. Dann hätten wir antworten können."
Das Verhältnis der deutschen Kirche zum Vatikan hatte sich in jüngster Zeit im Streit um den synodalen Weg massiv verschlechtert. Zuletzt sprach der Vatikan in einer vom Papst unterstützten Erklärung den deutschen Bischöfen die Befugnis ab, einen synodalen Rat einzurichten. Dies soll ein ständig arbeitendes Gremium aus Klerikern und Laien sein, das Reformen diskutiert. Bätzing wehrte sich öffentlich gegen das Veto aus Rom.
Angestoßen wurde das Veto aus Rom durch eine "Frage" der fünf dezidiert konservativen deutschen Bischöfe - Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki und die bayerischen Bischöfe von Eichstätt, Augsburg, Passau und Regensburg -, ob sie an dem synodalen Ausschuss teilnehmen müssten und überhaupt dürften. In der Antwort schreibt der Vatikan, dass die Bischöfe nicht am synodalen Ausschuss teilnehmen müssten.
(Dieser Artikel wurde am Freitag, 27. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mau/AFP